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2017 war es dann soweit: Nach 100 Jahren lokaler Aus- Während ihrer einjährigen Akklimatisationsperiode in
rottung kehrten die ersten neun Wildesel zurück nach den Gehegen des Wiederansiedlungszentrums ist da-
Altyn Dala. Die Tiere stammen aus dem Nationalpark für veterinärmedizinisches Personal notwendig, das
„Altyn Emel“ im Süden Kasachstans. Für die ersten im Umgang mit Wildtieren geschult ist. In Kasachs-
Transporte kamen große Helikopter zum Einsatz, die tan befinden sich entsprechende Ausbildungsstruk-
jeweils vier bis zehn Kulane transportierten. Inzwi- turen noch im Aufbau und das Netz aus erfahrenen
schen geht die Reise über Land: Die Strecke von mehr Wildtiermedizinern ist dürftig. Die tierärztlichen Kol-
als 2.000 Kilometern ist selbst für unsere Berater der legen der nationalen NGO ACBK stehen für ihre konti-
südafrikanischen Wildtiertransportfirma Conserva- nuierliche Weiterbildung darum im engen Austausch
tion Solutions eine Mission der Superlative. Doch un- mit internationalen Zoo- und Wildtierärzten. Mehr-
sere Erfahrung zeigt: Es ist möglich! 2024 führten wir fach lud sie der Tiergarten Nürnberg für Trainingsauf-
zum ersten Mal einen Überlandtransport von 24 Kula- enthalte und Workshops ein. Als Halter von Kulanen
nen auf Lastwagen durch. Der Verein der Tiergarten- und Wildpferden, sowohl am Schmausenbuck als
freunde Nürnberg e. V. finanzierte diesen Transport zu auch im Tennenloher Forst, bietet er sich als optimale
großen Teilen und ermöglichte damit nicht nur einen Ausbildungsstätte an. Heute ist das Leibniz-Institut
Anstieg in der Kulanpopulation der Goldenen Steppe, für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin die leitende
sondern auch einen Durchbruch in der Wiederansied- Instanz für Veterinärmedizin und wissenschaftliche
lungsmethodik. Betreuung in der Equidenwiederansiedlung in Zent-
ralkasachstan. Zootierärztin Dr. Katrin Baumgartner
Als letztes Puzzleteil im Ökosystem der Steppe keh- berät weiterhin in Fragen zum Gesundheitsmanage-
ren seit 2024 auch Wildpferde zurück nach Altyn Dala. ment der Tiere.
Bis zum Jahr 2028 sollen etwa 40 Tiere eine neue Po-
pulation in Kasachstan begründen. Die Pferde stam- Der ergreifende Anblick von Wildpferden und Kula-
men aus dem europäischen Zuchtprogramm, an dem nen in der Goldenen Steppe, den wir nun wieder ge-
sich auch der Tiergarten Nürnberg beteiligt. Der Zoo nießen können, ist ein Blick in die Vergangenheit und
Prag, der das Wildpferde-Zuchtprogramm leitet, ko- Zukunft zugleich. Der „One Plan Approach“, also der
ordiniert eine komplexe Partnerschaft aus Zoos, Re- „Ein-Plan-Ansatz“, der Weltnaturschutzunion (IUCN)
gierungsvertretern und NGOs, um den Transfer der beschreibt Zoos als Schnittstelle zwischen Arterhalt
Wildpferde aus Zoos in die Wildnis zu realisieren. Ab in der Natur und in menschlicher Obhut. Die Koope-
ihrer Ankunft in der Steppe übernimmt die ADCI die ration des Tiergarten Nürnberg mit der Altyn Dala
Betreuung der Pferde. Conservation Initiative ist ein Paradebeispiel. Seine
Blüten stehen mit vier Hufen fest auf dem Grund der
endlosen Weiten Zentralkasachstans.
Zurückgekehrt – Przewalski-Pferde
waren hier ausgestorben. Nun werden
sie wieder angesiedelt.
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