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KLIMA UND WÄLDER ie besondere Beeinträchtigung von erdulden müssen. Ein Baum, der heute ge-
pflanzt wird, braucht etwa hundert Jahre, um
Wäldern durch den Klimawandel er-
Dgibt sich durch drei Besonderheiten, zu einem großen Exemplar heranzuwachsen.
die Wälder von vielen anderen Schutzobjek- Er erlebt demnach den Übergang von einer
IN BEWEGUNG der immer unter freiem Himmel, wo sie den trockenere Umwelt am eigenen Leib und
ten unterscheiden. Erstens existieren Wäl-
kühlen Umgebung in eine neue, heißere und
Klimagrößen wie Temperaturen und Nieder-
kann nicht weglaufen, wenn die Verhältnisse
schlägen schutzlos ausgeliefert sind. Zum unerträglich geworden sind.
zweiten sind Bäume und die aus ihnen aufge-
bauten Wälder ortsfest und können nicht vor
herannahenden Gefahren fliehen. Drittens Bäume unter Druck
Schwerpunktthema Unser Wald
sind Bäume langlebige Organismen, die eine
andauernde Entwicklung wie sie der Klima- Wie es nach den Naturgesetzen zu erwarten
wandel darstellt, in ihrer Lebensgeschichte war, hat sich der zunehmende Klimawandel
in den letzten zwanzig Jahren bereits deut-
lich auf die Wälder ausgewirkt. Vor allem
die kältegewohnten Baumarten Fichte und
Mittlerweile wird es schwer, den Klimawandel zu leugnen. Was zu Beginn unse- Kiefer, die mit 48 Prozent einen Großteil der
res Jahrhunderts zunächst nur als diffuses Risiko erschien, ist mittlerweile zur Waldfläche Deutschlands einnehmen, haben
konkreten Gefahr für unsere hochentwickelten Gesellschaften ausgewachsen. schon jetzt deutlich und für jeden sichtbar
Doch auch urwüchsig und robust erscheinende Gebilde wie Wälder werden von unter dem herangezogenen wärmeren Kli-
einem Wandel der gewohnten Klimaumgebung viel stärker beeinflusst, als man ma gelitten. Diese Baumarten haben ihren
sich das früher ausgemalt hat. Verbreitungsschwerpunkt im hohen Norden
Europas und zusätzlich auch, bei der Fichte,
Dr. Christian Kölling, Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim in den kühlen Gebirgslagen Mitteleuropas.
Der Mensch hat diese beiden Baumarten
weit über das natürliche Maß hinaus auch in
den immer schon wärmeren Regionen unse-
res Landes künstlich angebaut. Jetzt wird es
zuallererst diesen beiden Baumarten bei uns
zu warm und die Schäden häufen sich an den
wärmeren Rändern der Vorkommen. Dabei
ist der Klimawandel noch längst nicht an sei-
nem Endpunkt angekommen.
In den ersten beiden Abbildungen sehen
wir typische Schadbilder bei Fichte und Kie-
fer. Häufig sind beim Absterben der Bäume
Schadorganismen beteiligt, die entweder
selbst vom Wandel profitieren oder indirekt
gefördert werden, weil die Bäume im un-
günstigen Klima zunehmend weniger vital
sind und die Angriffe der Schädlinge nicht
mehr so gut wie früher abwehren können. In
der Häufung besonders warmer und trocke-
ner Jahre seit 2018 wurde die zuvor nur ver-
mutete hohe Verwundbarkeit vieler Wälder
eindrucksvoll belegt.
Frankenwald Wo zuvor rauschende Fichtenwäl-
der standen, dehnen sich jetzt endlose Gras-
steppen. Nur mit Mühe kann man daraus wieder
Wälder gestalten.
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