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manatimagazin 25|02
FANG & HANDLING: TIERMEDIZIN:
Es ist wichtig, das Tier richtig einzuschätzen, um Wird ein Findeltier gebracht, ist eine korrekte Einschät-
die richtige Fangmethode zu wählen. Kennt man die zung des Allgemeinzustands nötig. Hilfsbedürftige
„Waffen“ der Tiere, so kann man diese beim Fang und Wildtiere sind oft unterkühlt, dehydriert und ausge-
Handling vermeiden, zum Beispiel die Zähne bei Na- zehrt, sodass eine initiale Stabilisierung nötig ist. Die
gern oder Schnäbel und Fänge bei Greifvögeln und Gabe anderer Medikamente, wie Antiparasitika oder
Eulen. Je nach Tierart, Alter und Zustand kann ein Antibiotika sollte erst im zweiten Schritt erfolgen.
Findeltier manuell gefangen werden oder es kommen Die erste kurze Allgemeinuntersuchung sollte tier-
Hilfsmittel wie Decken, Fanggabeln oder Kescher zum schutzgerecht, daher schnell, die nötigen Informatio-
Einsatz. Bei einigen Tieren ist ein Fang nur per Distanz- nen liefern, die dem Tierarzt bei der Einordnung des
immobilisation möglich, indem das Narkosemittel mit Patienten helfen. Das Ziel der Untersuchung ist, das
einem Blasrohr oder einem Narkosegewehr appliziert Wildtier in eine der folgenden Kategorien einzugrup-
wird. Im Tiergarten stehen nicht nur die fachkundigen pieren:
Personen, sondern auch alle Hilfsmittel, die benötigt
werden, zur Verfügung. nicht- oder nur kurzfristig hilfsbedürftig,
TRANSPORT & UNTERBRINGUNG: hilfsbedürftig, aber prognostisch wieder
auswilderbar oder
Der Transport kann eine sehr belastende Situation für
hilfsbedürftige Wildtiere sein – daher ist es wichtig, nicht wieder auswilderbar.
diesen fachkundig, schnell und so sicher wie möglich
für das Tier durchzuführen. Als Transportbehältnisse Letztere können und müssen zeitnah euthanasiert
können Pappkartons, Holzkisten, Kunststofftrans- werden, um ihnen unnötiges Leid zu ersparen.
portboxen, Leinen- und Fleecesäckchen oder Wannen
verwendet werden. Die Unterbringung muss dem Zu-
stand des Tieres und der Dauer angepasst werden.
ERNÄHRUNG & HANDAUFZUCHT:
Die Art der Fütterung ist abhängig vom Zustand des
Findeltieres. Stabile Tiere mit einem funktionierenden
Verdauungstrakt können bereits festes Futter erhal-
ten. Stark geschwächte Patienten können ihre natür-
liche Nahrung in vielen Fällen weder aufnehmen noch
verwerten. Diese bekommen zunächst eine assistierte
Fütterung, bei der ihnen zum Beispiel mit Hilfe einer
Sonde Futterbrei eingegeben wird. Stabilisieren sich
die Patienten, so können sie ihr Futter meist selbstän-
dig aufnehmen. Schritt für Schritt – Mit Hilfe der Futterleiter kann die Fütterung
Bei der Handaufzucht ist nicht nur die Wahl der Fut- dem Zustand des Patienten angepasst werden.
termittel wichtig, sondern auch der Umgang mit dem
Tier, die Vermeidung von Fehlprägungen und die Hy- AUSWILDERUNG:
gienemaßnahmen. Generationen von Tierpflegerinnen Dies ist das Ziel der Wildtierrehabilitation. Wenn das
und Tierpflegern haben in Zoos einen großen Erfah- Findeltier nach menschlichem Ermessen wieder ge-
rungsschatz gesammelt und Methoden zur Aufzucht sund ist, wird es in die Wildbahn entlassen, in der Hoff-
vieler verschiedener Säugetiere, Vögel und Reptilien nung, dass es dort zurechtkommt. Zur Feststellung
entwickelt. Im Tiergarten werden Aufzuchtprotokolle der Wildbahntauglichkeit nutzt man den sogenannten
geführt, die für spätere Handaufzuchten verwendet Auswilderungscheck. Dabei werden der Allgemeinzu-
werden können. stand, die artgerechte Fortbewegung sowie die geis-
tige und körperliche Fitness und Fähigkeit, Nahrung
zu finden und Feinden auszuweichen, ermittelt. Mit
HINWEIS Hilfe von Auswilderungsvolieren oder -gehegen ist es
möglich, Tiere unter kontrollierten Bedingungen in die
Wildbahn zu entlassen.
Der Tiergarten nimmt nur hilfsbedürftige Auch im Tiergarten gibt es die Möglichkeit, zum Bei-
Greifvögel, Eulen und Störche an. spiel Greifvögel über eine entsprechende Voliere aus-
zuwildern.
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