Manatihaus am 5. Dezember geschlossen
Aus tiergärtnerischen Gründen bleibt das Manatihaus am Donnerstag, 5. Dezember, geschlossen. Ab Freitag hat es wieder wie gewohnt geöffnet.
Nach mehr als 30 Jahren konnte sich der Tiergarten Nürnberg im Frühjahr letzten Jahres über Nachwuchs bei den Karpatenluchsen (Lynx lynx carpathicus) freuen. Passend zum heutigen Tag des Luchses gibt es positive Neuigkeiten: Alle drei Jungtiere haben ein neues Zuhause gefunden. Einer von ihnen wird voraussichtlich im Thüringer Wald ausgewildert.
Die drei jungen Luchs-Männchen, auch Kuder genannt, wurden im Mai 2023 geboren. Mutter Desari hat ihren Nachwuchs von Beginn an gut versorgt. Die Kleinen haben sich sehr gut entwickelt, sodass sie mit etwa einem Jahr bereit für den Umzug waren. Die drei Luchse leben nun an unterschiedlichen Orten: Ein Jungtier ging an den Zoo Veszprém nach Ungarn. Dort trifft der Kuder auf ein Weibchen, mit dem er im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP (EAZA ex-Situ Programme) für Nachwuchs sorgen soll.
Der zweite Kuder ging an die Wildtierland Hainich gGmbH, ein gemeinnütziges Unternehmen an der Schnittstelle von Naturschutz, Tourismus, Umweltbildung und Regionalentwicklung. Noch lebt der junge Luchs im Wildkatzendorf Hütscheroda in einem naturnahen sogenannten Koordinationsgehege ohne direkten Kontakt zu Menschen. Von dort aus wird er vorrausichtlich im Thüringer Wald ausgewildert.
Der dritte Luchs zog letzte Woche in den Nationalpark Harz um. Dort soll er ebenfalls für das EEP züchten. Sein Nachwuchs wird dann an Artenschutzprojekte zur Auswilderung abgegeben oder innerhalb des Zuchtprogramms weiter verpaart.
Junge Luchse bleiben auch in der Natur in der Regel nur ein Jahr bei ihrer Mutter. Bevor diese wieder Nachwuchs bekommt, verlassen sie das Revier und werden selbstständig.
Beitrag zum Arterhalt und zur Wiederansiedlung
Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens, freut sich über den Zuchterfolg. Er sagt: "Der Luchs-Nachwuchs im vergangenen Jahr war ein großer Erfolg für den Tiergarten. Wir freuen uns, dass wir mit allen drei Kudern nun einen weiteren Beitrag zum Erhalt der größten Katzenart Europas und zu ihrer Wiederansiedlung in der Natur leisten können. Denn Artenschutz ist eine der wichtigsten Aufgaben moderner Zoos."
Die Elterntiere wurden vor der Zucht genetisch auf ihren Unterartenstatus getestet, damit nur geeignete Luchse ausgewildert werden. Während der Jungenaufzucht bekamen die Luchse Rehe als Futter, die natürliche Hauptbeute. So kommt es nicht zu einer Fehlprägung der Jungtiere auf andere Beutetiere und die Luchse sind möglichst gut auf das Leben in der Natur vorbereitet. Die Rehe stammten vom Forstbetrieb Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten. Sie wurden im Rahmen der regulären, nachhaltigen Jagdausübung im Nürnberger Reichswald erlegt und dienten so als sehr hochwertiges Futter.
Der Tiergarten engagiert sich auch darüber hinaus für den Erhalt und Schutz des Karpatenluchses. Er ist Mitglied im beratenden Gremium des EEP, dem sogenannten Species Committee, und Mitglied bei "Linking Lynx": Das internationale Netzwerk beschäftigt sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses. Ziel ist es, Vorkommen zu stützen, zu gründen und miteinander zu verbinden.
Umbau der Luchs-Anlage durch Verein der Tiergartenfreunde
Die Luchs-Anlage im Nürnberger Tiergarten hat mit Blick auf Auswilderungsprojekte entscheidende Vorteile: Damit die Tiere in der Natur gut zurechtkommen, sollten sie mit möglichst wenig direktem Kontakt zu Menschen aufwachsen. Die Anlage im Tiergarten umfasst eine Fläche von rund 1.850 Quadratmetern, ist reich strukturiert und bewaldet. Damit bietet sie den Tieren viele Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten. Das Gehege, in dem früher Wölfe lebten, wurde 2014 mit finanzieller Unterstützung des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. und mehrerer Tierpaten neu angelegt. Für das Projekt hatte der Tiergarten auch eine Spende der Nürnberger Heinrich-Gröschel-Stiftung erhalten. Im Zuge des Umbaus ist damals auch eine Aussichtskanzel im oberen Bereich entstanden. Sie ermöglicht einen besseren Blick auf die Baumkronen, in denen sich die Luchse gerne aufhalten.
Ausgestorben und wiederangesiedelt Wegen seiner weiten Verbreitung, die sich bis nach Nordostasien erstreckt, stuft die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Eurasischen Luchs (Lynx lynx) aktuell als global "nicht gefährdet" ein. Er gilt allerdings in weiten Teilen Europas als ausgestorben und konnte nur lokal wiederangesiedelt werden. In Deutschland und der Schweiz wird der Luchs deshalb auf der nationalen Roten Liste als "stark gefährdet" beziehungsweise als "vom Aussterben bedroht" aufgeführt.
In Deutschland galt er bis ins späte 20. Jahrhundert hinein als ausgestorben. Ende 2020 gab es laut Bundesamt für Naturschutz wieder rund 190 wildlebende Eurasische Luchse in Deutschland. Das größte Vorkommen liegt im Harz und erstreckt sich bis Nordhessen. Die Population geht auf eine Auswilderung von 24 Luchsen aus Zoos und Wildparks Anfang der 2000er-Jahre zurück. Ein zweites Vorkommen befindet sich im Bayerischen Wald. Die dortigen Tiere sind aus dem Sumava-Gebirge in Tschechien zugewandert. Im Pfälzerwald hat sich aus einem 2016 gestarteten Wiederansiedlungsprojekt ein drittes Vorkommen entwickelt. Hier wurden Luchse aus der Schweiz und aus der Slowakei angesiedelt.
Gute Kletterer mit Pinselohren
Der Luchs ist die größte Katze Europas und zählt mit dem Wolf und dem Bären zu den drei großen, landlebenden Beutegreifern der mitteleuropäischen Tierwelt. Luchse leben hauptsächlich in Wäldern und sind dämmerungs-und nachtaktiv. Charakteristisch sind die Haarpinsel an den spitzen Ohren und der kurze Schwanz. Luchse gelten als gute Kletterer. Im Tiergarten erklimmen sie häufig große Bäume und halten sich in hochgelegenen Astgabeln auf.