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manatimagazin 25|02

             Tierschutz mit Pfeil und Gewehr?
                   ie Verwendung von Teleinjektionspfeilen und -gewehren gehört seit
                   Jahrzehnten zum Standard in der Wildtierforschung und der Veterinär-
             Dmedizin. Um diese Methode weiter zu verfeinern und für das Tier so
             schonend wie möglich zu machen, wurden die Geschwindigkeiten der Pfei-
        WISSENSCHAFT FÜR BESSERWISSER
             le mittels Lichtschranken gemessen und Versuche an Tierkörperattrappen
              durchgeführt. So lassen sich artspezifische Unterschiede in der Widerstands-
             kraft der Haut bestimmen und Verletzungen vermeiden.
             Jörg Beckmann, Helmuth Wölfel and Stephan Neumann (2025): Ballistics and wound
             ballistics of CO2-powered dart guns in relation to ungulate dart injury and animal welfare.
             Wildlife Biology.

                                        Vorbildlich fürsorglich
                                            ebendstrandungen bei Delfinen gibt es immer wieder, auch beim bedrohten
                                            La-Plata-Delfin. Besonders gefährlich sind diese für neugeborene Delfine.
                                        LUm deren Überlebenschancen zu erhöhen, wurde ein detailliertes Protokoll
                                         erstellt, in das über Jahrzehnte hinweg erarbeitete Expertise einfloss. Hierfür
                                         wurde auch auf die Erfahrungen von Delfinhaltungen in Zoos zurückgegriffen.
             Jenny M. Meegan, Aricia Duarte-Benvenuto, Ashley Barrattclough, Forrest M. Gomez, Cynthia Smith, Jay Sweeney, Valeria Ruoppolo,
             Cristina Kolesnikovas, Tomas Santos Rodrigues, Rodolfo Pinho da Silva Filho, Paula Lima Canabarro, Paula Laporta, Juan Pablo Loureiro,
             Sergio Rodriguez Heredia, Andrea Cabrera, Amanda Ardente, Maria Julieta Olocco Diz, Pablo Denuncio, Adrian Failla, Antonio Saubidet
             and Lorenzo von Fersen (2025): Rescue and Rehabilitation Protocol for Neonatal Franciscana Dolphins (Pontoporia blainvillei).
             Alliance for Franciscana Dolphin Conservation, Research, Rescue and Rehabilitation (AFCR3) and Yaqu Pacha e. V. publication.

             Von Vor- und Nachmachern

                  oziales Lernen unterstützt den Erwerb neuer Informationen. Doch wie verhält es
                  sich bei weniger geselligen Arten? Untersucht wurde, ob Harpyien, die maximal
             Spaarweise leben, von durch Menschen vorgemachtes Verhalten lernen und sich
              dazu anregen lassen, ebenfalls aktiv zu werden. Alle untersuchten Tiere zeigten dabei
              eine erhöhte Aufmerksamkeit und neue Verhaltensweisen, die vorher nicht
             beobachtet wurden.
             Christian Luff, Lorenzo von Fersen and Claudia Stephan (2025): Heterospecific social learning
             in harpy eagles (Harpia harpyja). Journal of Ornithology.

                                        Auf dem Boden der Tatsachen
                                              lück lässt sich nicht messen. Stress dagegen schon, zum Beispiel über
                                              Corticosteron. Dieses wird bei Vögeln während des Federwachstums da-
                                        Grin eingelagert. So kann wissenschaftlich bewiesen werden, ob die Tiere
                                        unter Dauerstress leiden oder nicht. Die Untersuchung von insgesamt 134 Weiß-
                                        störchen hat gezeigt, dass sich die Werte von flugfähigen und flugunfähigen
                                        Störchen nicht unterscheiden. Dieses Ergebnis liefert wichtige Hinweise darüber,
                                        wie Vögel in Zoos tierschutzkonform gehalten werden müssen.
                                        Frederike Liermann, Katrin Baumgartner, Ralph Simon, Hermann Will, Lorenzo von Fersen,
                                        Roswitha Merle, Christa Thöne-Reineke (2025): Effects of flight restraint and housing
                                        conditions on feather corticosterone in white storks under human care. Animals.

             Müde bin ich geh’ zur Ruh’ …
                 s gibt verschiedene Faktoren, welche die Schlafplatzwahl bei Tie-
                 ren beeinflussen können. So zum Beispiel das Risiko, gefressen zu
             Ewerden oder sich mit Parasiten zu infizieren. Guinea-Paviane im
             senegalesischen Niokolo-Koba Nationalpark beeinflusst beides aber an-
             scheinend nicht. Hier scheint die Nähe zu Artgenossen wichtiger zu sein,
                       außerdem bevorzugen sie hohe Bäume im Galeriewald des
                       Flusses Gambia. Vielleicht ja auch wegen der Aussicht …
                       Lisa Ohrndorf, Roger Mundry, Jörg Beckmann, Julia Fischer and Dietmar Zinner (2025):
                       Spatiotemporal Patterns of Sleeping Site Use of Guinea Baboon Parties (Papio papio). Ecology and Evolution.


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