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Schwerpunktthema Unser Wald manatimagazin 24|01
Untersuchungen zeigen, dass im Wirtschaftswald Selbst naturnahe Wälder sterben – ein Alarmzeichen Wir sollten darauf achten, dass die nächste Waldge- arten liegt ein unbekanntes Gefahrenpotential vor,
nicht alle Arten in ausreichenden Populationen ge- neration – hoffen wir und tun alles dafür, dass es die die Wald-Lebensgemeinschaften könnten sich stark
sichert werden können. Ebenfalls klar ist, dass un- Unser Wald, wie wir ihn die letzten Jahrzehnte ken- veränderten Klimaverhältnisse wieder auf allen der- verändern. Hier gilt es, sehr vorsichtig zu sein. Es gibt
bewirtschaftete Wälder allein unsere Waldlebensge- nen, wird sich in den nächsten Jahren sehr schnell und zeitigen Waldflächen zulassen – naturnäher, laubholz- von Natur aus mindestens 50 Baumarten bei uns – ist
meinschaften nicht ausreichend sichern können. Es umfassend verändern. Das gilt besonders für die na- reicher und vielfältiger wird und diese Wälder wirklich deren Potential wirklich ausgereizt?
braucht also auch den Wirtschaftswald für den Arter- turfernen Altersklassenwälder mit Fichte und Kiefer, nachhaltig bewirtschaftet werden. Gerade beim Wald
halt, den Klimaschutz und für den Rohstoff Holz. Aber den beiden häufigsten Baumarten in Deutschland. mit seinen langen Entwicklungszeiträumen sind un- Schöpfen wir Kraft aus der Natur, aus Wanderungen
müssen tatsächlich 100 Prozent unserer Wälder ge- Aber grundsätzlich werden durch den Klimawandel überlegte Schnellschüsse fehl am Platz. Der Wald der durch alte Laubwälder und versuchen Einfluss zu neh-
nutzt sein? Reichen nicht auch 95 Prozent? alle Waldgesellschaften in Mitleidenschaft gezogen, Zukunft muss zur Risikominimierung mehr Baumar- men auf die nächste Waldgeneration im eigenen Um-
insbesondere Wälder auf Trockenstandorten oder in ten pro Fläche aufweisen als in der Vergangenheit. Es feld. „Es gehört für mich zu den zentralen Aufgaben
Feuchtgebieten. Das Sterben selbst naturnaher Wälder sollte mehr natürliche Verjüngung zugelassen werden, einer zukunftsorientierten Politik, das reiche Natur-
Naturschutzbelange in die Bewirtschaftung integrieren ist ein Alarmzeichen! Um den einzigartigen Lebens- eine künstliche Bepflanzung sollte die Ausnahme sein erbe für unsere Kinder und Enkel zu bewahren“. Die-
raum Wald zu erhalten, müssen weltweit deutlich ver- und wenn, dann nur punktuell. Beim zum Teil propa- ser Satz von Bundespräsident Horst Köhler sollte uns
Wie viel nutzungsfreie Fläche soll es nun sein? Die stärkte Anstrengungen gegen den Klimawandel unter- gierten großflächigen Einsatz von exotischen Baum- dabei Auftrag und Verpflichtung sein – es lohnt sich.
Bundesregierung hat in der Nationalen Biodiversitäts- nommen werden. Es gilt, die Ursachen zu bekämpfen
strategie 2007 als Ziel formuliert, dass der Flächen- und nicht die Symptome.
anteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung 5
Prozent der Waldfläche betragen soll. Zwar ist es nicht
wie angestrebt gelungen, dieses Ziel bis 2020 zu er-
reichen – aktuell sind es rund 3 Prozent –, aber die Be-
mühungen zur Zielerreichung gehen weiter. Erreicht
werden kann es nur, wenn im Staatswald – das ist der
Wald, der allen Bürgern gehört – deutlich mehr Flä-
chen aus der Nutzung genommen werden als bisher.
Wir brauchen einen nachhaltig genutzten Wald auf
der weit überwiegenden Fläche und wir brauchen „Ur-
wälder“ auf wenigen Prozent. Wir brauchen Integrati-
on von Naturschutzbelangen in die Bewirtschaftung,
um ökologische Mindeststandards zu erreichen und
wir brauchen die Segregation in Form des völligen
Nutzungsverzichts.
Dem Wald insgesamt stehen aber schwierige Zeiten
bevor, durch den Klimawandel ist er bereits mitten-
drin. Schon heute sind vor allem in den Mittelgebirgen
riesige Flächen, einstmals mit Fichte bepflanzt, abge-
storben. Die dadurch entstandenen Freiflächen, zum
Teil komplett beräumt und – man glaubt es kaum –
wieder mit Fichten bepflanzt, fallen als Lebensraum
für Waldbewohner auf lange Sicht aus, von den sons-
tigen negativen ökologischen Folgen ganz zu schwei-
gen. Erschreckend sind auch große Kahlschläge in Flo-
ra-Fauna-Habitat(FFH)-Gebieten mit Buchenwäldern,
begründet mit den Auswirkungen des Klimawandels.
Hitze und Trockenheit haben seit 2018 auch den Wäl-
dern im Nationalpark Hainich zugesetzt, insbeson-
dere an südwestexponierten, steilen Hängen oder
flachgründigen Standorten. Nahezu im gesamten Na-
tionalpark sind einzelne abgestorbene Altbuchen oder
kleine Gruppen toter Buchen zu finden. Im Rahmen
der Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung hat die
Nationalparkverwaltung das Thema „Trockenschäden“ Prozessschutz Im Nationalpark
aufgegriffen, um zu sensibilisieren und mit Infotafeln bleibt die Natur weitestgehend
die Gefahren des Klimawandels zu unterstreichen. sich selbst überlassen, auch
nach Stürmen.
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