Page 14 - Manatimagazin 23/02
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Schwerpunktthema Auswilderung
Geknipst Im Weserbergland (Solling) durchläuft ein Luchs
einen Fotofallenstandort. Im Rahmen des Monitorings
sollen in allen Reproduktionsgebieten der Harzer Luch-
spopulation Fotofallen installiert werden. Anhand ihrer
Fleckenzeichnung sind Luchse zeitlebens unterscheidbar.
Schätzungen mittels Fang-Wiederfang-Modellen ergaben,
dass im Harz 55 selbstständige Luchse und 35 Jungtiere
leben.
WISSen Auf eInen BLIcK Über mehr als 15 Jahre werden im Harz Luch-
se mit Halsbandsendern ausgestattet. Dabei
DAs WieDerAnsieDlunGsProJeKT iM HArZ kommen vorwiegend GPS/GSM-Systeme zum
Einsatz. Die telemetrische Überwachung von
Zwischen sommer 2000 und Herbst 2006 mittlerweile insgesamt 36 Individuen dient an
wurden im nationalpark Harz nach und nach erster Stelle dazu, konkrete Fragen zum Bei-
insgesamt 24 luchse (9 Männchen und 15 Weib- spiel über das Nahrungsspektrum, die Wan-
chen) aus europäischen Wildparks ausgewildert. derkorridore und die Größe der Streifgebiete
im sommer 2002 gelang erstmals der nachweis zu klären. Telemetriedaten sind hilfreich, um
von wildgeborenen Jungtieren im Harz. seither die Informationen zum Vorkommensgebiet
kam in jeder saison nachwuchs zur Welt. der Art abzurunden. Zuletzt lieferten Hals-
bandsender mehrfach Aufschluss über das
2010 gelang im hessischen Teil des Kaufun- weitere Schicksal von rehabilitierten Waisen-
ger Waldes der erste nachweis junger luchse luchsen nach deren erfolgreicher Wiederaus-
außerhalb des Harzes. 2013 brachte eine luchsin wilderung.
im Hils (leinebergland) erstmals Jungtiere zur
Welt und 2016 fand im solling die erste doku- Seit 2009 werden zudem Blut-, Gewebe-, Kot-,
mentierte luchs-reproduktion statt. Auch in Speichel- und Haarproben von Luchsen am
sachsen-Anhalt und Thüringen sind luchse Senckenberg Labor für Naturschutzgenetik
mittlerweile außerhalb des Harzes unterwegs. analysiert. Aufgrund der ständig verbesser-
ten Analyseverfahren und dem wachsenden
Probenumfang über das gesamte Genom
der Art hinweg, ist daher bekannt, wie groß
das Inzuchtproblem in vielen mitteleuropä-
ischen Luchsvorkommen tatsächlich ist (Mueller et al. 2022). Ein fortlaufendes genetisches
Monitoring ist inzwischen als eine Art Frühwarnsystem nicht nur im Harz integraler Bestand-
teil des Luchsmonitorings.
Referenzen
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Mueller, S.A., Prost, S., Anders, O., Breitenmoser-Würsten, C., Kleven, O., Klinga, P. & Nowak, C. (2022): Genome-wide diversity
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https://doi.org/10.1016/j.biocon.2021.109442.
Reinhardt, I., Kaczensky, P., Knauer, F., Rauer, G., Kluth, G., Wölfl, S., Huckschlag, D. & Wotschikowsky, U. (2015): Monitoring von
Wolf, Luchs und Bär in Deutschland. BfN-Skripten 413: 94 S.
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