Page 17 - manatimagazin_seuchen_25_01
P. 17
manatimagazin 25|02
Platz ist begrenzt und da die Betriebskosten Es gibt jedoch einige Herausforderungen. Der
für Zoos weiter steigen, ist die Herausforde- begrenzte Raum, der zur Verfügung steht,
rung des Ex-situ-Managements vieler Arten und die Konkurrenz zwischen unterschied-
größer als früher. Wie können Zoos ihr Po- lichen taxonomischen Gruppen ist ein wich-
tenzial für die Wildtiererhaltung steigern und tiger Punkt – ebenso wie die gestiegenen
wie können sie zu wichtigeren Partnern für Tierhaltungskosten unter höchsten Tierwohl-
diejenigen werden, die in-situ, also vor Ort standards. Hinzu kommen steigende Gebüh-
arbeiten? ren für den Transfer von einem Zoo in den
anderen, um demografisch und genetisch
Aktuell gelten EAZA-EEPs als entscheidend gesunde Populationen aufrechtzuerhalten –
für das Überleben von mindestens 192 Arten. diese werden durch Dinge wie den Brexit und
Das sind Arten, die in der Natur ausgestor- Seuchen wie die Blauzungen-Krankheit oder
ben sind, die vom Aussterben bedroht oder die Vogelgrippe weiter erschwert.
gefährdet sind, die nur in einem kleinen Ver-
breitungsgebiet vorkommen oder die einem Eine weitere Herausforderung stellen die
starken Risikofaktor ausgesetzt sind, der die Anti-Zoo-Aktivisten dar, die entschlossen
Wahrscheinlichkeit des Aussterbens erhöhen sind, gegen die Zoogemeinschaft zu arbeiten,
könnte, wie zum Beispiel die Chytrid-Krank- statt mit ihr. Dies führt zu einer Ablenkung,
heit bei Amphibien oder der extreme Wilde- mit der Zoos umgehen müssen, anstatt sich
rei-Druck bei einigen Süßwasserschildkrö- auf ihre Arterhaltungsziele zu konzentrie-
tenarten. Diese Arten sind für ihr Überleben ren. Robuste, wissenschaftlich basierte Ent-
zunehmend auf gut gemanagte Ex-situ-Pro- scheidungsfindung und stetig nachjustierte
gramme angewiesen – ihr Aussterben wird Artenplanung, einhergehend mit Populati-
wahrscheinlicher, wenn die EEPs nicht erfolg- onsmanagement und zunehmender Zusam-
reich sind. menarbeit müssen herrschen, wenn es dar-
um geht, Arten, die am Rand des Aussterbens
Die Rote Liste der IUCN listet 2.736 Tierarten stehen, zu retten. Zoos und Aquarien sind in
auf, für die Zuchtprogramme in menschlicher einer guten Position, um sich für den Erhalt
Obhut oder künstliche Vermehrung als Teil vieler Arten einzusetzen, aber es ist mehr Ar-
der Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen nö- beit nötig, und zwar schnell, wenn wir weite-
tig sind. Zoos und Aquarien sind offensicht- res Aussterben verhindern wollen. Wir haben
lich Orte, an denen diese Arbeit stattfindet jetzt die Gelegenheit, unsere Anstrengungen
und an denen diese Arten vom Wissen und zu steigern und engere Verbindungen zwi-
den Fähigkeiten der Zoologischen Einrich- schen In-situ- und Ex-situ-Arterhaltungs-
tungen profitieren können. Die Ex-situ-Richt- maßnahmen anzubieten, um Arten vor dem
linien der IUCN bilden das Rückgrat des Po- unwiederbringlichen Verlust zu bewahren,
pulationsmanagements innerhalb der EAZA, den ihr Aussterben bedeutet.
mit klar definierten Rollen für den Arterhalt,
die sich in den One Plan Approach einfügen.
Um dieses größere Ziel zu erreichen, werden Aus dem Englischen übersetzt von Anna Böhm
Zoos ihren Fokus verstärkt auf diese Arten
richten und gründlich über Prioritäten nach-
denken müssen.
Die EAZA steht an vorderster Front, um die
europäische Zoogemeinschaft dabei zu un-
terstützen, ihre Anstrengungen zu priorisie-
ren – mithilfe des Artenplanungsprozesses
(Species Planning process) und mithilfe von
Populationsbiologen. Diese Teams arbeiten
zusammen mit EAZA-Zoos, um Arten für Er-
haltungsmaßnahmen dahingehend zu be-
werten, ob Ex-situ-Management den Erhal-
tungserfolg einer Art steigern kann.
17

