Page 20 - Manatimagazin 23/02
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Schwerpunktthema Auswilderung
Zuchtgruppen mit Tieren des als heimisch geltenden Haplotyp II a aufgebaut, also genetisch nach
Hessen passenden Tieren. Nach künstlicher Bebrütung werden die Jungtiere so lange aufgezogen,
bis sie groß genug und damit weniger Gefahren ausgesetzt sind. Die Jungtiere bleiben drei Jahre
lang oder bis zu einem Gewicht von 100 - 150 Gramm in der Aufzucht. Die Auswilderung erfolgt
von Mai bis August.
Auch ein Teil der notwendigen Öffentlichkeitsarbeit wird von den Zoos geleistet. Eine heimi-
sche Spezies, die lange Zeit aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden war, muss wieder in
das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden. Der Bildungsauftrag der zoologischen Gärten
geht hier Hand in Hand mit der Notwendigkeit, die Art und ihre Schutzbedürftigkeit bekannt zu
machen.
neue Herausforderungen für die „emys“
In der Natur ist die Spezies vielen Fressfeinden ausgesetzt. In gut strukturierten Lebensräumen mit
reicher Habitat-Ausstattung kompensiert die Reproduktion natürliche Verluste. Die Haupt-Ver-
lustursachen sind der Straßenverkehr und Fressfeinde. Bei der Gebietswahl wurden daher auch
Verkehrswege berücksichtigt. Schwieriger ist es, der wachsenden Gefährdung durch von den Men-
schen eingeschleppten Arten wie Mink (Neogale vison), Marderhund (Nyctereutes procyonoides)
und vor allem Waschbär (Procyon lotor) zu begegnen. In den Projektgebieten ist die Bestandsregu-
lation dieser Räuber Bestandteil der Maßnahmenplanung (Winkel et al. 2022).
Die Projektorganisation wird über den Verein „Artenschutz von Rhön bis Rhein e.V.“ ehrenamtlich
abgewickelt. Die Projektarbeit wird durch Spenden und Zuwendungen finanziert.
Spendenkonto: Verein „Artenschutz von Rhön bis Rhein e.V.“
IBAN: DE94 4306 0967 1283 8564 00 • BIC: GENODEM1GLS - Stichwort Sumpfschildkröte
Sibylle Winkel von der AG Sumpfschildkröte und Förster Ralph
Baumgärtel (Leiter Umweltbildungszentrum „Schatzinsel Kühkopf“)
bereiten die Auswilderung vor.
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns die sehr traurige Nachricht,
dass Sibylle Winkel verstorben ist. Frau Winkel war Mitbegründerin der
AG Sumpfschildkröte und hat sich unermüdlich und mit viel Herzblut
für deren Wiederansiedelung in Hessen eingesetzt. Die ersten Nach-
zuchten im Freiland zeugen vom Erfolg ihrer Arbeit.
Referenzen
Kuprian, M. & Winkel, S. (2021): „Flüchten oder Einbuddeln“ – Hessische Sumpfschildkröten (Emys orbicularis) in Zeiten des
Klimawandels. Jahrbuch Naturschutz in Hessen 20: 61-63.
Wagner, W., S. Winkel, S. Schweitzer, K. Rohleder, V. Wagner & M. Kuprian (2011): Landesweites Artgutachten und Bundesstich-
proben-Monitoring für die Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) in Hessen. Gutachten im Auftrag von Hessen-Forst FENA FB
Naturschutz, 179 S.
Winkel, S.; Mähn, M.; Wicker, R.; Homeier, M.; Homeier, O.; Scholz, S.; Flößer, E. & Kuprian, M. (2022): 23 Jahre Artenschutzpro-
gramm Europäische Sumpfschildkröte in Hessen – eine Zwischenbilanz – Schildkröten im Fokus, 19 (4): 4 – 13.
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