Arten- und Lebensraumschutz: Tiergarten unterstützt Kulan-Wiederansiedelung
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Das für diesen Sommer bereits lang geplante, gemeinschaftliche Auswilderungsprojekt für Bartgeier in Bayern vom Tiergarten der Stadt Nürnberg, dem LBV (Landesbund für Vogelschutz) und dem Nationalpark Berchtesgaden geht in die letzte Runde. Bereits vor einigen Tagen kamen zwei junge Bartgeier aus dem Centro de Cría de Quebrantahuesos "Guadalentín" in Cazorla (Spanien) nach Nürnberg. Derzeit befinden sich die Tiere in der Quarantänestation des Tiergartens auf Gut Mittelbüg und lernen sich am sogenannten Schmusegitter kennen. Am heutigen Mittwoch, 9. Juni 2021, wurden die jungen Bartgeier von einem Team aus Expertinnen und Experten auf ihre morgige Auswilderung vorbereitet.
Mehr als 100 Jahre nach ihrer Ausrottung durch den Menschen in Deutschland werden erstmals zwei junge Bartgeier im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert. Zur Vorbereitung auf die Auswilderung wurden bei den beiden bereits beringten Bartgeier einzelne Federn mit einem Bleichmittel markiert. So lassen sich die Vögel später in der Luft durch bestimmte Muster eindeutig erkennen. Das gilt auch für Nachweis-Fotos von zukünftigen Erkundungsflügen durch die Alpen. Zudem wurde den Vögeln zur Probe GPS-Sender angelegt, um den optimalen Sitz individuell an die Vögel anzupassen.
Der Tiergarten unterstützt als Partner dieses Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen. Jörg Beckmann, stellvertretender Direktor des Tiergartens Nürnberg, erläutert: „Der Nürnberger Tiergarten hält mit kurzen Unterbrechungen bereits seit 1965 Bartgeier, wobei es im Jahr 1997 zur ersten erfolgreichen Aufzucht eines Jungtieres kam. Seitdem unterstützt der Tiergarten regelmäßig Auswilderungsprojekte in Spanien und Frankreich mit Nachzuchten.“ Darüber hinaus konnte mit Unterstützung des Vereins der Nürnberger Tiergartenfreunde 2016 eine neue Voliere für diese eindrucksvollen Tiere eröffnet werden. Auch in der neuen Voliere kam es bereits zur erfolgreichen Jungenaufzucht. Zuletzt transportierten Nürnberger Fachleute im Sommer 2019 einen im Tiergarten Nürnberg geschlüpften Bartgeier in ein Auswilderungsprojekt auf Korsika (www.forschen-handeln-erhalten.de/auswilderung-bartgeier/)
Die Auswilderung des größten Vogels der Alpen ist ein historisches Ereignis und bundesweit eines der aufsehenerregendsten Naturschutzprojekte 2021. Für den Artenschutz in Deutschland ist die Rückkehr des völlig harmlosen Greifvogels in die deutschen Alpen ein Meilenstein. Die ausgewilderten Vögel sollen in Zukunft die zentraleuropäische Population dieser seltenen und faszinierenden Greifvogelart stärken.
Der Vorsitzende des bayerischen Naturschutzverbands LBV (Landesbund für Vogelschutz), Dr. Norbert Schäffer, freut sich über die bevorstehende Auswilderung: „Die zukünftigen ersten beiden deutschen Bartgeier heute zum ersten Mal überhaupt zu sehen ist für mich als Artenschützer, der sich für die heimische Tier- und Pflanzenwelt begeistert, schon einer der schönsten Momente überhaupt gewesen.“
LBV-Bartgeierexperte und Projektleiter Toni Wegscheider ergänzt: „Die beiden Jungvögel haben sich jetzt hier in Nürnberg ja zum ersten Mal überhaupt gesehen und kennenlernen dürfen und noch scheint alles harmonisch zu verlaufen. In der Felsnische im Nationalpark werden wir dann ab morgen sehen, wer der dominantere Vogel ist und wie sich die beiden vertragen werden. Immerhin ist die Nische dort groß genug, dass sie sich auch aus dem Weg gehen könnten.“
Zum Projekt:
Der Bartgeier (Gypaetus barbatus) zählt mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,90 Metern zu den größten, flugfähigen Vögeln der Welt. Anfang des 20. Jahrhunderts war der majestätische Greifvogel in den Alpen ausgerottet. Im Rahmen eines großangelegten Zuchtprojekts werden seit 1986 im Alpenraum in
enger Zusammenarbeit mit dem in den 1970er Jahren gegründeten EEP der Zoos junge Bartgeier ausgewildert. Das europäische Bartgeier-Zuchtnetzwerk wird von der Vulture Conservation Foundation (VCF) mit Sitz in Zürich geleitet. Während sich die Vögel in den West- und Zentralalpen seit 1997 auch durch Freilandbruten wieder selbstständig vermehren, kommt die natürliche Reproduktion in den Ostalpen nur schleppend voran. Ein vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogelschutz) initiiertes Projekt zur Auswilderung von jungen Bartgeiern im bayerischen Teil der deutschen Alpen greift dies auf und unterstützt in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg und dem Nationalpark Berchtesgaden die alpenweite Wiederansiedelung. Dafür werden in den kommenden Jahren im Klausbachtal junge Bartgeier ausgewildert – im Jahr 2021 erstmals in Deutschland. Der Nationalpark Berchtesgaden eignet sich aufgrund einer Vielzahl von Faktoren als idealer Auswilderungsort in den Ostalpen. Mehr Informationen zum Projekt unter www.lbv.de/bartgeier-auswilderung