Arten- und Lebensraumschutz: Tiergarten unterstützt Kulan-Wiederansiedelung
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Vaquita, Atlantischer Buckeldelfin, Lahille Tümmler oder Sotalia-Flussdelfin – auch wenn diese Kleinwalarten in ganz unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen, haben sie eines gemeinsam: Sie gelten alle als stark bedroht oder drohen auszusterben – wie fast die Hälfte aller Walarten weltweit. Um auf diese Thematik aufmerksam zu machen, veranstaltet der Tiergarten Nürnberg von Montag bis Sonntag, 1. bis 7. Juli 2024, eine Artenschutzwoche rund um bedrohte Wale und Delfine. Alle Programmpunkte sind kostenlos und bedürfen keiner Anmeldung.
Während der gesamten Woche wird das sonst nicht zugängliche Delfinarium von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein. Dort können Besucherinnen und Besucher die verschiedenen bedrohten Kleinwalarten anhand von Modellen kennenlernen und sich über die jeweilige Art informieren.
Auch die Delfinpräsentationen in der Lagune rücken während der Artenschutzwoche jeden Tag eine andere bedrohte Art in den Mittelpunkt. So geht es beispielsweise um den Amazonas-Delfin (Inia geoffrensis) und den Sotalia-Delfin (Sotalia fluviatilis), die beide durch Umwelt-verschmutzung und Fischerei stark bedroht sind, oder den Atlantischen Buckeldelfin (Sousa teuszii) und den Lahille-Tümmler (Tursiops truncatus gephyreus), die ihren Lebensraum zunehmend verlieren und häufig als Beifang in Fischernetzen verenden. Besonders dramatisch ist die Lage für den Vaquita (Phocoena sinus): Mit nur noch neun verbliebenen Individuen im Golf von Kalifornien ist der Schweinswal die am stärksten bedrohte Delfinart der Welt. Vor allem der Beifang hat in den letzten 25 Jahren dazu geführt, dass die Population um mehr als 95 Prozent zurückging. Die Präsentationen finden bei gutem Wetter mehrmals täglich statt, die genauen Zeiten finden sich auf den Infomonitoren vor Ort.
Filmvorführung "Sea of Shadows"
Am Samstag, 6. Juli, zeigt der Tiergarten den Dokumentarfilm "Sea of Shadows" im Vortragssaal des Naturkundehauses. Darin geht es um die Rettung der letzten Vaquitas – eine mutige Aktion, bei der sich engagierte Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Naturschutz und Journalismus mexikanischen Kartellen und mafiösen Organisationen entgegenstellen. Zuvor wird Dr. Lorenzo von Fersen, Kurator für Forschung und Artenschutz im Tiergarten und Vorsitzender der Artenschutzgesellschaft YAQU PACHA e.V., über die Bedrohung von Kleinwalarten sprechen und anhand konkreter Projekte verschiedene Schutzmaßnahmen vorstellen. Das Programm beginnt um 16.30 Uhr im Vortragssaal des Naturkundehauses. Der Film dauert 1 Stunde 45 Minuten. Im Anschluss daran steht Dr. von Fersen für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.
Neben der Beifang-Problematik, die im Film "Sea of Shadows" ausführlich thematisiert wird, gehört der Klimawandel zu den größten Bedrohungen für Wale und Delfine. Mit diesen beiden Themen haben sich auch die TierEntdecker, die Kinder- und Jugendgruppe des Vereins der Tiergartenfreunde e.V., bei einem Projekt beschäftigt und eine kleine Ausstellung vorbereitet. Diese werden sie am Wochenende, 6. und 7. Juli, jeweils von 11 bis 15.30 Uhr ebenfalls im Delfinarium vorstellen.
Notwendigkeit eines integrierten Artenschutzes
Ein Ereignis, dass die dramatischen Folgen des Klimawandels besonders deutlich zeigt, war das Massensterben von Flussdelfinen im brasilianischen TeféSee: 159 Flussdelfine sind dort im September letzten Jahres innerhalb kurzer Zeit verendet. Betroffen sind die ohnehin schon bedrohten Amazonas und Sotalia-Flussdelfine.
"Dieses Ereignis war eine Katastrophe für den Artenschutz. Es verdeutlicht die tiefgreifenden Auswirkungen des Klimawandels. Daneben sind Wale und Delfine durch viele weitere Faktoren bedroht", sagt Dr. von Fersen. "Mit Aktionen wie diesen wollen wir die Besucherinnen und Besucher auf die ernste Lage aufmerksam machen und sie für den Schutz der Tiere und ihrer Lebensräume sensibilisieren."
Seit Jahrzehnten engagiert sich der Tiergarten gemeinsam mit der ihm angegliederten Artenschutzgesellschaft YAQU PACHA e. V. und dem Verein der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. weltweit für den Artenschutz. Die drei Akteure tragen mit Forschungsarbeit, Erhaltungszucht, einer umfassenden Umweltbildung und finanzieller Unterstützung vor Ort entscheidend zum Schutz einzigartiger Lebensräume und der dort beheimateten Tierarten bei. Sie verfolgen dabei den sognannten "One Plan Approach": Dieser Ansatz kombiniert Schutzmaßnahmen in der Natur (In-Situ) und solche außerhalb der natürlichen Umgebung (Ex-situ), zum Beispiel in Zoos. Durch die Einbeziehung aller relevanten Akteure soll gemeinsam ein verbesserter, integrierter Artenschutz erreicht werden.