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Aktuelles aus dem Tiergarten

Für widerstandsfähige Zukunftswälder: Sparkasse Nürnberg und Tiergarten pflanzen Nelderräder

Von der Hainbuche über die Edelkastanie bis hin zur Zerreiche: 15 Auszubildende der Sparkasse Nürnberg haben am heutigen Donnerstag, 20. März 2025, gemeinsam mit Fachleuten des Tiergartens der Stadt Nürnberg und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Fürth-Uffenheim mehr als 130 Bäume in einem Wald bei Laufamholz gepflanzt. Dabei ordneten sie die Setzlinge im Pflanzschema des sogenannten Nelderrads an – eine innovative Form der Baumpflanzung. Die Aktion ist Teil der Kooperation "Vielfalt sichert Zukunft" zwischen der Sparkasse Nürnberg und dem Tiergarten als städtischem Forstbetrieb. Ziel dieser Kooperation ist es, bis 2032 insgesamt 200 dieser Nelderräder zu pflanzen. Rund 50 sind seit 2022 bereits entstanden.

Dahinter steht die Frage, wie die heimischen Wälder für den Klimawandel gerüstet werden können, um sie für nachfolgende Generationen zu erhalten. Zu den Maßnahmen gehört unter anderem, gezielt Baumarten zu pflanzen, die mit dem kommenden Klima gut zurechtkommen – so auch bei der aktuellen Aktion in Laufamholz.

33 ringförmig angeordnete Bäume: Pflanzschema Nelderrad

Die Auszubildenden der Sparkasse Nürnberg pflanzten dabei gemeinsam mit den Fachleuten des Tiergartens und des AELF 132 Bäume, verteilt auf vier Nelderräder. Das Pflanzschema des Nelderrads ist eine Methode, neue, klimaresistente Baumarten in bestehende Wälder zu integrieren. Es folgt der Form eines Rads und hat einen Durchmesser von etwa 14 Metern. Auf dieser Fläche werden auf sparsame und dennoch effektive Weise 33 Setzlinge verteilt. So eignet sich das Schema besonders für die Bepflanzung kleiner Waldflächen. Zum Einsatz kamen dabei sechs verschiedene Baumarten: Darunter heimische Arten wie Hainbuche, Rotbuche, Winter- und Sommerlinde sowie Arten, die noch nicht heimisch, aber gut für künftige Klimaextreme gerüstet sind, so zum Beispiel Edelkastanien und Zerreichen. Die neu gepflanzten Bäume ergänzen die bereits in dem Waldstück vorhandenen Arten wie die Eichen aus Naturverjüngung.

Die Fläche des Rads deckt genau den Raum ab, den ein einzelner Baum später benötigt. Zur Sicherheit werden bei der Pflanzung zunächst acht Exemplare dieser Art ringförmig auf der Nabe des Rads gepflanzt. Sieben davon scheiden im Laufe der Zeit aus, nur der Baum, der sich am besten entwickelt hat, bleibt übrig. Zusätzlich zu diesen acht Zukunftsbäumen, werden ringsum 25 Hilfsbäume angeordnet. Sie sollen zum Beispiel Schatten spenden, um die aufkommende Bodenvegetation zurückzudrängen und um zu verhindern, dass die Zukunftsbäume zu viele Äste bilden. Welche Baumarten in einem Nelderrad gepflanzt werden, hängt vom jeweiligen Standort und der Beschaffenheit des Bodens ab.

"Wir sind überzeugter Partner der Kooperation ‘Vielfalt sichert Zukunft’, weil wir damit einen wirklich wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Wälder in unserer Region leisten können. Es freut uns sehr, dass wieder so viele unserer Auszubildenden Teil dieser wichtigen Pflanzaktion waren, denn damit fördern wir nicht nur ihre persönliche Entwicklung, sondern stärken auch ihr Bewusstsein für die Umwelt und den Klimaschutz. Und das ist wichtig für die Zukunft von uns allen”, sagt Ina Kumpa, Referentin für Unternehmenskommunikation in der Sparkasse Nürnberg für alle nachhaltigen Themen.

Herausforderung: Höhere Temperaturen, Trockenheit, Spätfröste

Der stellvertretende Direktor des Tiergartens und Biologische Leiter, Jörg Beckmann, erläutert: "Um unsere Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssen wir jetzt Bäume pflanzen, die sowohl heute Spätfröste ertragen als auch in 100 oder 200 Jahren noch trockenere und heißere Sommer aushalten. Unsere forstlichen Maßnahmen sollen letztlich mehrere Ziele erfüllen: Die Erholungsfunktion des Walds bewahren, das Ökosystem mit seinen Kreisläufen intakt halten sowie die nachhaltige Holzproduktion sicherstellen. Und das alles in der Dynamik des Klimawandels. Diese Verantwortung für Generationen können wir nur mit engagierten und verlässlichen Partnern übernehmen."

Steigende Temperaturen und geringere Niederschläge kennzeichnen den Klimawandel in unserer Region. "Ein Beispielszenario: Wenn Nürnberg im Jahr 2100 den Klimawandel in einer starken Form hinter sich hat, wird es sich hier so ähnlich anfühlen wie im Südwesten Frankreichs", sagt Revierleiter Siegfried Dörfler vom AELF Fürth-Uffenheim. "Die Betrachtung dieser sogenannten ‚Zwillingsregionen‘ gibt also einen Ausblick darauf, wie sich Klima und Vegetation hierzulande entwickeln könnten. Das Ökosystem Wald würde für diese Anpassung aber Jahrhunderte brauchen. Deshalb braucht es unterstützende Maßnahmen, damit die Wälder mit den künftigen klimatischen Bedingungen zurechtkommen."

Zukunftsbäume und Waldumbau: zentrale Rolle im Tiergarten

Für den Tiergarten spielt der Waldumbau seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. Der Tiergarten als Forstbetrieb der Stadt Nürnberg ist für rund 220 Hektar Wald verantwortlich und in dieser Rolle auch am Umbau des Reichswalds beteiligt: Gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten, dem AELF Fürth-Uffenheim, dem Umweltamt und dem Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg hat er eine Strategie entwickelt, die den Reichswald fit für den Klimawandel machen soll. Vor diesem Hintergrund pflanzte der Tiergarten in den letzten Jahren zahlreiche klimaresistente Baumarten.

Die Bedeutung von widerstandsfähigen Zukunftswäldern wird auch auf dem Klimawaldpfad im Tiergarten deutlich: So führt der Weg zunächst durch einen Buchenwald – ein Wald, den es bei fortschreitendem Klimawandel so in hundert Jahren vielleicht nicht mehr geben wird. Mitten auf dem Pfad wurden außerdem sogenannte Zukunftsbäume gepflanzt. Sie zeigen, welche Arten im Reichswald künftig zu finden sein könnten. Ermöglicht wurde der Klimawaldpfad durch eine Förderung der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg in Höhe von 4,1 Millionen Euro.