Page 31 - manatimagazin_seuchen_25_01
P. 31

manatimagazin 25|02


             FANG & HANDLING:                                 TIERMEDIZIN:
             Es ist  wichtig, das Tier  richtig einzuschätzen, um  Wird ein Findeltier gebracht, ist eine korrekte Einschät-
              die richtige Fangmethode zu wählen. Kennt man die  zung des Allgemeinzustands nötig. Hilfsbedürftige
             „Waffen“ der Tiere, so kann man diese beim Fang und  Wildtiere sind oft unterkühlt, dehydriert und ausge-
             Handling vermeiden, zum Beispiel die Zähne bei Na- zehrt, sodass eine initiale Stabilisierung nötig ist. Die
             gern oder Schnäbel und Fänge bei Greifvögeln und  Gabe anderer Medikamente, wie Antiparasitika oder
             Eulen. Je nach Tierart, Alter und Zustand kann ein  Antibiotika sollte erst im zweiten Schritt erfolgen.
             Findeltier manuell gefangen werden oder es kommen  Die  erste  kurze  Allgemeinuntersuchung  sollte  tier-
             Hilfsmittel wie Decken, Fanggabeln oder Kescher zum  schutzgerecht, daher schnell, die nötigen Informatio-
             Einsatz. Bei einigen Tieren ist ein Fang nur per Distanz- nen liefern, die dem Tierarzt bei der Einordnung des
             immobilisation möglich, indem das Narkosemittel mit  Patienten helfen. Das Ziel der Untersuchung ist, das
              einem Blasrohr oder einem Narkosegewehr appliziert  Wildtier in eine der folgenden Kategorien einzugrup-
             wird. Im Tiergarten stehen nicht nur die fachkundigen  pieren:
             Personen, sondern auch alle Hilfsmittel, die benötigt
             werden, zur Verfügung.                              nicht- oder nur kurzfristig hilfsbedürftig,

             TRANSPORT & UNTERBRINGUNG:                          hilfsbedürftig, aber prognostisch wieder
                                                                auswilderbar oder
             Der Transport kann eine sehr belastende Situation für
             hilfsbedürftige Wildtiere sein – daher ist es wichtig,    nicht wieder auswilderbar.
              diesen fachkundig, schnell und so sicher wie möglich
             für das Tier durchzuführen. Als Transportbehältnisse  Letztere können und müssen zeitnah euthanasiert
             können Pappkartons, Holzkisten, Kunststofftrans- werden, um ihnen unnötiges Leid zu ersparen.
             portboxen, Leinen- und Fleecesäckchen oder Wannen
             verwendet werden. Die Unterbringung muss dem Zu-
             stand des Tieres und der Dauer angepasst werden.
              ERNÄHRUNG & HANDAUFZUCHT:
             Die Art der Fütterung ist abhängig vom Zustand des
             Findeltieres. Stabile Tiere mit einem funktionierenden
             Verdauungstrakt können bereits festes Futter erhal-
             ten. Stark geschwächte Patienten können ihre natür-
             liche Nahrung in vielen Fällen weder aufnehmen noch
             verwerten. Diese bekommen zunächst eine assistierte
             Fütterung, bei der ihnen zum Beispiel mit Hilfe einer
             Sonde Futterbrei eingegeben wird. Stabilisieren sich
              die Patienten, so können sie ihr Futter meist selbstän-
              dig aufnehmen.                                    Schritt für Schritt – Mit Hilfe der Futterleiter kann die Fütterung
             Bei der Handaufzucht ist nicht nur die Wahl der Fut-            dem Zustand des Patienten angepasst werden.
             termittel wichtig, sondern auch der Umgang mit dem
             Tier, die Vermeidung von Fehlprägungen und die Hy-  AUSWILDERUNG:
             gienemaßnahmen. Generationen von Tierpflegerinnen  Dies ist das Ziel der Wildtierrehabilitation. Wenn das
             und Tierpflegern haben in Zoos einen großen Erfah- Findeltier nach menschlichem Ermessen wieder ge-
             rungsschatz gesammelt und Methoden zur Aufzucht  sund ist, wird es in die Wildbahn entlassen, in der Hoff-
             vieler verschiedener Säugetiere, Vögel und Reptilien  nung,  dass  es dort zurechtkommt.  Zur Feststellung
              entwickelt. Im Tiergarten werden Aufzuchtprotokolle  der Wildbahntauglichkeit nutzt man den sogenannten
             geführt, die für spätere Handaufzuchten verwendet  Auswilderungscheck. Dabei werden der Allgemeinzu-
             werden können.                                   stand, die artgerechte Fortbewegung sowie die geis-
                                                              tige und körperliche Fitness und Fähigkeit, Nahrung
                                                              zu finden und Feinden auszuweichen, ermittelt. Mit
                HINWEIS                                       Hilfe von Auswilderungsvolieren oder -gehegen ist es
                                                              möglich, Tiere unter kontrollierten Bedingungen in die
                                                              Wildbahn zu entlassen.
                Der Tiergarten nimmt nur hilfsbedürftige      Auch im Tiergarten gibt es die Möglichkeit, zum Bei-
                Greifvögel, Eulen und Störche an.             spiel Greifvögel über eine entsprechende Voliere aus-
                                                              zuwildern.


                                                            31
   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36