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MOORE Darüber hinaus sind Moore einzigartige Lebensräume für viele spezialisier-
te und oft seltene Pflanzen- und Tierarten. Pflanzen wie der fleischfressen-
de Sonnentau (Drosera) und das Wollgras (Eriophorum) sowie Tiere wie der
Kranich (Grus grus) und das Birkhuhn (Lyrurus tetrix) finden in Mooren ideale
Bedingungen. Werden Moore zerstört, verlieren diese Arten einen wichtigen
Teil ihres Lebensraums.
WERTVOLLE LEBENSRÄUME UND Moore fungieren auch als natürliche Wasserspeicher. Sie können große
WICHTIGE CO2-SPEICHER Mengen Wasser aufnehmen und langsam wieder abgeben, was Hochwas-
serspitzen abmildert und zur Stabilisierung des Wasserhaushalts beiträgt.
Dieser natürliche Hochwasserschutz ist besonders in Zeiten extremer Wet-
Moore sind faszinierende und wertvolle Ökosysteme. Sie bedecken weltweit terereignisse wie Starkregen und Dürre von großer Bedeutung und wird in
nur etwa drei Prozent der Erdoberfläche und spielen trotzdem eine bedeu- Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.
Schwerpunktthema Freie Natur?
tende Rolle für das globale Klima, die Biodiversität und den Wasserhaushalt.
Diese Ökosysteme sind auch in Deutschland bedroht. Der Zustand unserer Moore
Trotz ihrer enormen Bedeutung stehen Moore weltweit unter Druck. Um Doppelrolle – Der Erhalt intakter Moore
Heiko Schmidt und Marvin Beckert, Fachgebiet Nationales Naturerbe, dynamische Systeme und Klima- den steigenden Nahrungsbedarf einer schnell wachsenden Bevölkerung und die Renaturierung degradierter
wandel des Bundesamts für Naturschutz (BfN) zu decken, wurden besonders seit dem 20. Jahrhundert mehr Acker- und Moorflächen ist ein CO2-Tonnenschwerer
Weideflächen benötigt. Moore sind von Natur aus sehr nass und ohne Ent- Beitrag zum Klimaschutz und erhält oben-
wässerungsmaßnahmen kaum für den Ackerbau oder die Weidewirtschaft drein den Lebensraum zahlreicher Arten.
ie entstehen Moore?
Moore sind spezielle Feuchtgebie-
Wte, die durch dauerhafte Wasser-
übersättigung gekennzeichnet sind. In den
wassergesättigten Böden wird organisches
Material nur unvollständig zersetzt, wodurch
Torf entsteht. Diese Schicht aus teilweise zer-
setztem organischen Material hat sich in vie-
len Mooren über Jahrtausende angesammelt.
Man unterscheidet in der Regel zwei Arten
von Moortypen: Hochmoore erhalten ihr Was-
ser ausschließlich durch Niederschläge. Sie
sind nährstoffarm und weisen oft charakte-
ristische Pflanzen wie Torfmoose, Wollgräser
und Heidekrautgewächse auf. Niedermoore
dagegen beziehen ihr Wasser zusätzlich aus
Grund- oder Oberflächenwasser, wodurch sie
nährstoffreicher sind. Typische Pflanzen sind
Schilfrohr (Phragmites australis), Seggen (Ca-
rex) und verschiedene Gräser.
Moore sind Klimaschützer und Lebensraum
Moore leisten einen erheblichen Beitrag zum
Klimaschutz. Torf speichert sehr große Men-
gen Kohlenstoff, der dann in der Atmosphäre
nicht als Treibhausgas CO2 wirken kann, das
den Planeten aufheizt. Trotz ihrer kleinen
Fläche binden Moore so etwa doppelt so viel
Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt zusam-
men. Wird ein Moor jedoch entwässert oder
zerstört, wird der gespeicherte Kohlenstoff
als Kohlendioxid freigesetzt, was den Klima-
wandel beschleunigt.
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