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 HOCH HINAUS MIT UNGEWOHNTEN PER-  NEUE TIERARTEN IM TIERGARTEN

 SPEKTIVEN – AUF DEM KLIMAWALDPFAD  NÜRNBERG






 Durch eine Voliere mit Waldvögeln spazieren, den Blick in die Baumkronen des Reichs-  eit August ist das Nashorngehege nicht mehr nur das Revier unseres Panzernashorns (Rhinoceros unicor-
 walds schweifen lassen oder aus verschiedenen Blickwinkeln eine Rentierherde be-  nis) Sofie, es tummelt sich dort nun auch eine Gruppe Visayas-Pustelschweine (Sus cebifrons). Die vier
 obachten: Das und vieles mehr wird für Besucherinnen und Besucher des Tiergartens   SWeibchen, die aus verschiedenen europäischen Zoos nach Nürnberg kamen, sollen gemeinsam mit ihrem
 schon bald möglich sein – mit einem Waldpfad, der in bis zu 19 Meter Höhe durch die   Nachwuchs die Anlage beleben und sich in Zukunft alle Gehege mit dem Panzernashorn teilen.
 Baumkronen verläuft und dabei völlig neue Perspektiven auf Tiere und Anlagen bietet.
 Das Projekt entsteht unterhalb des Tiergartenrestaurants Waldschänke und wird von   Der Name der Visayas-Pustelschweine kommt einerseits von ihrer Heimat, den
 der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg finanziert. Besondere Veranstaltungen   philippinischen Visayas-Inseln, und andererseits von den großen Warzen in
 und Angebote umrahmen die Eröffnung Ende 2023.  ihrem Gesicht. Die Keiler besitzen zudem einen auffälligen Schopf, weshalb sie
             auch als Mähnenschweine bekannt sind. Der Tiergarten Nürnberg erhielt die
             Tiere im Zuge des EAZA Ex-Situ Programms (EEP) zur selbsterhaltenden Zucht
 ür den Lebensraum des heimischen Reichswalds zu sensibilisieren und Wissen darüber zu vermitteln, ist   der Pustelschweine in europäischen Zoos. Denn in ihrer philippinischen Hei-
 schon seit vielen Jahren ein wichtiges Anliegen des Tiergartens. Der Klimawaldpfad ist aus einem umwelt-  mat sind sie vom Aussterben bedroht. Obwohl sie in der Vergangenheit auf
 Fpädagogischen Konzept des Tiergartens heraus entstanden. Er soll als neues Lern- und Erlebnisangebot   vielen Inseln vorkamen, schrumpfte die Population in den letzten Jahrzenten
 verschiedene Besuchergruppen gezielt in die Kronenregion der heimischen Bäume führen und so das Öko-  um mehr als 80%, sodass sie heute nur noch stark fragmentiert auf zwei bis
 system Wald erlebbar machen. Der etwa 500 Meter lange Pfad wird barrierefrei als 2,6 Meter breiter Holzsteg   drei Inseln zu finden sind. Hauptgründe für den Rückgang der Zahlen sind zum
 zwischen Nadel- und Laubbäumen verlaufen.   einen wie bei vielen südostasiatischen Arten Habitatverlust und -fragmen-
             tierung, zum anderen ist das Überleben der Art aber zusätzlich durch nicht
 In den vergangenen Monaten hat das Vorhaben weiter   nachhaltige Bejagung und Hybridisierung mit Haus- oder Wildschweinen (Sus
 Form angenommen: Seit der zusätzlichen Förderzusa-  scrofa) bedroht. Eine immer größere Gefahr geht zudem von der Afrikanischen
 ge der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg, die   Schweinepest aus, die sich immer weiter in Südostasien ausbreitet.
 das Projekt nun mit 4,1 Millionen Euro fördert, wurde
 der endgültige Verlauf des Klimawaldpfades festge-  In europäischen Zoos, in welchen die Spezies erst seit 2004 zu sehen ist,
 Waldvogelvoliere
 legt. Der Pfad teilt sich dabei grob in zwei Themen-  leben derzeit über 150 Tiere. Auch unsere Gruppe soll nach der Eingewöh-
 schwerpunkte auf: Der erste Teil dreht sich um Tiere   nungsphase auf Dauer für regelmäßigen Nachwuchs sorgen und die ex-situ
 Amphibien  Tiere als Klimaopfer  als Opfer des Klimawandels, der zweite Teil rückt den   Population stärken.
 Wald der Zukunft in den Mittelpunkt, der dem Klima-
 Klimabotschafter  wandel besser Stand halten soll. Ein- und Ausgang   Nachdem die ehemalige Rentieranlage in der sogenannten „Mittelspange“
 Eisbär  Klimabotschafter
 Waldrentier  Klimaresiliente  liegen neben dem Tiergartenrestaurant Waldschänke.   (siehe auch Ausgabe 01/2022) mehrere Monate lang eine Baustelle war, sind
 Zukunftswälder
 Von dort geht es zunächst durch eine Waldvogelvolie-  nach ihrer Vollendung nun endlich die neuen Bewohner eingezogen: zwei
 re, ehe der Pfad in mehreren Metern Höhe einen neuen   Hauswasserbüffel (Bubalis arnee f. bubalis). Die zwei Bullen sollen das Ge-
 Blick auf den Aquapark mit Eisbären und Seelöwen er-  hege mit dem großen Wasserbecken austesten, bis die restlichen Anlagen
 Grünes Klassenzimmer
 möglicht. Wenige Meter weiter werden die Besucherin-  der Mittelspange fertiggestellt sind. Diese sollen am Ende alle miteinander
 nen und Besucher auch auf neue Anlagen und Tierar-  verbunden sein und diverse bedrohte Arten Südostasiens präsentieren. Fi-
 ten blicken können: Oberhalb der Sandsteinfelsen ist   nanziert wurde die Anlage vom Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V.
 eine Rentieranlage geplant, darunter ein Kleinbiotop
 für Amphibien und Reptilien unserer Wälder. Letzteres   Auch die Wildform (Bubalus arnee) unserer domestizierten Wasserbüffel ist
 soll unter anderem auf die Bedrohung der heimischen   eine bedrohte asiatische Art. In der Natur wird ihre Anzahl auf unter 4.000
 Amphibien durch Krankheiten aufmerksam machen, wie den für Feuersalamander tödlichen Pilz Bsal, der als   Tiere geschätzt. Grund dafür sind vor allem Krankheiten aus Hausrindbe-
 Seuche kategorisiert ist und Bayern im Steigerwald und in Memmingen bereits erreicht hat.  ständen, Hybridisierung mit Hausrindern und die Wilderei. Obwohl sie früher in einem Großteil Asiens vorka-
             men, sind sie heute in Bangladesch, Malaysia und Indonesien ausgestorben. Die letzten kleinen Vorkommen
 Ein weiterer Höhepunkt ist das „Grüne Klassenzimmer“: In luftiger Höhe und mitten im Kronenbereich des Bu-  soll es in Nepal, Bhutan, Thailand, Kambodscha, Myanmar und Indien geben.
 chenwalds wird es einen außergewöhnlichen Lernort für Kinder und Erwachsene und einen attraktiven Raum
 für Veranstaltungen bieten. Die pädagogische Ausstattung des Klimawaldpfades besteht unter anderem aus   Vor wahrscheinlich 5.000 Jahren wurden die wilden Wasserbüffel für die Nutzung durch den Menschen do-
 Infotafeln, Fernrohren und Materialien zum Anfassen. Daneben sorgen eingebaute Kletter- und Spielelemente   mestiziert. Aufgrund ihrer Stärke und Einsatzmöglichkeit im Wasser wurden sie in der Landwirtschaft unter
 dafür, dass Besucherinnen und Besucher den Wald und die Höhe mit allen Sinnen erleben können.  anderem für die Arbeit auf Reisfeldern gezüchtet. Andere Rassen wurden wiederum vermehrt für die Milch- und
             Fleischproduktion verwendet. Heutzutage sind domestizierte Wasserbüffel weltweit verbreitet, sowohl in Form
 Der Baubeginn ist im Frühjahr 2023 geplant, die Eröffnung soll dann gegen Ende des Jahres erfolgen. Der Klima-  von Hausbüffeln, als auch verwildert. In Europa werden Wasserbüffel schon seit Jahrhunderten traditionell zur
 waldpfad im Tiergarten wird vollständig von der Zukunftsstiftung anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der   Gewinnung von Mozzarella gehalten, aber auch im Rahmen von Beweidungsprojekten für den Naturschutz
 Sparkasse Nürnberg finanziert, weil der Zustand des Waldes als Lebensraum und als CO₂-Senke erheblich über   erfreuen sie sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Da sie relativ anspruchslos und robust in der
 die Lebensqualität künftiger Generationen entscheiden wird. Der Tiergarten steuert die thematisch eingebet-  Haltung sind und gut auf feuchten Weiden zurechtkommen, sorgen sie beim Abgrasen und Baden dafür, dass
 teten Tieranlagen bei. • Luisa Rauenbusch  diese wichtigen Habitate für andere Arten erhalten bleiben und nicht zuwachsen oder verlanden. • Diana Koch


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