Manatihaus am 5. Dezember geschlossen
Aus tiergärtnerischen Gründen bleibt das Manatihaus am Donnerstag, 5. Dezember, geschlossen. Ab Freitag hat es wieder wie gewohnt geöffnet.
Sie sehen aus wie Schweine, sind aber streng genommen keine: Chaco-Pekaris. Besucherinnen und Besucher können die stark gefährdeten, südamerikanischen Bewohner von Trockenwäldern und Dornstrauchsavannen ab sofort im Tiergarten Nürnberg beobachten.
In Fell und Farbe ähneln sie heimischen Wildschweinen. Doch ein heller, geschwungener Streifen, der sich vom Maul zum Rücken zieht, und ein langgezogener Fellkamm auf dem Rücken der Männchen unterscheidet die Chaco-Pekaris (Catagonus wagneri) bei genauem Hinsehen.
Auch andere anatomische Besonderheiten tragen dazu bei, dass die Tiere nicht den Schweinen, sondern der eigenen Gruppe der Nabelschweine zugeordnet werden: Zum Beispiel haben sie zwar verlängerte Eckzähne, die nicht zu Hauern ausgebildet sind, sondern dolchartig nach oben ragen. Zudem verfügen sie über eine Drüse auf dem Rücken, über die sie ein moschusartiges Sekret absondern.
In der Natur kommen die Chaco-Pekaris nur in einem begrenzten Gebiet vor, das sich über den Norden Argentiniens, den Südosten Boliviens und den Westen Paraguays erstreckt. Die sogenannte Chaco-Region ist eine Trockenwald- und Dornstrauchsavannenregion.
Die Tiere übernehmen in diesem unwirtlich anmutenden Ökosystem eine wichtige Rolle: Sie fressen alles, auch Aas, verteilen über ihren Kot die Samen der Pflanzen und legen mit ihren Körpern auf der Wanderschaft durch ihr etwa elf Quadratkilometer großes Revier Wechsel an, die auch kleinere Tiere nutzen können.
Da Chaco-Pekaris aber in einer teils von bitterer Armut geprägten Umgebung auch selbst als Nahrungsquelle für Menschen begehrt sind, wurden sie in den vergangenen Jahrzehnten exzessiv und nicht nachhaltig gejagt. Heute stuft die Weltnaturschutzunion IUCN sie als stark gefährdet ein.
„Chaco-Pekaris wirken zunächst unscheinbar, sie sind aber wahre Ökosystem-Ingenieure“, sagt der stellvertretende Direktor und biologische Leiter des Tiergartens, Jörg Beckmann. „Der Lebensraum der Tiere schwindet rasant. Mit der Haltung und Zucht der Chaco-Pekaris können wir einen Beitrag zum Erhalt der Art für künftige Generationen leisten.“
Mit dem Eber und den zwei Bachen, die Ende Juni 2023 in das Gehege zwischen Trampeltieren (Camelus ferus f. bactrianus) und Grevy-Zebras (Equus grevyi) eingezogen sind, beteiligt sich der Tiergarten Nürnberg deshalb nun am Erhaltungszuchtprogramm des Europäischen Zooverbandes EEP (EAZA ex-Situ Programme) für Chaco-Pekaris. Das Ziel der wissenschaftlich basierten und koordinierten Zucht der Tiere besteht darin, eine stabile und gesunde Population der Art außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes aufzubauen und zu erhalten.
Wenn es nach den Kriterien der IUCN sinnvoll und verantwortbar erscheint, könnten Tiere aus diesem Bestand in der Zukunft ausgewildert werden. Derzeit leben insgesamt 71 Chaco-Pekaris in elf EAZA-Zoos.