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Schwerpunktthema Verantwortung – Tiergarten und Gesellschaft




             Doch Versiegelung und Schadstoffeintrag gefährden  Der Wisent (Bison bonasus), der europäische Verwand-
              die Bodenlebewesen. Je weniger Pestizide den unterir- te des Bisons, war bis ins Mittelalter in Europa hei-
              dischen Mikro-Zoo verarmen lassen, desto fruchtbarer  misch, galt dann aber als fast ausgestorben. Zoologi-
             ist er. Und ein gesunder Boden speichert riesige Men- sche Gärten züchteten und erhielten ihn, sodass seit
             gen Kohlenstoff.                                 Anfang der 1950er Jahre wieder Herden aus ausgewil-
             Bio-Landwirtschaft  geht  sorgsam  mit  der  Bodenkru- derten  Tieren heranwuchsen. Der Lebensraum der
             me um und verwendet keine Pestizide. Der Bio-Bau- Wisente sind Wälder mit Lichtungen, wo sie sich von
              ernhof des Tiergartens produziert einen großen Teil  einer großen Pflanzenvielfalt  ernähren.  Dement-
             seines Grünfutters auf 90 Hektar Fläche selbst, inklu- sprechend brauchen sie zartes Heu, das ihnen Schlie-
             sive Gut Mittelbüg. Auf den fruchtbaren Böden sprie- per mit der zweiten Mahd, dem Grummet, besorgt.
             ßen Bambus, Luzerne, Topinambur, extra zartes Gras  Rote Pandas (Ailurus fulgens) sind auf Bambus ange-
             für die Manatis, Mais, Rüben, dazu Gras von den fast  wiesen. Das ist für sie existenzgefährdend, weil die
             60 Hektar Wiesenflächen, unter anderem im Natur- Bambuswälder in ihrer Heimat oft abgeholzt und be-
             schutzgebiet Pegnitztal Ost.                     baut werden. Im Tiergarten erhalten sie Bambus aus
                                                              eigenem Bio-Anbau.
              Futter im Zoo: ein Menü mit 150                 Affen lieben Äpfel und Möhren, allerdings sollten sie
             verschiedenen Speisearten                        nicht zu süß sein. „Weniger Energiegehalt und mehr
             Dieses  Jahr  ist  ein  Obstjahr,  die  Apfelbäume  biegen  Volumen ist für viele Lebewesen am besten“, sagt
             sich unter den Früchten. Auf dem Futterhof fährt ein  Gerd  Schlieper  schmunzelnd.  Für Meeresbewohner,
             Auto vor, ein Mann bringt Äpfel für die Tiere. Futter- wie die Delfine, kauft der Futtermeister verschiedene
             meister Gerd Schlieper nimmt sie gerne an, beschafft  Fischarten und Tintenfisch zu.
              er doch die Tiernahrung möglichst in der Region. So  Fleischfresser sind  wichtige  Glieder  des Nahrungs-
             bekommt er auch Möhren aus dem Knoblauchsland.  kreislaufs im Tiergarten. Sie fressen andere Zootie-
             Schlieper kennt also „seine“ Gemüse- und Obstbau- re, so wie es Löwen, Tiger und Leoparden auch in der
              ern und ihre kurzen Lieferwege. Gleichzeitig umgeht  Natur machen. Greifvögel und Luchse, die ausgewil-
              er das Risiko, dass Seuchen aus unbekannten Quellen  dert werden, bekommen die Futtertiere so verfüttert,
              eingeschleppt werden.                           dass sie noch als Tiere erkennbar sind.
             Die Vielfalt ist riesig: 150 Futterarten brauchen die  Giraffen, Antilopen, Zebras, Nashörner und andere
             Zoo-Tiere. Ihre Ansprüche richten sich nach ihrer Her- Pflanzenfresser lieben das frische Futter aus Eigen-
             kunft, ihrem Stoffwechsel, ihrem Verdauungstrakt.  anbau. Und als besondere Leckerbissen knabbern die
             Der Bison (Bison bison) kommt aus der trockenen  meisten, auch die Affen, gerne an Ästen, die sie mit
             Steppe. Er braucht grobes Heu.                   Enzymen, Mineralien und Spurenelementen versorgen.













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                                                                                              Tiergartens lassen sich
                                                                                               frisches Gras und Heu
                                                                                               aus dem nahe gelegenen
                                                                                               Bio-Bauernhof des Tier-
                                                                                               gartens schmecken.
















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