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Nürnberg rüstet seinen Wald gegen den Klimawandel

In den vergangenen zwei Jahren hat die Stadt Nürnberg 43.585 m² Wald eingekauft und ausverhandelt, der Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten hat 16.110 Bäume gepflanzt und auf 91,1 ha ihrer Flächen Forstkulturen angelegt: Die Stadt und ihre Partner - darunter der Tiergarten als städtischer Forstbetrieb - bauen ihre Wälder systematisch um, damit sie den Herausforderungen des Klimawandels besser gewachsen sind.

Grundlage dafür ist die Baum- und Waldstrategie, welche die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth und Erlangen, die Bayerischen Staatsforsten, das Umweltamt, der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (SÖR) und der Tiergarten als städtischer Forstbetrieb erarbeitet haben und deren Umsetzung der Nürnberger Stadtrat 2020 beschlossen hat.

"Mit der sogenannten Reichswaldstrategie hat die Stadt vor zwei Jahren offensiv begonnen, ihre Wälder gegen die Auswirkungen des Klimawandels in unserer Region zu wappnen", sagt Bürgermeister Christian Vogel. Anlass waren damals die Dürresommer 2018 und 2019 sowie teils verheerende Stürme, die den Wäldern stark zugesetzt hatten. "Ein weiterer heißer und trockener Sommer in diesem Jahr führt uns vor Augen, dass wir uns auf solche Wetterextreme einstellen und vorbereiten müssen."

Mehr Bäume und Zukunftswälder

Die Reichswaldstrategie gibt der Stadt und den beteiligten Partnern konkrete Arbeitsaufträge: Zum einen muss die Stadt Flächen erwerben, die bei Eignung für Ausgleichsmaßnahmen genutzt werden oder im Sinne der gemeinsamen Strategie zukunftsfähig umgebaut werden, damit sie auch der zu erwartenden zunehmenden Trockenheit und den höheren Temperaturen standhalten.

Unabhängig davon und zusätzlich dazu sollen jährlich durchschnittlich 5.000 weitere Bäume gepflanzt werden. Pro Jahr muss in Nürnberg und Umgebung zudem ein zusammenhängendes Waldstück in einen Zukunftswald gemäß der Reichswaldstrategie umgebaut werden.

SÖR verpflichtet sich, jährlich mindestens 500 Bäume zu pflanzen. Diese Vorgaben konnten in den letzten beiden Jahren auch konsequent umgesetzt werden. Der Tiergarten realisiert zwischen 2020 und 2030 jedes Jahr ein Projekt, das einen Aspekt der Waldstrategie widerspiegelt. Die Stadt Nürnberg prüft außerdem im Zusammenwirken mit der N ERGIE und den Bayerischen Staatsforsten das Potenzial CO2-neutraler und regenerativer Energiegewinnung aus regional anfallendem Holz.

Zwischenbilanz zeigt erste konkrete Ergebnisse

Im Tiergarten haben die Mitarbeitenden 2020 Esskastanien gepflanzt, um das Sterben der alten Eichen auszugleichen. Letztere sind insbesondere im Bereich des Geheges der Dybowski-Hirsche von dem Phytophtora-Pilz befallen – eine Krankheit, der kaum eine Eiche standhält. Esskastanien zählen zu den Bäumen, denen die Autoren der Waldstrategie in den sich wandelnden Bedingungen gute Zukunftschancen einräumen.

Sehr kritisch steht es dagegen um die nur in Franken vorkommenden Mehlbeerenarten: Von der Hohenester Mehlbeere gibt es im Freiland gerade noch zehn Exemplare – sie gehört zu den seltensten Baumarten der Welt. 2021 hat der Tiergarten in Kooperation mit dem Botanischen Garten der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Regierung von Mittelfranken sechs Mehlbeerenarten gepflanzt.

"Die Pflanzung der Mehlbeeren dient einerseits dem Artenschutz, der Bewusstseinsbildung für die Thematik des Biodiversitätsverlustes und dem übergeordneten Thema Wald", sagt Bürgermeister Christian Vogel. "Zum anderen dient sie dem Ziel der Waldstrategie, Stabilität durch Vielfalt zu schaffen."

SÖR pflanzt zusätzlich 1.000 Bäume, Waldstücke werden umgebaut

SÖR hat in den Jahren 2020 und 2021 je 500 zusätzliche Bäume im Stadtgebiet gepflanzt. "Das Jahresziel wurde hier klar erreicht", sagt Christian Vogel. Entsprechend den Vorgaben der Reichswaldstrategie wird der Wald der Stadt Nürnberg ein Modellwald für die vorausschauende Stärkung der Wälder. "Um das zu erreichen setzen wir auf zwei moderne ökologische Konzepte", erklärt Dr. Christian Kölling, Bereichsleiter Forsten im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth-Uffenheim. "Das eine ist die sogenannte unterstützte Wanderung, das andere die sogenannte bedachte Anreicherung."

Dabei geht es darum, die Anpassungsfähigkeit der Wälder rund um Nürnberg durch den gezielten Anbau von klimaheimischen Baumarten aus südlicheren europäischen Regionen zu erhöhen. Dabei werden solche Regionen ausgewählt, deren Klima unserem Zukunftsklima in Nürnberg ähnlich ist. Dies geschieht jedoch mit Bedacht, auf kleinen Flächen von rund 200 Quadratmetern in bestehenden Wäldern.

Die Experten wollen mit der Anlage solcher sogenannten Nelderräder die natürliche Wanderung der Arten beschleunigen. Denn der Klimawandel schreitet so rasant voran, dass natürliche Prozesse in der Anpassung nicht hinterherkommen. Der Tiergarten als städtischer Forstbetrieb wird bei der Anlage der Nelderräder finanziell von der Sparkasse Nürnberg unterstützt.

Flatterulme, Spitzahorn: 10.700 Geburtenbäume der Stadt plus 5.410 weitere Bäume

Zusätzlich zu den insgesamt 10.700 Geburtenbäumen, welche der Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten im Auftrag der Stadt 2020 und 2021 für jedes in Nürnberg geborene Kind gepflanzt hat, haben die Bayerischen Staatsforsten weitere 5.410 Bäume gepflanzt. Auch hier geht es um Vielfalt und Widerstandsfähigkeit. Zu den gepflanzten Arten zählen Flatterulme, Kirsche, Bergahorn, Spitzahorn, Hainbuche, Winterlinde, Eiche, und Buche. Ein Großteil der gepflanzten Bäume sind Laubbäume.

Darüber hinaus wurden aber auch Nadelbäume gepflanzt, um zukünftig die Rohstoffversorgung, insbesondere mit regionalem Bauholz, sicherstellen zu können. "Neben den heimischen und klimastabilen Laubbäumen setzen wir beim Waldumbau auch auf Nadelbaumarten, wie Weißtanne und Douglasie, aber auch auf Atlas-und Libanonzedern", sagt Johannes Wurm, Forstbetriebsleiter der Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten. "Für die nachhaltige Versorgung mit dem nachwaschsenden Rohstoff Holz sind Nadelbäume unverzichtbar", so Johannes Wurm weiter.

Neue Waldflächen für die Stadt

Zusätzlich zu den bereits bestehenden Waldflächen konnte das Referat für Umwelt und Gesundheit für die Stadt weitere 43.585 m² an Wäldern kaufen und ausverhandeln: Drei Flächen in Worzeldorf und zwei in Kornburg – darunter das sogenannte Ritterholz, in dem der Waldumbau bereits in vollem Gange ist. "Im Rahmen der Reichswaldstrategie sollen die städtischen Waldflächen kontinuierlich vergrößert werden", sagt Britta Walthelm.

Der Einkauf erfolgt durch das Liegenschaftsamt in Abstimmung mit dem Tiergarten als Bewirtschafter und der Flächenagentur im Umweltreferat. "Bewaldete Flächen, die der Stadt zum Kauf angeboten werden, prüft die Flächenagentur ihre Eignung als Ausgleichsflächen", sagt Britta Walthelm. "Ob ihre Bewirtschaftung also dem Ökokonto der Stadt zu Gute kommen kann, und sie eine relevante Rolle für den Artenschutz in der Region spielen können." Bei der Klärung nach dem Potenzial für den Artenschutz stimmen sich Flächenagentur, die Untere Naturschutzbehörde im Umweltamt und der Tiergarten ab.

Alle neuen Waldflächen werden nach Maßstäben der Reichswaldstrategie naturnah und wie beschrieben unter Berücksichtigung der Folgen des Klimawandels zukunftsfähig umgebaut. Teilbereiche des Ritterholzes etwa, die zu inneren Waldsäumen entwickelt werden, können im städtischen Ökokonto verwendet werden. Dadurch, dass der Waldsaum regelmäßig gepflegt wird, bleibt die naturnahe Waldstruktur dauerhaft erhalten. Vorhandene Flächen, die mit Kiefern bestockt sind, werden zu Mischwäldern umgebaut. Damit gewinnt die Stadt zum einen 59.695 Wertpunkte nach der Bayerischen Kompensationsverordnung, die sie für den Ausgleich für Eingriffe im Stadtgebiet nutzen kann. Zum anderen sind die entstehenden Strukturen Ausgleichsmaßnahmen des Artenschutzes und bieten Heckenvögeln einen neuen Lebensraum.

Für Bürgermeister Christian Vogel ist der Zwischenbericht zur Reichswaldstrategie ein vielversprechendes Signal für die Zukunft der städtischen Bäume und Wälder. "Hier liegt eine große Herausforderung vor uns, die wir aber mit gemeinsamen Kraftanstrengungen bewältigen können." Vogel dankt daher allen Beteiligten wie den Staatsforsten, dem Amt für Ernährung und Landwirtschaft und Forsten und dem Umweltamt und dem Tiergarten ausdrücklich für das erfolgreiche Miteinander. "Nur gemeinsam werden wir die Stärkung unserer Wälder in der Zukunft hinbekommen. Der Anfang ist gemacht, jetzt gilt es, diesen Weg weiterhin konsequent weiterzugehen."