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Schwerpunktthema Unser Wald  manatimagazin 24|01  manatimagazin 24|01




             dingungen und zum anderen reagieren Bäume auf
             eine Reduzierung der Variation in ihren Genen mit
             einer geringeren Fitness. Im Gegensatz zu Agrar-
             pflanzen dauert es bei Bäumen viele Jahrzehnte,
             bis sie „geerntet“ werden können. Daher sind sta-
             bile Baumbestände von äußerster Wichtigkeit. In
             Züchtungsprogrammen werden Nachkommen von
             Elternbäumen in Versuchspflanzungen beurteilt.
             Dabei ist die Langlebigkeit von Bäumen ein Faktor,
             der die Züchtung erschwert (Isik, 2014).

             Versuchspflanzungen  müssen  meist  über  viele
             Jahre bis mehrere Jahrzehnte beobachtet werden,
             bevor verlässliche Aussagen über die Qualität und
             Leistungsfähigkeit der Bäume getätigt werden
             können. Zudem setzt die Reproduktion bei Bäu-
             men erst nach vielen Jahren ein, so dass sich lange
 Die nächste Generation Buchen-   Generationszeiten und damit lange Züchtungszyk-
 sämlinge werden im Gewächshaus    len ergeben. Es zeichnet sich ab, dass die eingangs
 aufgezogen. Jede Pflanze erhält ein   erwähnten neuen Möglichkeiten der DNA-Sequenzierung dazu   Auf Probe Blätter von Versuchspflanzen
 Schild mit Identifikationsnummer,    beitragen können, die Züchtungszyklen wesentlich zu verkürzen.   werden für eine spätere DNA-Isolierung
 um sie im Versuchsverlauf immer    Mittels genetischer Marker (auch hier werden SNPs verwendet)   aufbewahrt.
 eindeutig zuordnen zu können.   können die zukünftigen Merkmale von Bäumen bereits im Säm-
             lingsalter beurteilt werden und damit die langwierigen Versuchs-
             pflanzungen deutlich reduziert werden. Das als genomische Selek-
             tion bekannte Verfahren wird bereits intensiv bei verschiedenen
             Baumarten getestet (Grattapaglia, 2022).
 Solch eine Studie wurde beispielsweise kürzlich im Projekt GenVarBuche, das vom
 BMEL und BMUV im Rahmen des Waldklimafonds gefördert wurde, durchgeführt.
 Es wurden Rotbuchenpopulationen entlang eines Niederschlagsgradienten in Nord-  Referenzen
 deutschland anhand von genomweiten SNPs untersucht. Aufgrund der unterschied-  Gailing, O., Budde, K. B., & Müller, M. (2022). Veränderung genetischer Variationsmuster
 lichen Niederschlagsmengen, unter denen die Populationen wachsen, zeigen diese   von Waldbäumen unter Gesichtspunkten des Klimawandels. Allgemeine Forst- und Jagd-
 wahrscheinlich Unterschiede in ihrer Anpassung an Trockenstress. Daher wurden   zeitung, 192(5/6), 93–105. https://doi.org/10.23765/afjz0002079
 verschiedene Baummerkmale, die mit Trockenstress in Verbindung stehen, aufge-  Grattapaglia, D. (2022). Twelve years into genomic selection in forest trees: Climbing the
 nommen und mit den analysierten SNPs assoziiert. Es konnten dabei beispielsweise   slope of enlightenment of marker assisted tree breeding. Forests, 13(10), 1554. https://doi.
 SNPs identifiziert werden, die mit dem Verhältnis von Blattfläche und Trockenmasse   org/10.3390/f13101554
 (der spezifischen Blattfläche, ein Indikator für die Trockentoleranz) der Rotbuche in   International Human Genome Sequencing Consortium, Whitehead Institute for Biome-
 Verbindung stehen.   dical Research, Center for Genome Research, Lander, E. S., Linton, L. M., Birren, B., Nus-
               baum, C., Zody, M. C., Baldwin, J., Devon, K., Dewar, K., Doyle, M., FitzHugh, W., Funke, R.,
               Gage, D., Harris, K., Heaford, A., Howland, J., Kann, L., Lehoczky, J., … Morgan, M. J. (2001).
 Genetik und Umwelteinflüsse formen den Baum  Initial sequencing and analysis of the human genome. Nature, 409(6822), 860–921.
               https://doi.org/10.1038/35057062
 Baummerkmale, die wichtig für die Anpassung an Umweltbedingungen oder aus   Isik, F. (2014). Genomic selection in forest tree breeding: The concept and an outlook to the
 ökonomischen Gründen wichtig für die Forstwirtschaft sind (z.B. das Baumwachs-  future. New Forests, 45(3), 379–401. https://doi.org/10.1007/s11056-014-9422-z
 tum), werden sowohl durch Umweltbedingungen, als auch durch die genetische Aus-  Plomion, C., Bastien, C., Bogeat-Triboulot, M.-B., Bouffier, L., Déjardin, A., Duplessis, S., Fady,
 stattung von Bäumen beeinflusst. Diese genetische Kontrolle der Merkmale macht   B., Heuertz, M., Le Gac, A.-L., Le Provost, G., Legué, V., Lelu-Walter, M.-A., Leplé, J.-C., Mau-
 es möglich, dass sie züchterisch bearbeitet werden können. Die Züchtung von Bäu-  ry, S., Morel, A., Oddou-Muratorio, S., Pilate, G., Sanchez, L., Scotti, I., … Vacher, C. (2016).
 men kann mehrere Ziele wie beispielsweise die Steigerung der Baumqualität, die   Forest tree genomics: 10 achievements from the past 10 years and future prospects.
 Erhöhung der Resistenz gegenüber Schaderregern oder abiotischem Umweltstress   Annals of Forest Science, 73(1), 77–103. https://doi.org/10.1007/s13595-015-0488-3
 (z.B. Trockenheit, Hitze, Frost), sowie die Steigerung des Baumwachstums haben. An-  Tuskan, G. A., Difazio, S., Jansson, S., Bohlmann, J., Grigoriev, I., Hellsten, U., Putnam, N.,
 gestrebt wird meist eine Kombination der genannten Ziele.   Ralph, S., Rombauts, S., Salamov, A., Schein, J., Sterck, L., Aerts, A., Bhalerao, R. R., Bhale-
               rao, R. P., Blaudez, D., Boerjan, W., Brun, A., Brunner, A., … Rokhsar, D. (2006). The genome
 Die genetische Vielfalt bei Bäumen muss in Zuchtprogrammen erhalten bleiben.   of black cottonwood, Populus trichocarpa (Torr. & Gray). Science, 313(5793), 1596–1604.
 Zum einen ist sie die Grundlage für die Anpassung an sich ändernde Umweltbe-  https://doi.org/10.1126/science.1128691



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