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 EIN STARKES NETZWERK FÜR DEN ARTENSCHUTZ
                »ERFOLG FÜR DEN ARTENSCHUTZ
                                              LUIS PAULO FERRAZ
                                              Verband für Goldene Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) Brasilien |
                                              Weltnaturschutzunion IUCN

                                              Was mit „Verband Goldene Löwenäffchen“ zunächst niedlich klingt,
                                              ist in Wahrheit ein toller Erfolg für den Artenschutz: In 31 Jahren inten-
                                              siver Bemühungen ist es Luis Paulo Ferraz und seinen Mitstreiterin-
                                              nen gelungen, das Löwenäffchen vor dem Aussterben zu bewahren.
                                              Und dies unter denkbar schlechten Vorzeichen – denn die Löwenäff-
                                              chen leben in unmittelbarer Nähe zu der Metropole Rio de Janeiro in
                   einem der am stärksten bedrohten Ökosysteme der Welt: dem Atlantischen Regenwald. Besiedelung,
 Von Anna Böhm und Luisa Rauenbusch  intensive Landwirtschaft und menschliche Infrastruktur haben dazu geführt, dass die Tiere nur noch
                   zwei Prozent ihres ursprünglichen Lebensraumes zur Verfügung haben. Ohne die Mithilfe der lokalen
 ünf Tage, 14 Länder, mehr als 30 Expertinnen und Experten und eine zentrale Frage: Wie kann   Bevölkerung wäre es unmöglich, diesen zu bewahren.
 es gelingen, gefährdete Kleinwalarten zu schützen und dabei die lokale Bevölkerung einzu-
 Fbeziehen? Im Dezember letzten Jahres veranstalte der Tiergarten gemeinsam mit seiner Ar-
 tenschutzgesellschaft YAQU PACHA e.V. ein internationales Treffen in Heilsbronn, das sich genau
 damit beschäftigte. Der Titel: „Human Dimensions for Small Cetacean Conservation“ oder „Loka-
                »ALLE FLUSSDELFINE BEDROHT
 le Lösungen für globale Probleme: Einbezug der Bevölkerung in den Schutz küstenbewohnender   BARBARA TAYLOR
 Meeressäuger“.                               Weltnaturschutzunion IUCN, Red List Assessments
                                              for the IUCN Cetacean Specialist Group
 Treffen wie diese sind von großer Bedeutung für den Artenschutz. Knapp die Hälfte aller Walarten
 ist aktuell gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Den Tieren wird zum Verhängnis, dass sich   „Alle Flussdelfinarten, die es auf der Welt gibt, sind bedroht oder
 ihre Interessen mit denen der Menschen überschneiden. Beides muss in Einklang gebracht werden   vom Aussterben bedroht“, sagt Barbara Taylor. Mit ihrem Team der
 – und das möglichst schnell, damit nicht noch mehr Arten verschwinden.   Weltnaturschutzunion beobachtet sie die Situation aller Walarten,
                                              schätzt deren Bestand und formuliert die Faktoren, die eine Bedro-
 YAQU PACHA und der Tiergarten haben Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen   hung für das Überleben der Tiere darstellen. Gemeinsam erarbeiten
 wie Biologie, Psychologie, Sozialwissenschaft und Pädagogik zusammengebracht. In intensiven   sie Strategien, um die Meeressäuger zu schützen. Dazu könne jeder
 Gesprächen haben sie sich über ihre Erfahrungen im Artenschutz ausgetauscht, ihr Wissen ge-  einen Beitrag leisten, sagt Barbara Taylor. „Denn wir sind alle Konsumenten. Und wenn wir Meeres-
 bündelt, diskutiert und Ideen für die Zukunft entwickelt. Einig waren sich alle darüber, dass alles,   tiere essen, können wir aufgeklärte Konsumenten sein und darauf achten, dass unser Verbrauch
 was auf dem Gebiet des Naturschutzes getan wird, letztlich zu einer Änderung des menschlichen   nachhaltig ist.“ Wie wichtig es ist, dass jeder sich für den Erhalt der bedrohten Walarten verantwort-
 Verhaltens führen sollte.  lich fühlt, hat der dramatische Verlust des Kalifornischen Schweinswales – des Vaquita (Phocoena
                   sinus) – gezeigt.
 Mit dem Workshop ist die Arbeit aber nicht getan: Das nächste Ziel ist es, Artenschützern einen
 Leitfaden – oder bildlich ausgedrückt einen Werkzeugkoffer – an die Hand zu geben, mit dessen
 Hilfe sie die Menschen vor Ort in die Artenschutzbemühungen einbeziehen und sie dafür ge-  LORENZO ROJAS-BRACHO
 winnen können. Denn Artenschutz geht nur gemeinsam. Auf den kommenden Seiten stellt das   Umweltschutzgruppe Ocean Wise Canada
 manatimagazin einige der Teilnehmenden mit ihren Projekten und Konzepten vor.
                                              Lorenzo Rojas-Bracho hat einen großen Teil seines Berufslebens der
 Ermöglicht und mitfinanziert wurde der Workshop von der im Tiergarten ansässigen Artenschutz-  Erforschung und dem Schutz des Kalifornischen Schweinswales – des
 gesellschaft YAQU PACHA e.V. Der Verein ist seit 1992 in Lateinamerika im Naturschutz aktiv, um   Vaquita – gewidmet. Diese Walart kommt nur im Golf von Kaliforni-
 dort sowohl Tieren als auch Menschen zu helfen. Durch langfristig angelegte Projekte leistet YAQU   »EIN VERSAGEN DER POLITIK  en vor. Die Spezialisierung auf einen sehr beschränkten Lebensraum
 PACHA einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz. Gemeinsam mit internationalen und lokalen   macht sie besonders verwundbar. Den Tieren wurde zum Verhängnis,
 Partnern schützt die Organisation bedrohte Tierarten und deren Lebensräume und setzt sich so   dass dort auch der Totoaba (Totoaba macdonaldi) lebt: Ein Fisch, des-
 für den Erhalt der biologischen Vielfalt ein.   sen Schwimmblase in China als Heilmittel und Delikatesse gilt. Die
                   exzessive Jagd hat sowohl den Totoaba als auch den Vaquita an den Rand des Aussterbens gebracht.
 Im Fokus der Arbeit stehen wasserlebende Säugetierarten wie Wale, Delfine, Otter, Robben und   Denn der kleine Schweinswal verendete viel zu oft als Beifang in den Fischernetzen. „Ein Versagen der
 Seekühe. Viele von stehen ganz am Ende der Nahrungskette. Sie gelten als Bioindikatoren, da ihr   Politik,“ sagt Lorenzo Rojas-Bracho. „Korruption ist ein großes Problem, das alle Artenschutzbemü-
 Dasein vom Gesamtzustand des Ökosystems abhängt.  hungen zunichtemachen kann.“

 Eine der Kernaufgaben von YAQU PACHA bildet seit 1996 der Schutz des La Plata oder Franciscana
 Delfines (Pontoporia blainvillei), der am stärksten bedrohten Delfinart Südamerikas. Im gesamten   SCHON GEWUSST?  Der Name YAQU PACHA (jaku patscha)
 Verbreitungsgebiet der Delfinart unterstützt YAQU PACHA unter anderem Populationsschätzun-  bedeutet „Wasserwelt“ und entstammt
                                                                       der indianischen Sprache Quichua.
 gen, die Ermittlung von Beifangzahlen und Schutzmaßnahmen.



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