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Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP)

Die Vereinten Nationen sind eine Welt für sich. Wer sich in dem Dschungel aus Organisationen, Konferenzen, Arbeitsgruppen und Projekten zurechtfinden will, braucht vor allem eins: Ein Lexikon mit englischsprachigen Abkürzungen. Unter UNEP findet man das „United Nations Environment Programme“. Dahinter verbirgt sich nicht etwa ein Arbeitsplan, sondern eine UN-Organisation mit Sitz in Nairobi (Kenia).

Das UNEP tritt seit 1972 für einen schonenden Umgang mit der Umwelt ein und entwickelt zwischenstaatliche Instrumente für deren Schutz. Es sammelt Umweltdaten, bereitet Konferenzen vor, stellt Managementpläne auf, vernetzt Umwelttechnologien und unterstützt Institutionen beim Aufbau einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei arbeitet es mit anderen UN-Organisationen, Regierungen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen sowie gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden zusammen.

Das UNEP definiert sich als „Stimme der Umwelt“ innerhalb der Vereinten Nationen. Dass diese Stimme zunehmend auch außerhalb des Behördenapparates der UN gehört wird, zeigt zum Beispiel das große mediale Interesse am Weltklimarat. Das IPCC („Intergovernmental Panel on Climate Change“) ist eine Gemeinschaftsgründung der „World Meteorological Organisation“ (WMO) und des UNEP. Im Dezember 2007 erhielt das IPCC zusammen mit Al Gore den Friedensnobelpreis.

Oberstes Ziel: Die Vielfalt der Lebensformen erhalten

Wer politisch erfolgreich sein will, braucht Leitbilder. Die Vision des „World Conservation Monitoring Center“ (UNEP-WCMC) lässt sich an einen einzigen Begriff festmachen: Biodiversität, die Vielfalt der Lebensformen auf unserer Erde. Das Zentrum mit Sitz in Cambridge (Großbritannien) sammelt weltweit Daten zur Artenvielfalt und versucht, die politischen Entscheidungsträger davon zu überzeugen, dass die Biodiversität nicht zuletzt auch zum Wohle der Menschheit erhalten werden muss.

Seit 1992 hat das WCMC unter anderem eine Reihe von Arktis-Projekten aufgelegt, die der Kartierung von Tier- und Pflanzenarten, der Einrichtung von Schutzgebieten und dem Aufbau von Datenbanken dienten. So wurde zum Beispiel eine Verbreitungskarte von Wasser- und Wattvögeln erstellt, die im Sommer von allen Teilen der Welt „anreisen“, um in der Arktis zu brüten. Mit 35 000 Flugkilometern pro Jahr hält die Küstenseeschwalbe den Langstreckenrekord. Sie nistet im hohen Norden und überwintert in der Antarktis.
Ein weiteres Projekt ist die „Arctic Bird Library“. Sie bietet 129 Porträts von Vögeln, die hauptsächlich in der Arktis leben, zum Teil mit Verbreitungskarten, Fotos, Videos und Lautäußerungen.

Im Mittelpunkt aller Aktivitäten des WCMC steht stets das Ökosystem. „Arctic biodiversity is more than just Polar Bears“, erklärte die Organisation zum Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai 2007. Um die Bedeutung der arktischen Artenvielfalt und deren Bedrohung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, wurden vier Polarbewohner ausgewählt: die Elfenbeinmöve, das Rentier, der Seesaibling und der Knuststrandläufer.
Die Elfenbeinmöve ernährt sich von den Resten der Eisbärenmahlzeit und ist wie der König der Arktis existentiell auf das Meereis angewiesen. Das Rentier liefert die Haupteinnahmequelle für die indigenen Einwohner des hohen Nordens. Der Seesaibling ist der Süßwasserfisch mit der nördlichsten Verbreitung. Er steht für die arktischen Flüsse, die jedes Jahr mehr als 4 600 Kubikkilometer Süßwasser in das Nordpolarmeer pumpen. Der Knutstrandläufer repräsentiert die große Zahl von Zugvögeln, die in der Arktis brüten. Im Winter lebt er in Süd- und Westafrika.

Umweltdaten sammeln und für Behörden und die Öffentlichkeit aufarbeiten. Dies ist die Aufgabe von zahlreichen UNEP-Zentren rund um den Globus. Das GRID-Arendal (Global Resource Information Database) hat seinen Sitz im norwegischen Arendal. Auf dessen Internetseite findet man zum Beispiel einen arktischen Umweltatlas, der Auskunft über Topographie, Geologie, Bodenbeschaffenheit, Permafrostverteilung, Plattentektonik, Bevölkerungsdichte, Schutzgebiete usw. bietet.

Achim Steiner ist Direktor des UN-Umweltprogramms

In Sachen Umweltschutz genießt Deutschland offenbar ein hohes Ansehen in der Welt. Von 1998 bis 2006 stand der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer dem UNEP vor, seit Juni 2006 leitet der deutsche Politiker Achim Steiner die Geschicke des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Steiner ist Mitglied der Senior Management Group (SMG), dem Kabinett von Generalsekretär Ban Ki-moon und trägt den Titel eines Generaluntersekretärs der Vereinten Nationen.

Bereits mit 39 Jahren wurde Steiner, der 1961 in Brasilien geboren ist, Generalsekretär der Weltnaturschutzunion (IUCN), des größten Naturschutzbündnisses der Welt mit Sitz im schweizerischen Gland. Die „International Union for Conservation of Nature and Natural Recources” gibt zum Beispiel die „Rote Liste gefährdeter Arten“ heraus. Mitglied dort sind nicht nur mehr als 800 Nichtregierungsorganisationen, sondern auch staatliche Naturschutzämter, Regierungen und mehr als 10.000 Wissenschaftler aus insgesamt 140 Ländern.

Nach seinem Studium der Philosophie, Politologie und Ökonomie an der University of Oxford und einem Master-Degree in Ökonomie und Regionalplanung an der University of London arbeitete Steiner als Entwicklungshelfer für die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in einem pakistanischen Dorf, später betreute er ein Naturschutzprojekt in Südafrika. Als Berater für nachhaltige Entwicklung zog es ihn nach Oman, Vietnam, die USA, Südamerika und Ozeanien. Schließlich übernahm er die Leitung des Internationalen Sekretariats der “Weltkommission für Dämme”.

Ob IUCN oder nun UNEP, in allen Fällen muss der Chef einen vielstimmigen Chor leiten können. Gefragt, was er mit einer großen Geldsumme anfangen würde, meinte Steiner: „Ein Drittel würde ich für den Austausch zwischen Leuten spenden, die nichts miteinander anfangen können – nur so können wir neue Wahrnehmungen schaffen und wirklich etwas verändern.“

Die Umwandlung des UNEP in eine zielgerichtete und ergebnisorientierte Organisation steht daher ganz oben auf der Liste von Steiners Aufgaben. Als weiteres wichtiges politisches Thema nannte der Exekutivdirektor am 20. Februar 2008 auf einer Tagung in Monaco: „The transformation of the `Brown` global economy into a modern 21st century Green Economy.“
Mathias Orgeldinger

Mehr zum Thema

UNEP (englisch)

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Artic Bird Library (englisch)

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Biografie von Achim Steiner (englisch)

Interview mit Achim Steiner

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