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manatimagazin 25|02



             Die meisten einheimischen Arten blühten nur im
             Frühjahr. Mit Zierpflanzen wie der japanischen Kir-
             sche, der Zaubernuss, des Perückenstrauches und
              dem Rhododendron komme übers Jahr verteilt mehr
             Farbe in den Tiergarten.

             Dennoch  bleibt  genug  Raum  für  einheimische  Ge-
             wächse. An der Bushaltestelle, dem Haupteingang und
              der Elefantenwiese sorgen heimische Blühmischun-
             gen für Artenvielfalt. Wiesen werden zu unterschied-
             lichen Zeiten gemäht, Dächer begrünt, Sträucher vo-
             gelfreundlich zurückgeschnitten und invasive Arten
             bekämpft. „Wir lassen auch viele Ecken im Tiergarten
             zu, an denen wir gar nicht eingreifen“, ergänzt Gärt-
 Gute Aussicht – Der Tiergarten ist ein Eldorado   nermeister Jörg Maußner.  Verwechslungsgefahr – Auch heimische Schlangenarten sind im
 für heimischen Vogelarten – von Meisen und                  Tiergarten ab und zu anzutreffen – harmlose Schlingnattern wie hier,
 Finken über Spechte und Reiher bis hin zu Eulen   Wobei  Eingriffe  in  die  Landschaft  die  Artenvielfalt   aber auch giftige Kreuzottern.
 wie dem Uhu.  durchaus erhöhen können. Die Biodiversität einer
             Stadt ist höher als auf dem flachen Land. Im Tiergar-  Die Aufregung war groß, als sich am Tag der Eröffnung
             ten wachsen mehr Baumarten als außerhalb. Weiher,   der Gorillaaußenanlage ein zwölfjähriger Junge an der
             Wassergräben  und  Wasserbecken  gibt  es  am  trocke-  Kasse mit der Nachricht meldete, er sei am Braunbä-
             nen Schmausenbuck erst seit 1939. „Die Bergmolche   rengehege von einer Kreuzotter gebissen worden, als
             sind überall, wo Wasser ist“, sagt Dr. Helmut Mägde-  er versucht habe, das überfahrene Tier vom Weg zu
             frau, der ehemalige Zoologische Leiter des Tiergartens.   retten.  War  es  wirklich  eine  giftige  Kreuzotter?  Der
             Über viele Jahre hat der Biologe alle Sichtungen von   stellvertretende Direktor und Zootierarzt Anton Gau-
             Wirbeltieren zusammengetragen, die nicht auf der   ckler fand das tote Reptil im Gebüsch. Wie sich heraus-
             Bestandsliste des Zoos stehen. Zauneidechsen son-  stellte, kannte der Junge den Unterschied zwischen
             nen sich im Kinderzoo und am Südhang der Lagune,   Schlingnatter und Kreuzotter. Die Schlingnatter hat
              eine Schlingnatter schlängelt über die Sanddüne bei   eine kreisrunde, die Kreuzotter eine schlitzförmige
              den Kängurus und eine Ringelnatter beunruhigt die   Pupille. „Das war der erste Nachweis einer Kreuzotter
             Schneeleopardin mit ihren Jungen über eine halbe   im Tiergarten“, berichtet Mägdefrau.
             Stunde lang.
                                                              Die beiden Weiher werden von durchziehenden Vö-
                                                              geln gerne als Rastplatz genutzt. Vor der Jahrtausend-
                                                              wende sammelten sich Ende August 67 Weißstörche
                                                              auf der Wiese vor dem Weiher. Auch Schwarzstörche
                                                              und Silberreiher kommen gelegentlich vorbei. Im März
                                                              2009 besuchte ein Rosapelikan den Tiergarten für drei
                                                             Tage,  bevor  er  nach  Hannover  weiterzog.  Etwa  600
                                                              Nistkästen, die von den Tierpflegern Thorsten Krist
                                                              und Simon Ludwig betreut werden, machen den Zoo
                                                              zu einem Singvogel-Eldorado. Gefahren lauern trotz-
                                                              dem. Fischkatzen und Eisbären fressen unvorsichtige
                                                              Graureiher und im Luchsstall liegt eines Tages ein toter
                                                              Uhu. „Der Uhu wollte den Luchs fangen, doch dieser
                                                              hat den Spieß umgedreht“, vermutet Mägdefrau.

                                                              Im Felsengang am Bionicum lebte vor der Sanierung
                                                              eine Fransenfledermaus. Aktuell dürften mindestens
                                                              fünf Fledermausarten im Tiergarten vorkommen.
                                                              Spitz- und Wühlmäuse, Maulwürfe, Siebenschläfer
                                                              und Eichhörnchen sind Dauergäste. „Wildschweine
                                                              und Rehe konnten wir durch den Zaun abhalten, aber
                                                              der Fuchs kommt einfach durch den Haupteingang“,
                                                              sagt Mägdefrau.


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