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Schwerpunktthema Nachhaltigkeit im Tiergarten     manatimagazin 22|02




 WIE DER TIERGARTEN   großes Stück näher. Für die Umsetzung bewirbt sich die Stadt um Fördermittel des Bundes.
                     Welche Komponenten dann in welchem Zeitraum ob der aktuellen Krisen umgesetzt werden
                     können, entscheidet der Stadtrat.
 NACHHALTIG ZU EINER   Nachhaltige Energieversorgung auf vier Pfeilern

                     Das CO₂-Konzept fußt auf vier Pfeilern: Einer großen Photovoltaikanlage (PV-Anlage) mit
 KLIMANEUTRALEN STADT   Speicher, mehreren Holz-Blockheizkraftwerken (BHKW), einem Nahwärmenetz und die
                     schrittweise energetische Sanierung der Gebäude des Tiergartens.

 BEITRAGEN KANN      Die PV-Anlage deckt den Strombedarf in den Sommermonaten zum Großteil. Der Speicher
                     sorgt dafür, dass der Betrieb auch nachts oder bei einem Stromausfall des öffentlichen Gas- und
                     Stromnetzes für rund 48 Stunden mit eigenem Strom weiterläuft. Im Winter werden Strom-
                     und Wärmeproduktion maßgeblich von den Blockheizkraftwerken getragen. Schon in der ers-
 Der Tiergarten könnte die aufwendige Haltung einer zunehmenden Zahl bedrohter   ten Umsetzungsphase sparen Stadt und Tiergarten bis zu 2,2 Millionen Kilowattstunden aus
 Arten CO₂ neutral leisten: Eine interdisziplinäre, fachbereichsübergreifende Arbeits-  dem fossilen Energieträger Gas pro Jahr ein.
 gruppe hat dafür in den vergangenen zwei Jahren ein Konzept erstellt.
                     Bis zu hundertprozentige Klimaneutralität in der zweiten Projektphase
 Anna  Böhm leitet die  Pressestelle des  Tiergartens.  Hier stellt  die  Politikwissenschaftlerin  und  Journalistin  das CO₂-  In einer zweiten Phase sollen unter anderem ein weiteres BHKW errichtet und das Nah-
 Konzept vor.        wärmenetz ausgebaut werden, sodass es auch das Tropenhaus versorgen kann. Das Nah-
                     wärmenetz ist überdies so geplant, dass auch nachträglich Einrichtungen außerhalb des
 ohlenstoff ist ein entscheidender Grundstoff allen Lebens auf unserem Planeten. Über   Tiergartens wie zum Beispiel die Akademie der Bildenden Künste oder ein öffentliches
 Jahrtausende hinweg haben Pflanzen, Felsen und Erdreich durch ihn an Masse gewon-  Wärmenetz angeschlossen werden können. Mit der Sanierung des Giraffenhauses und den
 Knen. Bäume wachsen, indem sie Kohlenstoff aus dem Gas Kohlenstoffdioxid abspalten   Investitionen in erneuerbare Energien könnte der Tiergarten insgesamt 90 Prozent seiner
 und als Feststoff binden. Auch Gesteine wie zum Beispiel Kalkstein binden Kohlenstoff und   Emissionen einsparen – oder 2.900 Tonnen an CO₂-Emissionen pro Jahr. Zur Einordnung:
 wachsen dadurch. Selbst Tiere und wir Menschen gewinnen an Masse, wenn wir Kohlenhydrate   Das entspricht der Menge an CO₂, die 1.950 Hektar Laubwald pro Jahr aufnehmen.
 zu uns nehmen. Wenn wir es damit aber übertreiben, werden wir dick und im schlimmsten Fall
 krank.              Die zehn Prozent, die zur Klimaneutralität fehlen, könnte er durch eine Pyrolyseanlage errei-
                     chen: Eine solche Anlage verarbeitet die Reststoffe aus der Pyrolyse zu Pflanzenkohle, die in den
 In diese Situation haben wir die Erdatmosphäre gebracht. Denn bis vor knapp 200 Jahren sorg-  Boden eingebracht werden kann – und dort nicht nur Kohlenstoff dauerhaft bindet, sondern
 ten vor allem natürliche Vorgänge wie Vulkanausbrüche, Verwesungsprozesse von Menschen,   auch die Bodenqualität verbessert. Die Pyrolyse entspricht in etwa dem chemischen Prozess
 Tieren und anderem organischen Material und das bloße Atmen von Lebewesen dafür, dass   der Köhlerei. Eine Pyrolyseanlage ist eine technische Möglichkeit, dem menschengemachten
 Kohlenstoff in Verbindung mit Sauerstoff als CO₂ in die Atmosphäre gelangte. Es war so viel,   Ungleichgewicht im jahrtausendealten Kohlenstoffkreislauf unserer Erde entgegenzuwirken:
 dass Pflanzen sich und uns ernähren konnten – und genau richtig, damit Sonnenstrahlen als   Indem sie organisches Material ohne Sauerstoffzufuhr aufspaltet und den aus der Atmosphäre
 produktive Kraft auf der Erde landeten.  gebundenen Kohlenstoff als Pflanzenkohle dauerhaft lagerfähig macht.

 Als wir Menschen die Brennkraft von Kohle entdeckten und seit Anfang des 19. Jahrhunderts
 begannen, damit das Wirtschaftswachstum anzuheizen, haben wir dieses über Jahrtausende
 gewachsene Gleichgewicht zu Fall gebracht. Insbesondere durch den Gebrauch fossiler Energie-
 träger wie Kohle und Gas jagen wir weiterhin ein Vielfaches mehr an CO₂ in die Atmosphäre,
 als Organismen in Form von Kohlenstoff binden können. Nur knapp 200 Jahre nach Beginn der
 Industrialisierung , ist unsere Atmosphäre übersättigt mit CO₂, durch die Folgen dieser Über-
 sättigung verarmt die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten – und so, wie wir ihn noch vor
 Jahrzehnten mit seinen Lebensräumen, seiner Flora und Fauna genießen konnten, ist er dem
 Tode nah.

 Was der Tiergarten für die Wiederherstellung des Gleichgewichts tun kann
 Der Tiergarten spielt eine relevante Rolle im Schutz der Biodiversität. Die dafür erforderliche
 und aufwendige Haltung und Zucht einer zunehmenden Zahl an bedrohten Tierarten führen
 aber zu einem enormen Energiebedarf.

 Wollen wir Lebensräume, Artenvielfalt und damit unsere eigene Lebensgrundlage retten, müs-
 sen wir dringend auch die Menge an CO₂ drosseln, die durch unsere Arbeit in die Atmosphäre
 gelangt. Mit dem Ziel, schnell und nachhaltig dazu beizutragen, hat eine Arbeitsgruppe aus
 Mitarbeitenden des Tiergartens, des Kommunalen Energiemanagements (KEM), Fachleute aus
 den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen, Umwelt und auch Energie der N-ERGIE in den ver-
 gangenen zwei Jahren ein Konzept für einen CO₂-neutralen Tiergarten entwickelt.
                     Altbau 2008 nahm KEM, das Kommunale Energiemanagement der Stadt Nürnberg, den
 Das CO₂-Konzept stellt die Energieversorgung des Tiergartens sicher, es entlastet das öffentli-  Gebäudebestand des Tiergartens unter die Lupe und machte sich mit der Wärmebildkamera
 che Strom- und Gasnetz und bringt die Stadt ihrem Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden, ein   auf die Suche nach Energieverlusten.


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