Tiergarten NürnbergHome

in Nuremburg

Changes in animal population

Neu im Tiergarten: seltene Luxkaninchen

Im Tiergarten Nürnberg sind seit Kurzem zwei Luxkaninchen (Oryctolagus cuniculus dom.) im Kinderzoo zu sehen. Die Haltung der seltenen Kaninchenrasse, die zur Rasse 2023 gewählt wurde, kam durch eine Kooperation des Zentralverbands der deutschen Rassekaninchenzüchter (ZDRK) und des Tiergartens zustande. In Mittelfranken gibt es bislang nur wenige Züchter von Luxkaninchen. Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH) zählt sie zu den stark gefährdeten Rassen.

Neben den zwei weiblichen Luxkaninchen, die im Kinderzoo zu sehen sind, leben hinter den Kulissen noch zwei männliche Tiere. Sie sollen zu gegebener Zeit für die Zucht zusammengelassen werden. Zwei der Tiere kommen von Anja Leibold vom Kleintierzuchtverein Ottensoos, die beiden anderen wurden bereits im Sommer von Bernd Graf, Präsident des ZDRK, an den Tiergarten übergeben. Bereits im Sommer dieses Jahres hat der Tiergarten über den ZDRK vier Japaner­Kaninchen aufgenommen. Diese Rasse zählt laut GEH sogar als "extrem gefährdet". Sie haben sich bereits gut in ihrem neuen Zuhause eingelebt, sodass demnächst die Zucht beginnen kann. Damit hält der Tiergarten nun zwei Kaninchenrassen, die in den höchsten Gefährdungsstufen geführt werden.

"Seltene Haus­ und Nutztierrassen haben bei uns im Tiergarten seit vielen Jahrzehnten einen hohen Stellenwert. Seit 1981 halten und züchten wir beispielsweise Rotkopfschafe – eine bedrohte Nutztierrasse, die ursprünglich aus den Pyrenäen stammt", sagt Dr. Katrin Baumgartner, Tierärztin im Tiergarten Nürnberg und zuständig für die Zucht seltener und bedrohter Haustierrassen. "Dank der Kooperation mit dem ZDRK bauen wir unsere Aktivitäten in diesem Bereich weiter aus. Nach dem Einzug der Japaner-Kaninchen können wir mit den Luxkaninchen nun zum Erhalt einer weiteren seltenen Kaninchenrasse beitragen."

"Mit diesem besonderen Gemeinschaftsprojekt möchten wir nicht nur gefährdete Kaninchenrassen züchten, sondern auch den Besucherinnen und Besuchern des Tiergartens den Wert alter Haus­ und Nutztierrassen näherbringen. Sie verfügen oft über Eigenschaften, die sie widerstandsfähiger oder langlebiger machen, und sind ein wichtiger Baustein moderner Tierhaltung", sagt Markus Fischer, 1. Vorsitzender des Bezirksverbands Mittelfranken der Kaninchenzüchter e. V.

Auch das Tierwohl spielt bei der Zucht der Rassekaninchen eine zentrale Rolle: ZDRK und Tiergarten möchten zeigen, dass eine erfolgreiche Zucht unter Berücksichtigung des Wohlbefindens der Tiere möglich ist.

Gehege umgestaltet

Die Luxkaninchen sind in das Gehege eingezogen, in dem bislang die Zwergkaninchen zu sehen waren. Diese hat der Tiergarten an Privathalter abgegeben. "Gemeinsam mit Kollegen der technischen Abteilung haben wir die Inneneinrichtung umgestaltet", sagt Lisa Kukuk, Tierpflegerin und stellvertretende Revierleiterin. "Den Kaninchen stehen nun zwei Wurfboxen, eine neue Raufe und viele Versteckmöglichkeiten auf zwei Etagen zur Verfügung. Daneben können sie auch die Außenanlage nutzen."

Die Haltung der Lux­- und Japaner­-Kaninchen im Tiergarten wird über zwei fortlaufende Spenden der mittelfränkischen Firmen Wimpit GmbH und Hemmerling GmbH von je 500 Euro finanziell unterstützt. Außerdem erhält der Tiergarten eine Futterspende der mifuma Mischfutter Werke Mannheim GmbH. Über die Kooperation erhält der Tiergarten auch Futtertiere über den ZDRK, also überzählige Kaninchen, die an Zootiere verfüttert werden. Zudem erhält der Tiergarten auch junge Kaninchen, die er auf dem betriebseigenen Bio­Bauernhof Gut Mittelbüg großziehen und zu gegebener Zeit ebenfalls als Futtertiere im Zoo einsetzen kann.

Wechselnde Fellfarbe

Luxkaninchen zählen mit einer Gewichtspanne von 2,5 bis 3,25 Kilogramm zu den kleinen Rassen. Die Rasse wurden erstmals 1919 auf einer Ausstellung vorgestellt. Ziel war es ursprünglich, eine Kaninchenrasse mit einer Fellfarbe zu züchten, die der eines Luchses nahekommt. Die besondere Schreibweise rührt vermutlich daher, dass die Imitation des Luchses nicht ganz gelungen ist. "Lux" könnte in diesem Zusammenhang für "Licht" stehen, da sich die Kaninchenrasse insbesondere durch ihre Deckfarbe auszeichnet: Diese ist hellsilberblau mit einem leicht rötlichen Schimmer, der durch die bräunliche Zwischenfarbe entsteht.

Bedeutung von Zoos für den Erhalt alter Nutztierrassen

Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ), in dem auch der Tiergarten Nürnberg Mitglied ist, setzt sich gemeinsam mit Partnern für den Erhalt alter Nutztierrassen ein. Denn bei der Produktion tierischer Nahrungsmittel werden aktuell nur einige wenige Hochleistungsrassen eingesetzt, die schnell mehr Gewinn einbringen. Viele Nutztierrassen drohen daher auszusterben. In Deutschland sind zum Beispiel 56 der 80 einheimischen Großtierrassen stark in ihrem Bestand gefährdet. Gemeinsam mit dem Tierpark Arche Warder e. V. setzte der VdZ von 2020 bis 2023 ein vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördertes Projekt um, das die Erhaltung alter Rassen stärkt. Die Ergebnisse des Nutztierrassenprojekts, darunter Zuchterfolge, Bildungsmaterialien, ein Nutztier­Leitfaden für zoologische Einrichtungen und wissenschaftliche Forschungsstudien zeigen, dass Zoos das öffentliche Bewusstsein für die Bedeutung alter Nutztierrassen steigern und die landwirtschaftliche Biodiversität stärken können.