Arten- und Lebensraumschutz: Tiergarten unterstützt Kulan-Wiederansiedelung
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Die Lebenserwartung und der Erfolg bei der Aufzucht von Jungtieren von in Zoos gehaltenen Raubtieren hat sich in den letzten 70 Jahren über alle untersuchten Tierfamilien hinweg deutlich erhöht. Das ergab eine wissenschaftliche Auswertung der durch die weltweite Zoogemeinschaft gesammelten und durch die internationale Organisation „Species360“ verwalteten Daten der 95 am häufigsten in Zoos gehaltenen Arten. Der Tiergarten der Stadt Nürnberg beteiligt sich bereits seit den 1970er Jahren am Aufbau und Unterhalt der Datensammlung.
Der Vorgänger von „Species360“ begann 1974 mit seiner Arbeit. Mittlerweile beteiligen sich mehr als 1.100 Zoos und Aquarien aus 95 Ländern weltweit. Die beteiligten Einrichtungen finanzieren die Arbeit von „Species360“ mit ihren Mitgliedsbeiträgen und pflegen ihr aktuellen Tierdaten ein. Diese Angaben bilden die gesamte Lebensgeschichte der Tiere ab und beinhalten die Elterntiere, Geburt, Nachwuchs und Tod. Solch umfassende Daten können in der Freilandforschung selten erhoben werden. Insgesamt sind in „Species360“ 22.000 Tierarten mit mehr zehn Millionen Individuen enthalten.
Der nun veröffentlichten Auswertung von „Species360“-Daten zufolge hat sich der Anteil der Raubtiere in Zoos, die ein bestimmtes, artspezifisches Alter erreicht haben, bei der Mehrzahl der Arten fast verdoppelt. Dr. Hermann Will, Zootierarzt im Tiergarten Nürnberg, veranschaulicht dieses Ergebnis anhand der in Nürnberg gehaltenen Kalifornischen Seelöwen (Zalophus californianus): „Erfreulicherweise belegen die Daten den Erfolg unserer Arbeit auch für die bei uns im Tiergarten Nürnberg lebenden Kalifornischen Seelöwen“, berichtet er. „Alle 31 der hier seit 2010 lebend geborenen Jungtiere erlebten auch ihren ersten Geburtstag und über 85% der Seelöwen werden mehr als 18 Jahre alt. Die beiden Seelöwenweibchen Tiffy und Lisa, von denen wir uns in diesem Jahr verabschieden mussten, wurden sogar 26 und 27. Vor gut 50 Jahren – zwischen 1960-1971 - wurden nur 60% der lebend geborenen Jungtiere älter als ein Jahr und nur knapp 30% der Tiere wurden älter als 18 Jahre.“
„Die Ergebnisse unserer Analysen zu den Lebensdaten von weltweit mehr als 160.000 in den letzten sieben Jahrzehnten gehaltenen Raubtieren belegen die Verbesserung des Haltungserfolges in den Zoos“, erläutert Dr. Marco Roller, Zootierarzt im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe und Mitverfasser der Studie. „Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Haltung und Pflege unserer Tiere ist selbsterklärtes Ziel der internationalen Zoogemeinschaft“, betont Dr. Dennis Müller, Zoodirektor im Zoologischen Garten Halle und Mitautor. „Unsere Auswertung belegt ganz deutlich, dass wir mit unseren Anstrengungen bei der Erreichung dieses Ziels auf dem richtigen Weg sind.“
“Zoos sind etwas Besonderes”, sagt Marcus Clauss, der ebenfalls an der Studie beteiligt war, von der Universität Zürich. “Menschen halten Hunde, Katzen, Kaninchen oder Goldfische als Haustiere – aber weiß jemand, wie alt die im Durchschnitt werden? Wo kann man nachschauen, wie alt unsere Milchkühe werden? Zoos haben sich vor langer Zeit verpflichtet, die Lebensdaten ihrer Tiere kontinuierlich in einem gemeinsamen Archiv zu sammeln, und das bedeutet, dass sie Langzeit-Trends beobachten können – wie den in unserer Studie. Nur wer dokumentiert, kann schauen, ob er sich verbessert.“ Die Studie erschien nun in der wissenschaftlichen Zeitung „Zoo Biology“.
Literatur: