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Änderungen im Tierbestand

Delphine erwarten Zuwachs

Die Geburt eines Delphinkalbs im Tiergarten der Stadt Nürnberg rückt näher: Nach einer langen zeitlichen Pause steht die Niederkunft bei dem weiblichen Tier Sunny bevor. Die Geburt ist in den nächsten Wochen zu erwarten. Die letzten Ultraschall-Untersuchungen zeigen ein normal entwickeltes Kalb, das in Bezug auf Größe und Herzschlag in einem guten Zustand ist.

Die Vorbereitungen auf die Geburt laufen bereits seit längerer Zeit. Dafür wurden Erfahrungen von Delphinarien aus vielen Ländern gesammelt sowie Vorgehensweisen besprochen. Es wurde ein detailliertes Protokoll erstellt, sodass die Eingriffe im Falle einer Unregelmäßigkeit bereits vorab festgelegt werden. Diese Vorbereitungen verfolgen das Ziel, möglichst viele mögliche Vorkommnisse im Rahmen und im Nachgang der Geburtzu bedenken und für die Fälle vorbereitet zu sein, bei denen eine
menschliche Intervention notwendig und sinnvoll sein kann. Fälle, in denen der Tiergarten eine Intervention für sinnvoll hält, sind unter anderem unregelmäßiges Trinkverhalten und/oder fehlende Milchwolken beim Saugvorgang, Anzeichen für Schwäche beim Kalb sowie oberflächliche Verletzungen, die eine Infektion nach sich ziehen könnten.

Die erste Voraussetzung für eine tiermedizinische Intervention ist die Möglichkeit, das Kalb untersuchen zu können. Dafür wurde im Zuge des Neubaus der Lagune ein Hebeboden in das für die Geburt vorgesehene Becken eingebaut. Mit Hilfe dieses Hebebodens können Mutter und Kalb schonend in niedriges Wasser gehoben werden, sodass Routine- Untersuchungen des Kalbs im Wasser stattfinden können. Diese Vorgänge werden seit Monaten wiederholt mit Sunny geübt, sodass sie daran gewöhnt ist.

Da Sunny bei ihrer letzten Geburt im Jahr 2007 sehr gutes mütterliches Verhalten gezeigt hat, hoffen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass sie auch dieses Kalb sofort akzeptieren und führen wird. Dennoch weist der Tiergarten ausdrücklich darauf hin, dass genauso wenig wie in der Humanmedizin auch in der Tiermedizin eine Garantie oder eine sichere Prognose für ein überlebensfähiges Jungtier abgegeben werden kann. Natürliche, biologisch begründete Todesursachen sind möglich und dann zu akzeptieren.

Die künftige Mutter Sunny wurde bereits mit ihrer besten Freundin Jenny von dem Rest der Gruppe getrennt, sodass sie keine Bedrängung durch die Bullen oder andere Tiere vor, während oder nach der Geburt zu befürchten hat. Sobald sich die Geburt ankündigt, wird Sunny in das Geburtsbecken gelassen und wird dort alleine sein, bis das Kalb geboren ist und sich die Situation als stabil erweist. Danach wird das Kalb zusammen mit der Mutter an seine Umgebung der unterschiedlichen Becken gewöhnt und dann sukzessive in die gesamte Gruppe integriert.

Bei der Neukonzeption der Delphinhaltung in Nürnberg wurden zwei Faktoren maßgeblich weiter entwickelt. Durch den neuen Hebeboden ist es nun möglich, das Kalb im Wasser zu untersuchen und gegebenenfalls bei Bedarf zu behandeln. Damit kann nun mit Delphinkälbern wie mit allen anderen Jungtieren im Tiergarten verfahren werden.

Der zweite Faktor, die sozialen Einflüsse des Gruppenlebens auf die Entwicklung und das Lernen der einzelnen Gruppenmitglieder, macht den Bärenanteil der Neuplanung aus. Das Mehrbeckensystem mit seinen vielfältigen Möglichkeiten für die Tiere, Komfort-, Schutz- und Präferenzräume zu wählen, zu wechseln und zu nutzen, ist schon mehrfach vorgestellt worden. Nach der dreijährigen Erfahrung, die nun vorliegt, haben sich die Erwartungen, die an dieses Haltungssystem geknüpft waren, erfüllt.
Bei Brunft, spielerischen Verfolgungsjagden, bei hierarchischen Rangkämpfen und anderen Gelegenheiten können die Tiere sich selbst sortieren und organisieren. Sie können sich zusammentun oder sich aus dem Weg gehen. Schnell erkennt man, ob es sich um vorübergehende Rangeleien oder um eine perspektivisch dauerhafte Unverträglichkeit handelt. In letzterem Fall muss es dann zu einem Transfer in ein anderes Delphinarium kommen, wie es zurzeit für den Bullen Rocco vorgesehen ist.

Ein zweiter sehr wichtiger Aspekt ist das soziale Lernen aller Gruppenmitglieder, vor allem aber der weiblichen Tiere, bei Geburt undAufzucht. So mancher erinnert sich noch an das Weibchen Nynke, die ihre Kälber nicht versorgt und sogar angegriffen hat. Nynke wurde daraufhin zum sozialen Lernen in die große Delphingruppe in die Lagune von Harderwijk in den Niederlanden gebracht. Dort konnte sie vor ihrer nächsten Niederkunft die Geburten anderer Tiere und die folgende Aufzucht erleben. Sie zieht dort gerade ihr zweites Jungtier auf. Ihr erstes Jungtier, Kai, ist nun schon vier Jahre alt und lebt in Nürnberg.

Für das soziale Lernen ist das Geburtsbecken in Nürnberg über drei Verbindungen mit allen angrenzenden Becken verbunden, so dass alle Tiere Geburt und anfängliche Aufzucht mit erleben können, bis Sunny mit ihrem Kalb wieder gänzlich in die Gruppe integriert ist.

Bisher hat sich die Delphinlagune tierhalterisch hervorragend bewährt und alle Mitarbeiter erwarten nun mit einer Mischung aus Freude und Anspannung die erste Geburt in der neuen Anlage, in einer neu formierten sozialen Gruppe, die nun Sunnys Muttererfahrung miterleben und davon wiederum lernen kann.

wiederum lernen kann.