Arten- und Lebensraumschutz: Tiergarten unterstützt Kulan-Wiederansiedelung
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Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat am Dienstag, 11. August 2020, eine Harpyie (Harpia harpyja) an den Parque Condor in Otavalo in Ecuador abgegeben. Der imposante männliche Greifvogel reiste in einer eigens von den Handwerkern des Tiergartens angefertigten Transportkiste auf dem Land- und Luftweg nach Südamerika. In Ecuador soll der Vogel für Nachwuchs sorgen. Abgegeben wurde Vito, wie der Vogel genannt wird, infolge der wissenschaftlichen Harpyien-Tagung „1. Workshop for the Integrated Conservation of the Harpy Eagle”, die vom 8. bis 11. Oktober 2018 unter maßgeblicher Mitwirkung des Tiergartens Nürnberg in Brasilien stattgefunden hatte.
Die Harpyie Vito schlüpfte am 26. Juni 1991 im Tiergarten Nürnberg. Einige Zeit lebte der Vogel auch im Tierpark Berlin und im Weltvogelpark Walsrode. Im Parque Condor soll der 29-jährige Vito mit seiner neuen, zwei Jahre älteren Partnerin Olafa für Nachwuchs sorgen. Olafa ist in Ecuador auf die Welt gekommen und wurde als Jungvogel mit einem gebrochenen Flügel und einem Kieferbruch aufgefunden. Sie konnte nicht mehr ausgewildert werden, da sie durch den Flügelbruch flugunfähig ist.
Olafa ist – soweit bekannt – das erfolgreichste Zuchtweibchen bei Harpyien in menschlicher Obhut: Sie hat 16 Jungtiere aufgezogen, die alle in Panama und Belize ausgewildert wurden. Das Vogelweibchen war zwischenzeitlich auch in Boise (USA) und Panama untergebracht. Seit 2007 lebt Olafa im Parque Condor.
Harpyien sind in ihrer Heimat durch den Verlust ihres Lebensraums vor allem im Amazonasgebiet bedroht. Durch die zunehmende Abholzung des Regenwalds nimmt die Harpyienpopulation rapide ab. Die wohl mächtigsten Greifvögel der Welt mit einem Gewicht von vier bis neun Kilogramm und einer Flügelspannweite von bis zu zwei Metern sind auf den tropischen Regenwald angewiesen. Harpyien leben auf den hohen Urwaldbäumen, auf denen sie ihre Horste für die Jungenaufzucht bauen. Außerdem finden sie dort ihre großen Beutetiere wie Affen und Faultiere. Die Vögel verharren oft tagelang auf ihrem Baum und schwingen sich nur in die Lüfte, wenn sie sich auf Nahrungssuche begeben.
In europäischen Zoos sind Harpyien derzeit neben der Haltung im Tiergarten Nürnberg nur noch im Tierpark Berlin und im französischen Zoo Beauval zu sehen. 2002 ist die bislang letzte Harpyie im Tiergarten Nürnberg geschlüpft. Das Weibchen lebt noch heute im Nürnberg.
Der Tiergarten Nürnberg begleitet derzeit ein Forschungsprojekt zur künstlichen Befruchtung von Harpyien. Ein Beitrag über das Forschungsprojekt wurde in der Tiergartenzeitung Nummer 18 vom April 2019 (Seite 9) veröffentlicht.