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DIe RettunG
DeS WISentS
ERFOLG SEIT
100 JAHREN
Der schwerpunkt dieser Ausgabe liegt auf der Auswilderung von Zootieren als
Beitrag zum erhalt der biologischen Vielfalt. Die Bilder der ausgewilderten Tiere
in der natur und der Akteure vor ort lassen den eigentlichen ursprung der Tiere
häufig in den Hintergrund treten oder gänzlich vergessen. so ist das aktuelle
Jubiläum der rettung des größten europäischen landsäugetieres ein willkom-
mener Anlass, zurückzublicken: Vor hundert Jahren, im August 1923, wurde im
Zoo Berlin die „internationale Gesellschaft zur rettung des Wisents“ gegründet.
Dr. Helmut Mägdefrau, Biologe und ehemaliger stellvertretender Direktor des Tiergartens
och im Jahr 1913 durfte der Fürst von Monaco zwei von 700 Wisenten (Bison bonasus),
die in Ostpolen noch überlebt hatten, erlegen. Die Wirren des Ersten Weltkriegs und
Nder Nachkriegszeit mit mangelndem Schutz und viel Hunger brachten die Wilderei
zum Blühen - und die Wisent-Population in wenigen Jahren zum Einbruch. 1919 wurde der
letzte in der Natur lebende Flachlandwisent im Urwald von Białowieża erlegt, 1927 der letzte
Bergwisent im Kaukasus, auch Kaukasuswisent genannt.
Diese verheerende Nachricht der Ausrottung des Flachlandwisents in der Natur schlug in
Fachkreisen große Wellen. Am 2. Juni 1923 forderte der polnische Wissenschaftler Jan Sztolc-
man auf dem Naturschutzkongress in Paris, mit den letzten in Zoos und Gehegen lebenden
Wisenten die Art vor dem kompletten Verschwinden zu retten. Schon am 25. und 26. August
1923 wurde im Zoo Berlin auf Betreiben von Dr. Kurt Priemel, dem damaligen Direktor des
Frankfurter Zoos, und weiteren 50 Fachleuten aus Zoos und von Privatgehegen die „Interna-
tionale Gesellschaft zur Rettung des Wisents“ gegründet. Damals lebten noch 54 Wisente in
Zoos und in privaten Gehegen, die auf nur dreizehn Tiere zurückgingen - zwölf Flachlandwi-
sente- und einen Bergwisent.
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