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Beschäftigung
Feuerwehrschläuche, Bambusröhren, Wippen
oder Leitern – in den Gehegen des Tiergartens
finden sich so manche Gegenstände, die dort
scheinbar nichts verloren haben. Für die Tiere
erfüllen sie jedoch einen wichtigen Zweck: Sie
sorgen für Abwechslung und Beschäftigung. „In
Zoos brauchen sich Tiere nicht vor Fressfeinden
zu fürchten, sie müssen nicht auf Partnersuche
gehen und auch keine Beute erlegen. Durch
artgerechte Spiel- und Beschäftigungsmög-
lichkeiten bleiben sie körperlich und geistig fit.
Häufig stellen wir den Tieren kleine Aufgaben,
die sie lösen müssen, um an ihr Futter zu ge-
langen“, erklärt Katharina Rippl, die gemeinsam
mit Zoobegleiterin Nicola Ohnemus und Klas-
sen des Christoph-Jacob-Treu-Gymnasiums in
Lauf schon zahlreiche Beschäftigungsobjekte
entwickelt hat. Die Schülerinnen und Schüler
Ernährung lassen sich immer wieder neue Spielzeuge aus
Von Mehlwürmern für Mangusten bis hin zur den verschiedensten Materialien einfallen. Und
ganzen Antilope für Löwen und Tiger – artge- so kann es durchaus vorkommen, dass man im
rechte Haltung funktioniert nur mit artgerech- Tiergarten die Zwergmangusten (Helogale par-
ter Ernährung. „Früher wusste man nur wenig vula) durch ein Papplabyrinth wuseln sieht, die
über die Tiere und hat hauptsächlich zwischen Eisbären (Ursus maritimus) beim Ballspielen be-
Heu- und Fleischfressern unterschieden“, er- obachten kann oder zu den Roten Pandas (Ailu-
zählt Ramona Such. Zoo-Rezeptbücher aus den rus fulgens) hinaufschaut, die gerade auf einer
1970er Jahren schlugen für Gorillas beispiels- Leiter zu ihrem Futter balancieren.
weise eine „Hausmannskost“ als Grundlage der
Fütterung vor: „Je nach Grad der Zahmheit Brot,
gekochte Hülsenfrüchte, Stampfkartoffeln, Obst
aller Art.“1 Es folgte eine Liste mit genauen Men-
genangaben und dutzenden weiteren Lebens-
mitteln, darunter auch Semmel mit gewürztem,
rohen Hackfleisch.
„Mit der Zeit lernte man aus den Erfahrungen.
Die Wissenschaft brachte neue Erkenntnisse und
man wusste mehr über das Leben der Tiere in der
Wildbahn“, so Ramona Such. Heute bekommen
die Gorillas im Tiergarten hauptsächlich Gemüse.
„Serviert“ wird es von oben, sodass es sich in den
Stäben und Seilen verfängt und sich die Gorillas
etwas anstrengen müssen, um an Salat, Möhre
und Co. zu kommen.
Bei den Raubkatzen landen nicht selten ganze
Tiere im Gehege, etwa Zebras oder Antilopen. Ein
Tier mit Haut, Haaren und Knochen zu zerlegen
beschäftigt die Raubtiere, liefert wichtige Nähr-
stoffe und hält sie gesund. Zudem gibt es kaum
nachhaltigeres Futter.
1 Krumbiegel, I. (1976). Gefangene Tiere richtig füttern.
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