Arten- und Lebensraumschutz: Tiergarten unterstützt Kulan-Wiederansiedelung
24 Kulane haben eine neue Heimat in der kasachischen Torgai-Steppe: Unter Federführung der Naturschutzorganisation ACBK fingen Fachleute die Tiere im...
Am 09.08.2008 wurde im Tiergarten der Stadt Nürnberg eine Netzgiraffe geboren. Es ist die 24. Giraffe, die in Nürnberg heranwächst. Der kleine EPESI ist der Sohn von der 4-jährigen KIBALI - die im Rahmen des Europäischen Erhaltungszucht-Programms 2006 aus Frankfurt nach Nürnberg kam – und dem 13-jährigen CHARLY. EPESI ist KIBALIS erstes Jungtier, das sie vorbildlich versorgt und beschützt. Zusammen mit dem Weibchen LILLY und deren Töchtern IMARA und ZAMANI ist der Giraffenjunge bereits fest in die Gruppe integriert. Dabei benimmt sich KIBALI wie eine erfahrene Mutter. Sie reglementiert das übermütige Spielverhalten der 9-monatigen Zamani, die sie regelmäßig zurechtweist. Die Giraffengruppe hat nun eine wunderbare Altersstufung, bei der sich ein breit gefächertes Verhaltensrepertoire der Giraffen offenbart. Insofern lohnt es, sich bei den Giraffen viel Zeit zum Beobachten zu nehmen.
Die Nürnberger Giraffen gehören zur Unterart der Netzgiraffen, die in den Trockengebieten des nördlichen Ostafrika beheimatet sind. Auf Grund zunehmender Einschränkungen des Lebensraumes und durch Bürgerkriege sind sie inzwischen selten geworden und fast nur noch in Nationalparks zu sehen. In den letzten 20 Jahren ist die Population der Netzgiraffen dramatisch um 90% geschrumpft. Von den ursprünglich rund 27.000 Tieren konnten bei der letzten Zählung (2007) nur noch ca. 3.000 Tiere verzeichnet werden. Insofern nimmt die Bedeutung der Netzgiraffenzucht in Zoologischen Gärten proportional zu den Verlusten in freier Wildbahn zu.
Wichtig für das Überleben der Giraffen ist eine großräumige Landschaft, da in der Natur ein harter Kampf zwischen Tier und Pflanze vorherrscht. Wenn Giraffen in den Kronen der Akazien die Blätter fressen, reagiert der Baum mit Abwehrmaßnahmen. Zum einen werden in den Wurzeln gespeicherte, giftige Gerbstoffe (Tannine) innerhalb weniger Minuten in die Blätter transportiert, so dass diese ungenießbar sind und zum anderen wird durch das Zerbeißen der Blätter Äthylen freigesetzt und durch den Wind zu den Nachbarbäumen getragen, wodurch diese vorgewarnt werden und schon vorsorglich Tannine in die Blätter transportieren. Deshalb müssen Giraffen in der Natur diese Pflanzen immer gegen den Wind abfressen, um schadlos satt zu werden. Deshalb ist eine Haltung von Giraffen in begrenzten Gebieten, wo sie nicht auf andere Nahrung ausweichen oder auf Grund von Zäunen nicht gegen den Wind fressen können, nur sehr eingeschränkt möglich.
Tiergarten der Stadt Nürnberg
Dr. Dag Encke Leitender Direktor