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manatimagazin 25|02







                                                                Beschäftigung
                                                                Feuerwehrschläuche, Bambusröhren, Wippen
                                                                oder Leitern – in den Gehegen des Tiergartens
                                                                finden sich so manche Gegenstände, die dort
                                                                scheinbar nichts verloren haben. Für die Tiere
                                                                erfüllen sie jedoch einen wichtigen Zweck: Sie
                                                                sorgen für Abwechslung und Beschäftigung. „In
                                                                Zoos brauchen sich Tiere nicht vor Fressfeinden
                                                                zu fürchten, sie müssen nicht auf Partnersuche
                                                                gehen und auch keine Beute erlegen. Durch
                                                                artgerechte Spiel- und Beschäftigungsmög-
                                                                lichkeiten bleiben sie körperlich und geistig fit.
                                                                Häufig stellen wir den Tieren kleine Aufgaben,
                                                                die  sie  lösen  müssen,  um  an  ihr  Futter  zu  ge-
                                                                langen“, erklärt Katharina Rippl, die gemeinsam
                                                                mit Zoobegleiterin Nicola Ohnemus und Klas-
                                                                sen des Christoph-Jacob-Treu-Gymnasiums in
                                                                Lauf schon zahlreiche Beschäftigungsobjekte
                                                                entwickelt  hat.  Die  Schülerinnen  und  Schüler
                Ernährung                                       lassen sich immer wieder neue Spielzeuge aus
                Von Mehlwürmern für Mangusten bis hin zur       den verschiedensten Materialien einfallen. Und
                ganzen Antilope für Löwen und Tiger – artge-    so kann es durchaus vorkommen, dass man im
                rechte Haltung funktioniert nur mit artgerech-  Tiergarten die Zwergmangusten (Helogale par-
                ter Ernährung. „Früher wusste man nur wenig     vula) durch ein Papplabyrinth wuseln sieht, die
                über die Tiere und hat hauptsächlich zwischen   Eisbären (Ursus maritimus) beim Ballspielen be-
                Heu- und Fleischfressern unterschieden“, er-    obachten kann oder zu den Roten Pandas (Ailu-
                zählt Ramona Such. Zoo-Rezeptbücher aus den     rus fulgens) hinaufschaut, die gerade auf einer
                1970er Jahren schlugen für Gorillas beispiels-  Leiter zu ihrem Futter balancieren.
                weise eine „Hausmannskost“ als Grundlage der
                Fütterung vor: „Je nach Grad der Zahmheit Brot,
                gekochte Hülsenfrüchte, Stampfkartoffeln, Obst
                aller Art.“1 Es folgte eine Liste mit genauen Men-
                genangaben und dutzenden weiteren Lebens-
                mitteln, darunter auch Semmel mit gewürztem,
                rohen Hackfleisch.
               „Mit der Zeit lernte man aus den Erfahrungen.
                Die Wissenschaft brachte neue Erkenntnisse und
                man wusste mehr über das Leben der Tiere in der
                Wildbahn“, so Ramona Such. Heute bekommen
                die Gorillas im Tiergarten hauptsächlich Gemüse.
               „Serviert“ wird es von oben, sodass es sich in den
                Stäben und Seilen verfängt und sich die Gorillas
                etwas anstrengen müssen, um an Salat, Möhre
                und Co. zu kommen.
                Bei  den  Raubkatzen  landen  nicht  selten  ganze
                Tiere im Gehege, etwa Zebras oder Antilopen. Ein
                Tier mit Haut, Haaren und Knochen zu zerlegen
                beschäftigt die Raubtiere, liefert wichtige Nähr-
                stoffe und hält sie gesund. Zudem gibt es kaum
                nachhaltigeres Futter.

                                                              1 Krumbiegel, I. (1976). Gefangene Tiere richtig füttern.


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