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manatimagazin 24|02                                                                                                    manatimagazin 24|02


             SCHÖNES, FREMDES                                                                                                     „I     n Großbritannien spricht man von der Bambi-Na- Das Zusammenwirken von Mensch, Tieren und Pflan-

                                                                                                                                         tur: Alle Tiere sind lieb und beschnuppern sich,  zen: Kulturlandschaften
                                                                                                                                         dann kommt der böse Mensch mit dem Bulldog.
             SEHNSUCHTSDING                                                                                                         Das ist ein sehr westliches Bild, das hier in Deutsch- Von dieser Effizienz waren die Menschen weit entfernt,
                                                                                                                                    land extrem stark ausgeprägt ist“, sagt Dr. Matthias  die vor zirka 12.000 Jahren als erste damit begannen,
                                                                                                                                    Groß, Professor für Umweltsoziologie an der Fried- sich ein vielversprechendes Stück Land zu suchen, Sa-
                                                                                                                                    rich-Schiller-Universität Jena und Leiter des Depart- men zu säen und Pflanzen anzubauen. Die Neolithi-
                                                                                                                                    ments Stadt- und Umweltsoziologie des Helmholtz- sche  Wende, also  der  Zeitraum  vor 12.000  bis  7.000
             In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Menschen in unserem Kulturkreis mit ihrem Le-                                Zentrums für Umweltforschung in Leipzig. „Gerade in  Jahren, in dem Menschen sich von Jägern und Samm-
             bensstil und bedingt durch technische Fortschritte von der Natur entfernt. Sie haben gelernt,                          Deutschland ist das Naturbild sehr von der Romantik  lern  zu sesshaften Bauern  und Viehzüchtern entwi-
             sie mit maximaler Effizienz zu nutzen. Doch auch wenn manche Errungenschaft den Eindruck                               geprägt.“ Der  Mensch  ist  dabei  ein  Außenstehender,  ckelten, gilt als einer der bedeutendsten Umbrüche in
             erweckt: Wir können nicht ohne die Natur – auch nicht psychisch. Forscher beobachten den                               bestenfalls ein Beobachter von Naturphänomenen  der Menschheitsgeschichte.
                                                                                                                                    wie Tieren, Bäumen, Wald oder Wiesen, einer harmoni-
         Schwerpunktthema Freie Natur?
             Trend und die Sehnsucht, sich mit Haustieren und Pflanzen wieder ein Stück Wildnis ins Leben                           schen wie geheimnisvollen Landschaft – ähnlich dem  Seitdem formen menschliche Aktivitäten Landschaf-
             zu holen. Zugleich kehrt die vom Menschen scheinbar unberührte, wilde Natur als Idealbild                              viel Raum für Interpretation lassenden „Wanderer über  ten. Zunächst nicht aus ästhetischen Gründen, son-
             zurück. Dass es sie längst kaum noch gibt, weil Menschen seit Jahrtausenden Einfluss auf das                           dem Nebelmeer“ des Malers Caspar David Friedrich  dern  aus  der  Notwendigkeit  heraus, Nahrung  zu  ge-
             Erscheinungsbild ihrer Umwelt nehmen, wird dabei übersehen. Auf diese Weise können wir die                             aus dem Jahr 1880.                               winnen. Menschen begannen, Pflanzen und Tiere zu
             Herausforderungen unserer Zeit nicht lösen: Einen realen Zugang zur Natur zu finden ist unab-                                                                           domestizieren und mit der Zeit zwischen Nutz- und
             dingbar dafür, sie zu bewahren.                                                                                        Schlimmstenfalls ist er ein Störenfried.  „Gerade Rui- Haustieren zu unterscheiden, die es fortan vor wilden
                                                                                                                                    nen oder andere vom Menschen erschaffene Dinge,  Beutegreifern zu schützen galt. Gelebt, geackert und
             Anna Böhm, Politikwissenschaftlerin, Journalistin und Leiterin der Tiergartenkommunikation                             die von der Natur zurückerobert werden, haben in der  gestorben wurde gemeinsam auf engem Raum. Große
                                                                                                                                    Romantik wieder einen Wert bekommen. Das Zerren  Beutegreifer wie der Braunbär (Ursus arctos) oder der
                                                                                                                                    zwischen Naturkräften und dem, was Menschen er- Wolf (Canis lupus) waren in Deutschland zu Beginn des
                                                                                                                                    schaffen haben: Das ist im Grunde das, was die deut- 20. Jahrhunderts ebenso ausgerottet wie große Pflan-
                                                                                                                                    sche Romantik ausmacht“, sagt Groß. Was lange Zeit  zenfresser, etwa das Wisent (Bison bonasus). Nutztiere
                                                                                                                                    ein Ringen mit Naturgewalten, eines um Ressourcen,
                                                                                                                                    Raum und Nahrung in mühsamer Handarbeit bedeu-
                                                                                                                                    tete, hat sich durch technische Fortschritte innerhalb
                                                                                                                                    weniger Jahrzehnte gewandelt. Sie haben die Men-
                                                                                                                                    schen in ihrer Art, sich zu ernähren, zu wohnen und
                                                                                                                                    sich fortzubewegen scheinbar unabhängig von natür-
                                                                                                                                    lichen Prozessen und Bedingungen gemacht und eine
                                                                                                                                    auf maximale Effizienz ausgelegte Nutzung natürli-
                                                                                                                                    cher Ressourcen ermöglicht.




                                                                                                                                                                                                    Traumhaft – Erstreckt sich diese
                                                                                                                                                                                                    herbstliche Waldlandschaft. Was sich
                                                                                                                                                                                                    unter dem Nebel verbirgt, liegt in der
                                                                                                                                                                                                    Vorstellung des Betrachters.


























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