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manatimagazin 24|02                                                                                                    manatimagazin 24|02



                    ÜBER DEN BEGRIFF                                                                                                                               Kant und (später) Hegel – werden dann Gedanken entwickelt, wie sie für
                                                                                                                                                                   uns heute grundlegend sind. Und völlig selbstverständlich ist etwa für Kant
                                       FREIHEIT                                                                                                                    sind für Kant gerade nicht in der Natur zu finden.
                                                                                                                                                                   Freiheit immer mit menschlicher Vernunft verbunden: Ohne Vernunft folge
                                                                                                                                                                   der Mensch seinem Trieb wie ein Tier. Wer macht, wozu er Lust hat, handelt
                    DER                                                                                                                                            Freies Handeln und moralisches Handeln bedeuten dann dasselbe – und
                                                                                                                                                                   gerade nicht frei, denn die Vernunft lasse den Menschen das Gute erkennen.


                                                                                                                                                                   Andere haben die Abgründe der Freiheit betont: Für Sartre ist der Mensch
                                                                                                                                                                   seiner Freiheit ausgeliefert. Wer frei handeln kann, der muss auch handeln
                                                                                                                                                                   (und sich entscheiden). In der europäischen Geistesgeschichte der Neuzeit
                                                                                                                                                                   ist der Begriff der Handlungsfreiheit zentral. Wenn eine Person weder durch
                                                                                                                                                                   innere noch durch äußere Zwänge eingeschränkt wird, handelt sie frei und
                                                                                                                                                                   autonom. Sämtliche  Begriffe  in  diesem  Zusammenhang  –  Handeln,  Per-
         Schwerpunktthema Freie Natur?
                     „Freiheit“ ist ein Begriff, der in vielen Lebensbereichen Anwendung findet. Auch im                                                           son, Autonomie – sind in der philosophischen Tradition stark aufgeladen.
                     Zookontext wird er häufig diskutiert. In westlich geprägten Kulturkreisen wurde und                                                           Ihnen allen gemeinsam ist, dass mit ihnen in der Moderne bis in jüngste
                     wird der Begriff philosophisch, theologisch und ethisch laufend reflektiert: „Frei-                                                           Zeit die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier markiert wurde: Nur der
                     heit“ als Produkt der Vernunft, als gesellschaftliche Vereinbarung und nicht zuletzt                                                          Mensch gilt als der homo faber. Er unterscheidet sich nicht grundsätzlich
                                                                                                                                                                   vom Tier, kann – und muss – aber in völlig anderem Ausmaß die Welt, in
                     als Auftrag, Verantwortung zu übernehmen.
                                                                                                                                                                   der er lebt, gestalten. Diese Form des Handelns gilt als Folge von Vernunft,
                                                                                                                                                                   Autonomie und Freiheit.
                     Clemens Wustmans, Theologe und Wissenschaftlicher Koordinator der Internationalen Forschungsgruppe
                     Transformative Religion am Lehrstuhl für Systematische Theologie (Ethik und Hermeneutik) an der Humboldt-      Reviergrenze – Auch wenn       Der Begriff der Freiheit kann dabei sowohl als negative, wie auch als posi-
                     Universität zu Berlin                                                                                          die Kängurus im Tiergarten     tive Freiheit verstanden werden: Negative Freiheit meint die Freiheit von
                                                                                                                                    den Zaun leicht überwinden     Zwängen oder Eingriffen, positive Freiheit die Freiheit zu etwas, etwa die
                                                                                                                                    könnten, tun sie es nicht.     Reise- oder Pressefreiheit.


                     1. Freiheit als Produkt der Vernunft

                     Wer für die Freiheit eintritt, muss nicht mit viel Widerspruch rech-
                     nen – wer ist schon gegen Freiheit? Die Allgemeine Erklärung der
                     Menschenrechte eröffnet mit der Feststellung, alle Menschen
                     seien frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Der Begriff
                     und die daraus folgenden Konsequenzen ziehen sich durch alle 30
                     Paragraphen. Das Wissenschaftsjahr 2024, eine Initiative des Bun-
                     desforschungsministeriums, steht unter dem Motto Freiheit. Frei-
                     heitsrechte spielen eine zentrale Rolle in den Grundrechtsartikeln
                     des Grundgesetzes – von der freien Meinungsäußerung über die
                     Berufsfreiheit bis hin zur Religionsfreiheit. Und die Gedanken sind
                     ja ohnehin frei.
                     Für Kant ist Freiheit die Voraussetzung jeder Form von Moral. Und
                     ganz selbstverständlich sprechen wir auch von der freien Natur.
                     Spätestens an dieser Stelle lohnt sich ein genauerer Blick, denn
                     hier haben wir es offensichtlich mit sehr unterschiedlichen Ideen
                     von Freiheit zu tun, vielleicht sogar mit Gegensätzen.
                     Freiheit als Begriff der Ideengeschichte ist ständiger Diskussions-
                     gegenstand und kann nicht abschließend definiert werden, man
                     kann aber eine grundsätzliche Bedeutung festhalten: Gemeint ist
                     die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Optionen
                     wählen und entscheiden zu können. Dass diese Freiheit allen Men-
                     schen zusteht, ist ein recht neuer Gedanke: In der griechisch-römi-
                     schen Antike etwa waren philosophische Überlegungen zur Frei-
                     heit sehr komplex, in der Praxis galten sie aber nur für erwachsene
                     Männer der Oberschicht – Frauen, Sklaven oder Menschen ohne
                     Bürgerstatus waren ganz selbstverständlich nicht frei. In der Re-
                     naissance und mit der Aufklärung – Voltaire, Locke und vor allem



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