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manatimagazin 23|01









                 Erfolgsgeschichte Dank intensiver
                 Artenschutzarbeit ist es gelungen,
                 das Goldene Löwenäffchen (Leonto-                                                                                                                 Liebe Leserin, lieber Leser,
                 pithecus rosalia) vor dem Aussterben
                 zu bewahren. Die Vorzeichen waren                                                                                                                      o tröstlich die Vorstellung von einer unberührten Natur in
                 denkbar schlecht: Sie leben im
                 Atlantischen Regenwald, einem der                                                                                                                      der Nachrichtenlage unserer Zeit sein mag – es gibt sie nicht
                 am stärksten bedrohten Ökosysteme                                                                                                                 Smehr. Selbst an Orten, an die noch nie ein Mensch seinen
                 der Welt.                                                                                                                                         Fuß gesetzt hat, haben wir unsere Spuren hinterlassen: Als Mik-
                                                                                                                                                                   roplastik in den Ozeanen, als Schadstoffe in der Luft, als Regen,
                                                                                                                                                                   der ausbleibt, als invasive Tier- oder Pflanzenart, die der Welthan-
                                                                                                                                                                   del dorthin gespült hat. Über Jahrtausende hinweg haben wir uns
                                                                                                                                                                   ausgebreitet und anderen Organismen den Lebensraum streitig
                                                                                                                                                                   gemacht. Längst sind wir selbst zu einer Urgewalt auf diesem Pla-
                                                                                                                                                                   neten geworden.

                                                                                                                                                                   Wir sind Ursache des Artensterbens und zugleich ein Schlüsselele-
                                                                                                                                                                   ment, es zu stoppen. Dafür Rückzugsorte für die Natur zu schaffen,
                                                                                                                                                                   kann ein Teil der Lösung sein. Aber es entbindet uns jenseits davon
                                                                                                                                                                   nicht der Verantwortung: Denn wir gehören selbst zu dem System,
                                                                                                                                                                   das wir gerade zerstören. Wir werden wieder lernen müssen, Lebens-
                                                                                                                                                                   räume und Ressourcen zu teilen. Fischer mit Delfinen, Wanderhirten
                                                                                                                                                                   mit Wildpferden, Landwirte mit Bibern und jeder von uns mit heimi-
                                                                                                                                                                   scher Flora und Fauna.

                                                                                                                                                                   In dieser Ausgabe des manatimagazin geht es um die menschli-
                                                                                                                                                                   che Dimension im Artenschutz. Armut ist hierbei eine der größten
                                                                                                                                                                   Herausforderungen. Wer täglich kämpft, um seine Familie zu ernäh-
                                                                                                                                                                   ren, freut sich über den Fisch im Netz – und nimmt den versehent-
                                                                                                                                                                   lich gefangenen Delfin in Kauf. Doch auch, wenn es nicht direkt um
                                                                                                                                                                   die Existenz geht, birgt das Zusammenleben von Menschen und
                                                                                                                                                                   Wildtieren Konfliktpotenzial. Auch hier erweisen sich die Lösungen
                                                                                                                                                                   als nachhaltig, in die alle Beteiligten einbezogen werden – und die
                                                                                                                                                                   ein gutes Auskommen für Tiere, Pflanzen und Menschen gewähr-
                                                                                                                                                                   leisten. Ermutigende Beispiele für solche Lösungen finden Sie auf
                                                                                                                                                                   den folgenden Seiten.

                                                                                                                                                                   Wir hoffen, dass Ihnen diese Ausgabe gefällt: Es ist die erste der neu-
                                                                                                                                                                   en Redaktion mit Luisa Rauenbusch, Jörg Beckmann, Lorenzo von
                                                                                                                                                                   Fersen und mir. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihnen

                                                                                                                                                                                                                 Anna Böhm
                                                                                                                                                                                          Leiterin der Tiergartenkommunikation
                                                                                                                                                                                                    Redaktion manatimagazin
















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