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Sie gelten als die stärksten Greif- In einem weiteren Projekt haben
          vögel der Welt und in verschiede- Forscher des Tiergartens, des Zoos
          nen Kulturen als mythische Wesen:  Wuppertal, der Arbeitsgruppe Aviä-
          Harpyien (Harpia  harpyia). Sie le- re  Reproduktion  der  Justus-Liebig-
          ben in den Regenwäldern Süd- und  Universität Gießen und Dr. Marcos
          Mittelamerikas  und  ernähren  sich  Oliveira eine Methode zur künst-
          von größeren Säugetieren wie zum  lichen  Befruchtung  von  Harpyien
          Beispiel verschiedenen Affenarten,  entwickelt. Denn sobald eine Art,
          Faultieren, Opossums, Baumstach- die sich so langsam fortpflanzt wie
          lern oder Ameisenbären. Harpyien  die Harpyie, als vom Aussterben be-
          können bis zu 40 Jahre alt werden,  droht gilt, wird es schwieriger, ihr
          mit zirka sechs erreichen sie die Ge- Ende zu verhindern.
          schlechtsreife und ziehen von da an
          in der Natur etwa alle drei Jahre ein
          Jungtier groß.

          Die Weltnaturschutzunion IUCN
          stuft die Art als gefährdet ein. Die
          vergleichsweise  langen Fortpflan-
          zungszyklen der Harpyien verschär-
          fen die Situation: Denn ihr Lebens-
          raum wird schneller zerstört, als
          sie sich anpassen und fortpflanzen
          können.

          Der Tiergarten hält seit 1980 Har-
          pyien und setzt sich für ein ko-
          ordiniertes Zuchtprogramm ein.
          Hierfür hat er die brasilianische
          Universidade  Federal do Espiritu
          Santo dabei unterstützt, die gene-
          tischen Daten der in brasilianischen
          Zoos lebenden Harpyien zu erfas-
          sen und zu katalogisieren. Dabei
          ging  es  darum,  deren  genetische
          Vielfalt und die geographische Her-
          kunft der einzelnen Tiere in Erfah-
          rung  zu  bringen.  Auf  dieser  Basis
          wurde ein detailliertes, genetisch
          basiertes Zuchtbuch erstellt. Ziel       HARPIA HARPYIA
          ist es mittelfristig, die bestehenden
          Zuchtbücher für Brasilien und die
          USA zusammenzuführen und um
          die europäischen Daten zu ergän-
          zen, sodass sämtliche Individuen
          der Art in Zoos erfasst sind und in
          einem gemeinsamen ex-Situ-Pro-
          gramm gemanagt werden. Manche
          in Nürnberg geborene Tiere wurden
          zudem bereits an Zoos in Brasilien,
          Peru und Ecuador abgegeben.
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