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manatimagazin 25|02
Schwerpunktthema Verantwortung – Tiergarten und Gesellschaft
WIE ZOOS LERNEN:
TIERHALTUNG IM WANDEL DER ZEIT
Moderne Anlagen und Gehege, eine artgerechte Ernährung, Beschäftigungsprogramme
oder Training auf Grundlage positiver Verstärkung – moderne Zoos haben die Tierhaltung in
den letzten Jahrzehnten stetig weiterentwickelt. Basis dafür bilden neue wissenschaftliche
Erkenntnisse, Erfahrungen in der Tierpflege und Beobachtungen in der Wildbahn.
Fünf Beispiele aus dem Tiergarten Nürnberg.
Luisa Rauenbusch, Journalistin und stellvertretende Leiterin der Tiergartenkommunikation
Gehege und Anlagen
Acht Becken, rund sieben Millio-
nen Liter Salzwasser, bis zu sie-
ben Meter Tiefe: Durch den Bau
der Lagune hat die Haltung von
Großen Tümmlern (Tursiops trun-
catus) und Kalifornischen Seelö-
wen (Zalophus californianus) im
Tiergarten eine neue Dimension
erreicht. Die Becken lassen sich
flexibel verbinden, es gibt ab-
trennbare Bereiche für Muttertie-
re mit Nachwuchs oder für kranke
Tiere. Die Lagune gehört zu den
eindrucksvollsten Beispielen, wie der Tiergarten seine Anla-
gen in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat. Auch
die Haltung der Seekühe (Trichechus manatus) hat sich durch
den Bau des Manatihauses in direkter Nachbarschaft zur La-
gune deutlich verbessert: Früher teilten sich bis zu elf Tie-
re ein kleines Becken mit 65.000 Liter Wasser im Tapirhaus,
heute stehen vier Seekühen 750.000 Liter zur Verfügung.
Der Anspruch des Tiergartens ist es, durch den Aufbau
und die Gestaltung der Gehege den ökologischen Ansprü-
chen und sozialen Bedürfnissen der Tiere gerecht zu wer-
den. „Schlafabteile“, in denen Gorillas und Delfine früher
die Nacht verbrachten, gibt es heute nicht mehr. „Die Tiere
sollen sich soweit möglich zu jeder Tages- und Nachtzeit
aus dem Weg gehen oder als Gruppe zusammenfinden kön-
nen“, erklärt Inspektorin Ramona Such, die 1998 als Tier-
pflegerin im Tiergarten Nürnberg angefangen hat. „Früher
ging es darum, möglichst viele Tiere zu zeigen, bestenfalls
auch seltene. Auch die kleinsten Tierparks hielten Elefan-
ten. Heute bauen wir möglichst naturnahe Anlagen mit viel
Platz und Struktur.“
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