Arten- und Lebensraumschutz: Tiergarten unterstützt Kulan-Wiederansiedelung
24 Kulane haben eine neue Heimat in der kasachischen Torgai-Steppe: Unter Federführung der Naturschutzorganisation ACBK fingen Fachleute die Tiere im...
Am Mittwoch, 11. November 2020, hat der Tiergarten der Stadt Nürnberg auf Empfehlung des EAZA Ex-situ Programms (EEP = Arterhaltungszuchtprogramm der europäischen Zoos) einen neuen männlichen Sibirischen Tiger vom Serengetipark Hodenhagen übernommen. Der Kater Nikolai wurde 2017 im Zoo von Lissabon geboren und lebte seit Anfang diesen Jahres zusammen mit seiner Schwester in Hodenhagen. In Nürnberg soll er nun zusammen mit dem Weibchen Katinka für Nachwuchs sorgen und damit zum Erhalt dieser stark gefährdeten Tierart beitragen.
Erhaltungszuchtprogramme bedrohter Tierarten dienen dem Artenschutz und versuchen Arten und Unterarten für zukünftige Generationen zu erhalten. Diese Absicht wird auch dann verfolgt, wenn es derzeit aufgrund mangelnder geeigneter Lebensräume nicht möglich ist, die Tiere auszuwildern. EEPs haben das Ziel, über einen Zeitraum von 100 Jahren 95% der genetischen Information seiner Gründertiere zu erhalten und möglichst alle Gene gleichmäßig in der Population zu verteilen. Die genetische Vielfalt ist für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit einer Population ausgesprochen wichtig. Dies besonders auch, wenn die Tiere oder ihre Nachkommen später ausgewildert werden sollen. Die Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen, die etwa durch den Klimawandel hervorgerufen werden, ist an diese genetische Vielfalt gekoppelt. Großraubtiere wie Tiger erfüllen ausgesprochen wichtige Funktionen in der Natur. Oft fungieren sie als sogenannte Schlussstein-Arten, die für die Stabilität ganzer Ökosysteme sorgen. Fehlen diese Arten, so kann es zu Kaskadeneffekten kommen, die das ganze System destabilisieren. Das heißt bildlich gesprochen, wird der Schlussstein herausgenommen, kann das ganze Gebäude in sich zusammenfallen.
2014 wurde der Weltbestand aller sechs Tiger-Unterarten zusammen in der Natur auf lediglich 3.159 Tiere in elf Staaten geschätzt. 1998 sollen es noch 5.000-7.000 Tiger gewesen sein. In zehn Staaten sind Tiger bereits ausgestorben. Ebenfalls als ausgestorben und damit für immer verloren gelten bereits drei Unterarten des Tigers. Im EEP für Sibirische Tiger (Panthera tigris altaica) sind derzeit 256 Tiere erfasst. Das EEP für Sumatra Tiger (Panthera tigris sumatrae) zählt derzeit rund 120 Individuen.
Sibirische Tiger, auch als Armurtiger bekannt, bilden eine der Unterarten der Tiger und gehören zu den größten lebenden Katzen der Welt. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) bewertet ihren Bestand als „stark gefährdet“ (endangered). Der größte Feind der Amurtiger ist der Mensch. Wilderei und Lebensraumverlust, auch durch Waldbrände, bedrohen die wildlebenden Tiger. Diese leben in einem Gebiet vom russischen Fernen Osten bis hin zu den angrenzenden Regionen in Nordkorea und China.