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Bundestagsabgeordnete informieren sich über umfassendes Klimaschutzkonzept für den Tiergarten

Die Mitglieder der SPD-Bundestagsfraktion Andreas Rimkus, Gabriela Heinrich und Carsten Träger haben gemeinsam mit Bürgermeister Christian Vogel den Tiergarten besucht und sich über das umfassende Klimaschutzkonzept informiert, das die Stadt für ihre Artenschutzeinrichtung erarbeitet hat.

Anlass für den Besuch war die Umstellung des Fuhrparkes auf HVO-Diesel, also Biokraftstoff aus Speiseölresten, in deren Zuge der Tiergarten 70 Tonnen an Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2) pro Jahr spart. Käme es zur Umsetzung des gesamten Klimaschutzkonzeptes für den Tiergarten, könnte die Stadt damit jährlich sogar zirka 2.900 Tonnen CO2 einsparen – das entspricht der Menge an CO2, die 1.950 Hektar Laubwald pro Jahr aufnehmen.

„Für uns Bundespolitiker ist es enorm wichtig zu sehen, wie hier im Kleinen mit tollen Ideen und viel Engagement an unser aller Ziel gearbeitet wird, klimafreundliches Wirtschaften zu etablieren“, sagt Andreas Rimkus, Wasserstoffbeauftragter der SPD-Bundestagsfraktion. Der Tiergarten ist zugleich der Forstbetrieb der Stadt und betreibt eine ökologische Landwirtschaft, in der er einen Großteil des Futters für seine Pflanzenfresser selbst produziert.

Mit diesen Voraussetzungen lebt der Tiergarten eine Kreislaufwirtschaft, die sich sowohl positiv auf die Natur hier in der Region als auch auf die Atmosphäre auswirkt: Denn der Mist der Tiere ist Grundlage für sogenannten Dauerhumus.

Die Landwirte des Tiergartens stellen ihn her, indem sie dem Mist Leonardit - einen natürlichen Kompostierungshilfsstoff, der durch den Abbau von Pflanzenmaterial entsteht und eine Vorstufe von Braunkohle ist – beimischt. Dieser trägt dazu bei, dass Kohlenstoff in Form von Dauerhumus langfristig im Boden gebunden bleibt – und nicht als CO2 in die Atmosphäre gelangt. In der Biolandwirtschaft des Tiergartens auf seiner Außenstelle Gut Mittelbüg können auf diese Weise potenziell bis zu 220 Tonnen Kohlenstoff pro Jahr gebunden werden.

Der Boden als Kohlenstoffspeicher

„Wir sind Teil des TerraBayt-Netzwerkes, in dem wir uns über die Herstellung von Dauerhumus austauschen und darüber, wie wir den Boden am besten als gesunden und fruchtbaren Kohlenstoffspeicher nutzen können“, sagt der Futtermeister des Tiergartens, Gerd Schlieper.

Auch das Holz des städtischen Waldes wird restlos genutzt: Teile verkauft der Tiergarten als Bauholz oder setzt es selbst für den Gehegebau ein – und speichert auch damit den darin enthaltenen Kohlenstoff dauerhaft. Rest- und Schadholz wird zu Hackschnitzeln verarbeitet und ebenfalls in Gehegen eingesetzt oder zur Energiegewinnung genutzt.

Energiegewinnung ist zugleich ein zentrales Thema des Klimaschutzkonzeptes für den Tiergarten: Es sieht vor, mit einer großen Photovoltaikanlage inklusive Stromspeicher CO2-neutralen Strom für den Eigenbedarf zu erzeugen – und den Tiergarten damit einerseits für Notsituationen zu wappnen sowie zum anderen das öffentliche Netz zu entlasten.

Mehrere Holzvergaser-Blockheizkraftwerke sollen Strom und Wärme erzeugen – letztere soll über ein Nahwärmenetz die verschiedenen Gebäude des Tiergartens erreichen. Im Betriebshof ist bereits ein kleineres Nahwärmenetz auf Basis einer Holzhackschnitzelheizung in Betrieb. Es wird demnächst erweitert, damit dort fossiles Erdgas komplett ersetzt werden kann.

„Wichtig ist uns bei dem Gesamtkonzept, den Betrieb der Gebäude und Anlagen klimaneutral zu machen, die Pilot- und auch die Vorbildwirkung für die Stadtverwaltung, aber auch für die zahlreichen Besucher des Tiergartens. Da ist der Tiergarten durchaus ein Aushängeschild für Artenschutz im weitesten Sinne“ sagt Eva Anlauft, Leiterin der Abteilung Zentrale Aufgaben beim Hochbauamt der Stadt Nürnberg.

„Was wir bei Konzept, Planung und Umsetzung im Tiergarten lernen, ist zudem gut übertragbar auf die Stadtverwaltung, weil wir merken, was hilft, was behindert, was schwieriger und was vielleicht einfacher zu lösen ist.“ Der Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V., dessen Vorsitzende Anja Prölß-Kammerer bei dem Termin ebenfalls dabei war, unterstützt das Projekt.

Klimaschonendes Wirtschaften als Kreislauf

„Es ist erfreulich zu sehen, wie umfassend die Stadt Nürnberg am Beispiel des Tiergartens Klimaschutz denkt“, sagt Gabriela Heinrich, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion für Außen, Verteidigung, Entwicklung und Menschenrechte. „Das ist ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität und einer stärkeren Unabhängigkeit von teuren Energieimporten.“

Für den technischen Leiter des Tiergartens, Thomas Schiller, ist das Klimaschutzkonzept gerade wegen seiner umfassenden Herangehensweise schlüssig: „Der Plan ist sinnvoll, weil wir nicht nur nachhaltige Energie und Wärme erzeugen wollen, sondern obendrein durch das Einbringen der Produkte aus den uns anvertrauten Flächen einen geschlossenen und nachhaltigen Kreislauf schaffen.“

Entstanden ist das Klimaschutzkonzept für den Tiergarten in den vergangenen drei Jahren im Rahmen einer fächer- und institutionenübergreifenden Arbeitsgruppe, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiergartens, des Kommunalen Energiemanagements im Hochbauamt, des Ingenieurbüros Ing+Arch, der N-ERGIE sowie punktuell zu Rate gezogene Expertinnen und Experten angehören.

„Dem Klimawandel eine nachhaltige Weise des Wirtschaftens und der Energiegewinnung entgegenzusetzen, ist eine gewaltige Aufgabe für uns alle“, sagt Carsten Träger, Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Umwelt, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. „Die hier verfolgten Lösungsansätze und das Engagement, mit dem sich alle Beteiligten einbringen, zeigen, dass wir sie gemeinsam bewältigen können.“

Damit sie das Klimaschutzkonzept für den Tiergarten umsetzen kann, bewirbt sich die Stadt Nürnberg um Fördermittel des Bundes. „Wenn es uns gelänge, das Projekt mit Unterstützung des Bundes umzusetzen, hätten wir als Stadtgesellschaft gewonnen“, sagt Bürgermeister Christian Vogel. „Und einen für eine Kommune unserer Größenordnung sehr wertvollen Beitrag zu den Klimaschutzbemühungen unseres Landes geleistet.“