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TRICHEUS MANATUS










                    Sie zu beobachten hat für viele etwas
                    Meditatives. Scheinbar schwerelos
                    lassen sie sich durchs Wasser treiben,
                    ab und zu gleiten sie an die Oberflä-
                    che, um Luft zu holen. Die sanften
                    Meeressäuger haben sogar den Ein-
                    zug in die Mythologie geschafft: In
                    vielen Kulturen hielten sie die frühen
                    Seefahrer für Meerjungfrauen.
                    Der Mythos wird bleiben, aber wie
                    lange Seekühe, auch Manatis ge-
                    nannt, in der Natur überleben werden,
                    ist ungewiss. Die Weltnaturschutz-
                    union IUCN stuft Karibik-Manatis
                    (Tricheus manatus) als gefährdet ein.
                    Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich
                    entlang der Küstenregionen des tro-
                    pischen  und  subtropischen  West-
                    atlantiks – vom Südosten der USA   Auch in der Forschungsarbeit des Tier-
                    über Mexiko und Mittelamerika bis   gartens spielen Manatis eine zentrale
                    zum Nordosten Brasiliens. Zu ihrem   Rolle, zum Beispiel auf den Feldern
                    Lebensraum zählen Flüsse, Seen, La-  der Bioakustik und der Verhaltensbio-
                    gunen und Küstengewässer.          logie. Wissenschaftler des Deutschen
                    Dort sind sie vielen Gefahren ausge-  Primatenzentrums Göttingen und
                    setzt: Neben nicht nachhaltiger Jagd,   des Tiergartens haben beispielsweise
                    dem massiven Ausbau der Küstenin-  ein Jahr lang die sogenannten Signa-
                    frastruktur und der Verschmutzung   turpfiffe der Seekühe im Manatihaus
                    von Gewässer wird ihnen oft auch   aufgezeichnet und analysiert. Die-
                    der Schiffsverkehr zum Verhängnis:   se Laute sind bei jedem Individuum
                    Kollisionen mit Motorboten verur-  unterschiedlich. Für Artenschützer in
                    sachen häufig schwere Verletzungen.  der Natur, welche die Tiere im trüben
                    Der Tiergarten Nürnberg koordiniert   Gewässer nur schwer erkennen, ge-
                    für die Art das Erhaltungszuchtpro-  schweige denn unterscheiden kön-
                    gramm EEP des Europäischen Zoo-    nen, wäre eine automatisierte akus-
                    verbandes EAZA  und setzt sich  ge-  tische Erkennung, mit deren Hilfe
                    meinsam mit der ihm angegliederten   sie die Tiere so zählen können, eine
                    Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha   große Hilfe und die Basis für gezielte
                    e. V. auch für den Schutz der Tiere vor   Schutzmaßnahmen.
                    Ort ein: Über die Nichtregierungs-
                    organisation Proyecto Sotalia unter-
                    stützen beide bei wissenschaftlichen
                    Populationserhebungen und der Bil-
                    dungsarbeit.
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