Page 37 - Manatimagazin 23/02
P. 37
manatimagazin 23|02
Delfinschutz im Fokus
in auf Initiative und unter Mitarbeit des Tier-
gartens erschienener Sonderband der wissen-
Eschaftlichen Fachzeitschrift „Der Zoologische
Garten / The Zoological Garden“ rückt Delfine in den
Mittelpunkt. International anerkannte Expertinnen
und Experten aus vier Kontinenten setzen sich mit
Themen wie In-situ und Ex-situ Schutz, Veterinärme-
dizin, Hörvermögen und Haltung verschiedener Wale
auseinander und zeigen, wie fachübergreifende, wis-
senschaftlich basierte Schutzkonzepte für bedrohte
Delfine deren Überleben sichern können. Ein Vorwort
von Jon Paul Rodríguez, dem Vorsitzenden der Species Survival Commission der Weltnaturschutzunion IUCN
macht deutlich: Viele bedrohte Delfinarten können nur dann überleben, wenn die Haltung dieser Arten
in menschlicher Obhut, egal ob Zoos, Delfinarien oder Haltungssystemen im Meer, von allen Beteilig-
ten als Option und wichtiges Werkzeug im Artenschutz akzeptiert wird. Die gesamte Ausgabe kann
kostenlos heruntergeladen werden: https://www.vdz-zoos.org/derzoologischegarten ForscHunG iM TierGArTen nürnBerG
Rost-Reiniger Hütchenspieler
ie lösen Huftiere Probleme? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines
Forschungsprojektes an 13 verschiedenen Huftierarten. 111 Tiere,
Wvon Antilopen über Pferde bis hin zu Ziegen, wurde dabei die selbe
Aufgabe gestellt. Sie mussten die Deckel von Bechern entfernen, um an Fut-
ter zu kommen. Das Vermögen, neue Probleme zu lösen oder bekannte Pro-
bleme anders zu lösen, nennt sich Innovation und kann einen entscheiden-
den Faktor für das Überleben darstellen - zum Beispiel bei sich ändernden
Umweltbedingungen. Bei der Untersuchung zeigte sich, dass Individuen, die
grundsätzlich weniger Furcht vor neuen Dingen (Neophobie) haben und die weniger in den Sozialverband
integriert sind, hier die besten Ergebnisse erzielten. Caicoya AL, Schaffer A, Holland R, von fersen L, Colell M, Amici F. (2023):
Innovation across 13 ungulate species: problem solvers are less integrated in the social group and less neophobic. Proc. R. Soc. B 290: 20222384
Lebenslang oder langes Leben?
n der Diskussion über Zoos wird immer wie-
der behauptet, Zootiere würden aufgrund ihrer
IHaltung viel früher sterben, als ihre wilden Art-
genossen. Wissenschaftlich bewiesen wurde jetzt
allerdings das Gegenteil. Für die besonders oft im
Mittelpunkt dieser Diskussion stehenden Meeres-
säuger, zu denen Seehunde (Phoca vitulina), Kali-
fornische Seelöwen (Zalophus californianus) und
Große Tümmler (Tursiops truncatus), aber auch
Eisbären (Ursus maritimus) gehören, wurden dafür
die Daten von 8.864 Individuen für den Zeitraum
von 1829 bis 2020 analysiert. Ergebnis: In diesem
Zeitraum hat sich die Lebenserwartung der Tiere
in Zoos um den Faktor 3,4 erhöht, da die Haltungsbedingungen stetig verbessert wurden. Bei den vier zuvor
genannten Arten liegt sie jetzt sogar um den Faktor 1,65 bis 3,55 höher als bei ihren wildlebenden
Artgenossen. Glauben muss man dies natürlich nicht, Wissen hilft aber. Tidière M., von fersen L. et al. (2023):
Survival improvements of marine mammals in zoological institutions mirror historical advances in human longevity. Proc. R. Soc. B
290: 20231895.
37