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Die meisten einheimischen Arten blühten nur im
Frühjahr. Mit Zierpflanzen wie der japanischen Kir-
sche, der Zaubernuss, des Perückenstrauches und
dem Rhododendron komme übers Jahr verteilt mehr
Farbe in den Tiergarten.
Dennoch bleibt genug Raum für einheimische Ge-
wächse. An der Bushaltestelle, dem Haupteingang und
der Elefantenwiese sorgen heimische Blühmischun-
gen für Artenvielfalt. Wiesen werden zu unterschied-
lichen Zeiten gemäht, Dächer begrünt, Sträucher vo-
gelfreundlich zurückgeschnitten und invasive Arten
bekämpft. „Wir lassen auch viele Ecken im Tiergarten
zu, an denen wir gar nicht eingreifen“, ergänzt Gärt-
Gute Aussicht – Der Tiergarten ist ein Eldorado nermeister Jörg Maußner. Verwechslungsgefahr – Auch heimische Schlangenarten sind im
für heimischen Vogelarten – von Meisen und Tiergarten ab und zu anzutreffen – harmlose Schlingnattern wie hier,
Finken über Spechte und Reiher bis hin zu Eulen Wobei Eingriffe in die Landschaft die Artenvielfalt aber auch giftige Kreuzottern.
wie dem Uhu. durchaus erhöhen können. Die Biodiversität einer
Stadt ist höher als auf dem flachen Land. Im Tiergar- Die Aufregung war groß, als sich am Tag der Eröffnung
ten wachsen mehr Baumarten als außerhalb. Weiher, der Gorillaaußenanlage ein zwölfjähriger Junge an der
Wassergräben und Wasserbecken gibt es am trocke- Kasse mit der Nachricht meldete, er sei am Braunbä-
nen Schmausenbuck erst seit 1939. „Die Bergmolche rengehege von einer Kreuzotter gebissen worden, als
sind überall, wo Wasser ist“, sagt Dr. Helmut Mägde- er versucht habe, das überfahrene Tier vom Weg zu
frau, der ehemalige Zoologische Leiter des Tiergartens. retten. War es wirklich eine giftige Kreuzotter? Der
Über viele Jahre hat der Biologe alle Sichtungen von stellvertretende Direktor und Zootierarzt Anton Gau-
Wirbeltieren zusammengetragen, die nicht auf der ckler fand das tote Reptil im Gebüsch. Wie sich heraus-
Bestandsliste des Zoos stehen. Zauneidechsen son- stellte, kannte der Junge den Unterschied zwischen
nen sich im Kinderzoo und am Südhang der Lagune, Schlingnatter und Kreuzotter. Die Schlingnatter hat
eine Schlingnatter schlängelt über die Sanddüne bei eine kreisrunde, die Kreuzotter eine schlitzförmige
den Kängurus und eine Ringelnatter beunruhigt die Pupille. „Das war der erste Nachweis einer Kreuzotter
Schneeleopardin mit ihren Jungen über eine halbe im Tiergarten“, berichtet Mägdefrau.
Stunde lang.
Die beiden Weiher werden von durchziehenden Vö-
geln gerne als Rastplatz genutzt. Vor der Jahrtausend-
wende sammelten sich Ende August 67 Weißstörche
auf der Wiese vor dem Weiher. Auch Schwarzstörche
und Silberreiher kommen gelegentlich vorbei. Im März
2009 besuchte ein Rosapelikan den Tiergarten für drei
Tage, bevor er nach Hannover weiterzog. Etwa 600
Nistkästen, die von den Tierpflegern Thorsten Krist
und Simon Ludwig betreut werden, machen den Zoo
zu einem Singvogel-Eldorado. Gefahren lauern trotz-
dem. Fischkatzen und Eisbären fressen unvorsichtige
Graureiher und im Luchsstall liegt eines Tages ein toter
Uhu. „Der Uhu wollte den Luchs fangen, doch dieser
hat den Spieß umgedreht“, vermutet Mägdefrau.
Im Felsengang am Bionicum lebte vor der Sanierung
eine Fransenfledermaus. Aktuell dürften mindestens
fünf Fledermausarten im Tiergarten vorkommen.
Spitz- und Wühlmäuse, Maulwürfe, Siebenschläfer
und Eichhörnchen sind Dauergäste. „Wildschweine
und Rehe konnten wir durch den Zaun abhalten, aber
der Fuchs kommt einfach durch den Haupteingang“,
sagt Mägdefrau.
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