Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat die ehemalige Wolfsanlage umgebaut und mit drei Luchsweibchen aus dem Wildpark Pforzheim besetzt. Damit hat der Zoo erstmals seit knapp elf Jahren wieder Vertreter dieser heimischen Raubkatzen im Bestand. Das neue Gehege umfasst eine Fläche von 1.850 Quadratmetern, es ist reich strukturiert und bewaldet. Die große, mit dem Umbau verbundene Neuheit der Anlage ist eine Aussichtskanzel im oberen Bereich.
Die Projektkosten für den Bau der neuen Luchsanlage belaufen sich insgesamt auf etwa 95.000 Euro. Mit knapp 30.000 Euro unterstützten die Mitglieder des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e.V., darunter auch Tierpaten, das Projekt. Dr. Lorenzo von Fersen, 2. Vorsitzender des Vereins, begrüßt die Rückkehr der Luchse in den Tiergarten: „Da Luchse entgegen aller Hoffnungen in Bayern nach wie vor extrem bedroht sind und illegal getötet werden, lag es nahe, sich erneut für den Erhalt des Luchses einzusetzen und das Millionenpublikum des Tiergartens für diese Tierart zu begeistern.“ Für dieses Anliegen erhielt der Tiergarten auch eine Spende der Nürnberger Heinrich-Gröschel-Stiftung in Höhe von 8.000 Euro und die in Nürnberg ansässige Firma Electrolux Hausgeräte GmbH übernahm eine Tierpatenschaft über 3.500 Euro. "Wir freuen uns den Tiergarten Nürnberg mit unserer Tierpatenschaft unterstützen zu können“, so Nadya Bayer von den AEG Hausgeräten (Electrolux). „Für Natur und Umweltschutz setzen wir uns immer gerne ein – vor allem natürlich in unserer Heimat.“
Der Wildpark Pforzheim hielt auf einer großen Anlage insgesamt sechs Tiere, ein Männchen und fünf Weibchen, in einer Gruppe. Eine solch große Gruppe hat den Vorteil, dass die Besucher auch sehr gute Chancen haben, die Tiere in einem weitläufigen Gehege zu sehen. Die Katzen, die in der Gruppe aufgewachsen sind, vertragen sich untereinander gut. Eine solche Gruppe soll perspektivisch auch in Nürnberg etabliert werden. Die drei Luchsweibchen, zwei sterilisierte und eine nicht sterilisierte Katze, werden in den nächsten Jahren noch durch einen Kater ergänzt.
Der Nürnberger Tiergarten hat in der Vergangenheit schon viele Luchse gehalten. Die letzte Gruppe wurde mit einem Paar aus den Karpaten aufgebaut, das 1980 in der Ostslowakei geboren wurde und über den tschechischen Zoo Dvůr Králové am 9. Dezember 1982 nach Nürnberg kam. Insgesamt zog es neun Jungtiere auf, zwei davon wurden 1993 im Kampinoski-Nationalpark in Polen ausgewildert. Der Kater erreichte ein Alter von 19 Jahren, das Weibchen starb am 4. November 2003 mit einem für Katzen außergewöhnlichen Alter von gut 23 Jahren. Die damalige Haltung in den beiden „Papageienvolieren“ gegenüber dem Raubtierhaus war jedoch ein Auslaufmodell.
Aktuell leben in Bayern 15 bis 20 adulte Luchse im Bayerischen und Oberpfälzer Wald. Die Nachweise weiter nördlich beziehungsweise westlich konnten seit Jahren nicht mehr bestätigt werden. Anders in der südlichen Oberpfalz oder in Niedersachsen. Im Harz wurden in den Jahren von 2000 bis 2006 insgesamt 24 Luchse ausgewildert. Nun steigt dort der Bestand leicht an und einzelne Tiere in Nord-Hessen sind vermutlich von dort her eingewandert. Wenn wir den Luchs akzeptieren, kann er also durchaus überleben und für solch eine klare Akzeptanz engagiert sich der Tiergarten.