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Schwerpunktthema Verantwortung – Tiergarten und Gesellschaft
WO DIE WILDEN
PFERDE WEIDEN
PRZEWALSKI-PFERDE IM TENNENLOHER FORST
Die Ökologin und Ingenieurin für Wildlifemanagement Wiebkea Bromisch und die
Biologin Verena Fröhlich betreuen für den Landschaftspflegeverband Mittelfranken Landschaftspfleger – Große
e. V. die Sandgebiete rund um Erlangen – damit fällt auch das Beweidungsprojekt Pflanzenfresser wie diese Urwild-
pferde halten die Landschaft für
im Tennenloher Forst in ihren Verantwortungsbereich, in dem auch Przewalski-
Pferde aus dem Tiergarten Nürnberg ihren Beitrag leisten. zahlreiche Arten offen.
wischen Erlangen und Nürnberg, ein- schwanden die Truppen und Kettenfahrzeuge, und mit
gebettet in den weitläufigen Nürn- ihnen auch der ständige Pflegeeffekt. Ohne Eingriffe
Zberger Reichswald, liegt das größte würden die offenen Sandflächen, Magerrasen und Hei-
Naturschutzgebiet Mittelfrankens: der Ten- den schnell zuwachsen, und damit würden viele spe-
nenloher Forst. Auf 934 Hektar erstreckt sich zialisierte Offenland-Arten verschwinden.
ein abwechslungsreiches Mosaik aus Sand-
magerrasen, offenen Heideflächen, lichten „Fränkische Wüste“ in Bedrängnis
Kiefernwäldern, Mooren und kleinen Ge- Heiß, trocken und nährstoffarm – vor allem im Som-
wässern. Rund die Hälfte des Gebiets gehört mer herrschen in den fränkischen Sandlebensräumen
als „Nationales Naturerbe“ der Deutschen wüstenähnliche Bedingungen. Viele Sandarten sind
Bundesstiftung Umwelt Naturerbe GmbH. echte Überlebenskünstler und so spezialisiert, dass sie
Der Tennenloher Forst ist außerdem Teil des nur hier überleben können. Für diese Tiere und Pflan-
europäischen Biotopverbunds „Natura 2000“, zen wird der Lebensraum knapp, denn offene Sandle-
einem Netzwerk von Schutzgebieten, das die bensräume gehören in Bayern zu den am stärksten be-
wertvollsten Lebensräume Europas mitein- drohten Biotopen. Etwa 98 Prozent dieser Flächen sind
ander verbindet. in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen, etwa
durch Sandabbau, intensive oder aufgegebene Land-
Wer heute durch den Tennenloher Forst wan- wirtschaft, Bebauung oder Stickstoffeinträge aus der
dert, erlebt eine Landschaft, die nicht auf Luft. Diese offenen, kargen Lebensräume sind jedoch
natürliche Weise entstanden ist. Über vie- die Heimat vieler seltener Arten, wie Heidelerche (Lul-
le Jahrzehnte war das Gebiet ein Truppen- lula arborea), Silbergras (Corynephorus canescens) oder
übungsplatz, nach dem 2. Weltkrieg genutzt Schlingnatter (Coronella austriaca).
von der US-Armee. Bis 1993 rollten hier regel- Für ihren Erhalt und die vielfältige Kulturlandschaft
mäßig Panzer, die dafür sorgten, dass die Mittelfrankens setzt sich der Landschaftspflegever-
Offenflächen frei von Gehölzen und Gräsern band Mittelfranken e. V. ein. Seit fast 40 Jahren sind
blieben. Mit dem Abzug des Militärs ver- die Landschafts- und Biotoppflege, die Umweltbildung,
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