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                       Platz ist begrenzt und da die Betriebskosten   Es gibt jedoch einige Herausforderungen. Der
                       für Zoos weiter steigen, ist die Herausforde-  begrenzte Raum, der zur Verfügung steht,
                       rung des Ex-situ-Managements vieler Arten     und die Konkurrenz zwischen unterschied-
                       größer als früher. Wie können Zoos ihr Po-    lichen taxonomischen Gruppen ist ein wich-
                       tenzial für die Wildtiererhaltung steigern und   tiger Punkt – ebenso wie die gestiegenen
                       wie können sie zu wichtigeren Partnern für    Tierhaltungskosten unter höchsten Tierwohl-
                       diejenigen werden, die in-situ, also vor Ort   standards. Hinzu kommen steigende Gebüh-
                       arbeiten?                                     ren für den Transfer von einem Zoo in den
                                                                     anderen, um demografisch und genetisch
                       Aktuell gelten EAZA-EEPs als entscheidend     gesunde Populationen aufrechtzuerhalten –
                       für das Überleben von mindestens 192 Arten.   diese werden durch Dinge wie den Brexit und
                       Das sind Arten, die in der Natur ausgestor-   Seuchen wie die Blauzungen-Krankheit oder
                       ben sind, die vom Aussterben bedroht oder     die Vogelgrippe weiter erschwert.
                       gefährdet sind, die nur in einem kleinen Ver-
                       breitungsgebiet vorkommen oder die einem      Eine weitere Herausforderung stellen die
                       starken Risikofaktor ausgesetzt sind, der die   Anti-Zoo-Aktivisten dar, die entschlossen
                       Wahrscheinlichkeit des Aussterbens erhöhen    sind, gegen die Zoogemeinschaft zu arbeiten,
                       könnte, wie zum Beispiel die Chytrid-Krank-   statt mit ihr. Dies führt zu einer Ablenkung,
                       heit bei Amphibien oder der extreme Wilde-    mit der Zoos umgehen müssen, anstatt sich
                       rei-Druck  bei  einigen  Süßwasserschildkrö-  auf ihre Arterhaltungsziele zu konzentrie-
                       tenarten. Diese Arten sind für ihr Überleben   ren. Robuste, wissenschaftlich basierte Ent-
                       zunehmend auf gut gemanagte Ex-situ-Pro-      scheidungsfindung und stetig nachjustierte
                       gramme angewiesen – ihr Aussterben wird       Artenplanung, einhergehend mit Populati-
                       wahrscheinlicher, wenn die EEPs nicht erfolg-  onsmanagement und zunehmender Zusam-
                       reich sind.                                   menarbeit müssen herrschen, wenn es dar-
                                                                     um geht, Arten, die am Rand des Aussterbens
                       Die Rote Liste der IUCN listet 2.736 Tierarten   stehen, zu retten. Zoos und Aquarien sind in
                       auf, für die Zuchtprogramme in menschlicher   einer guten Position, um sich für den Erhalt
                       Obhut  oder künstliche  Vermehrung  als Teil   vieler Arten einzusetzen, aber es ist mehr Ar-
                       der Erhaltungs- und Schutzmaßnahmen nö-       beit nötig, und zwar schnell, wenn wir weite-
                       tig sind. Zoos und Aquarien sind offensicht-  res Aussterben verhindern wollen. Wir haben
                       lich Orte, an denen diese Arbeit stattfindet   jetzt die Gelegenheit, unsere Anstrengungen
                       und an denen diese Arten vom Wissen und       zu steigern und engere Verbindungen zwi-
                       den Fähigkeiten der Zoologischen Einrich-     schen In-situ- und Ex-situ-Arterhaltungs-
                       tungen profitieren können. Die Ex-situ-Richt-  maßnahmen anzubieten, um Arten vor dem
                       linien der IUCN bilden das Rückgrat des Po-   unwiederbringlichen Verlust zu bewahren,
                       pulationsmanagements innerhalb der EAZA,      den ihr Aussterben bedeutet.
                       mit klar definierten Rollen für den Arterhalt,
                       die sich in den One Plan Approach einfügen.
                       Um dieses größere Ziel zu erreichen, werden   Aus dem Englischen übersetzt von Anna Böhm
                       Zoos ihren Fokus verstärkt auf diese Arten
                       richten und gründlich über Prioritäten nach-
                       denken müssen.

                       Die EAZA steht an vorderster Front, um die
                       europäische  Zoogemeinschaft  dabei  zu  un-
                       terstützen, ihre Anstrengungen zu priorisie-
                       ren – mithilfe des Artenplanungsprozesses
                       (Species Planning process) und mithilfe von
                       Populationsbiologen. Diese Teams arbeiten
                       zusammen mit EAZA-Zoos, um Arten für Er-
                       haltungsmaßnahmen dahingehend zu be-
                       werten, ob Ex-situ-Management den Erhal-
                       tungserfolg einer Art steigern kann.



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