Im Tiergarten der Stadt Nürnberg wachsen im Moment zwei kleine
Andenkondore heran. Das männliche Jungtier des alten Paares wird –
wie seit 20 Jahren üblich – von Hand aufgezogen. Das andere, ein
weibliches Jungtier stammt von einem im Tiergarten aufgewachsenen
Weibchen ab und bildet damit die zweite Generation im Tiergarten.
Das alte Paar mit dem 47-jährigen Kondormännchen JONNY und dem
33-jährigen Weibchen hat bereits 1984 seinen ersten Nachwuchs
erfolgreich aufgezogen. In den Folgejahren haben sich die beiden
allerdings derart um das Brutgeschäft gestritten, dass die Eier aus
Sicherheitsgründen zur Bebrütung und Aufzucht in die Obhut der
Pfleger übergeben wurden. Das am 9. Juni 2009 geborene Männchen
wird von den Pflegern „JJ“ genannt, was für „JONNY JUNIOR“ steht.
Die Nachzucht aus dem Jahr 1989, ein Weibchen, verblieb im
Tiergarten und wurde 1992 mit einem 1986 im Zoo Berlin ebenfalls
von Hand aufgezogenen Männchen verpaart. Bei diesem Paar
schlüpfte dieses Jahr am 23. Mai der erste Nachwuchs. Das
Bemerkenswerte an dieser erfreulichen Meldung ist die perfekte
Aufzucht durch die beiden handaufgezogenen Eltern. Hier zeigt es
sich, dass eine behutsame Handaufzucht nicht zu Verhaltensdefiziten
führen muss. Das 20-jährige Weibchen wurde übrigens schon damals
mit einem Spiegel am Nest aufgezogen, damit es immer einen
„Artgenossen“ bei sich hat und nicht auf Menschen geprägt wird.
Insgesamt wurden am Schmaußenbuck bereits zwölf Kondore
nachgezüchtet. Damit trug der Tiergarten Nürnberg wesentlich zum
Aufbau der Population im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm
bei.
Die Kondore gehören übrigens wie alle Neuweltgeier nicht zu den
Geiern, sondern stehen in der Verwandtschaft der Störche. Dies
belegen gemeinsame Verhaltenselemente, Skelettstrukturen und
biochemische Untersuchungen. Aufgrund der gleichen ökologischen
Einnischung kam es im Laufe der Evolution zu der auffallenden
äußerlichen Ähnlichkeiten mit den Geiern.
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