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Aktuelles aus dem Tiergarten

Nachwuchs bei den Luchsen im Tiergarten

Bei den Karpatenluchsen (Lynx lynx carpathicus), einer Unterart des Eurasischen Luchses, im Tiergarten Nürnberg gibt es Nachwuchs: Weibchen Desari hat vor wenigen Wochen drei Jungtiere zur Welt gebracht. Welches Geschlecht sie haben, ist noch nicht klar, da die Tiere nicht bei der Aufzucht gestört werden sollen. Noch halten sich die Kleinen hauptsächlich in einer Felsnische auf, sie zeigen sich inzwischen aber immer öfter den Besucherinnen und Besuchern.

Luchse sind bei Geburt noch blind und wiegen etwa 250 bis 300 Gramm. Die ersten Wochen verbrachten die Kleinen deshalb in ihrem Versteck, wo sie von ihrer Mutter Desari gesäugt wurden. Wann sie genau zur Welt gekommen sind ist daher nicht klar.

Vater der Neugeborenen ist Yuri. Der Kuder, also männliche Luchs, ist inzwischen nicht mehr im Tiergarten, da er im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms des Europäischen Zooverbands EAZA (EAZA Ex situ Programme, kurz EEP) Ende März in den Zoo de Labenne nach Frankreich umgezogen ist. Dafür kam Anfang April Kuder Sitka aus dem belgischen Zoo Monde Sauvage in den Tiergarten. Er akzeptiert die Jungtiere, beteiligt sich aber – wie bei Luchsen üblich – nicht an der Aufzucht.  

Auch die beiden Jungtiere vom letzten Jahr sind vor einigen Monaten umgezogen: Ein Kuder ging an die Tierwelt Herberstein nach Österreich, der zweite zog in das sogenannte Koordinationsgehege des Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe um. Von hier aus soll er im Laufe des Jahres ausgewildert werden. Ob die drei Jungtiere aus diesem Jahr ebenfalls ausgewildert werden oder im Rahmen des EEP weiter züchten sollen, steht noch nicht fest.

"Unsere Luchse ziehen jetzt schon zum dritten Mal in Folge Jungtiere groß – das ist ein großer Erfolg. Damit können wir – wie auch in den letzten Jahren – einen Beitrag zum Erhalt der größten Katzenart Europas und zu ihrer Wiederansiedlung in der Natur leisten", sagt Jörg Beckmann, Biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens. "Am Beispiel des Luchses wird einmal mehr deutlich, wie wichtig Zoos für den Artenschutz sind."

Der Tiergarten engagiert sich auch darüber hinaus für den Erhalt und Schutz des Karpatenluchses. Er ist Mitglied im beratenden Gremium des EEP, dem sogenannten Species Committee, und Mitglied bei „Linking Lynx“: Das internationale Netzwerk beschäftigt sich mit der Erhaltung, dem Monitoring und dem Management des Karpatenluchses. Ziel ist es, Vorkommen zu stützen, zu gründen und miteinander zu verbinden.

Umbau der Luchs-Anlage durch Verein der Tiergartenfreunde

Die Luchs-Anlage im Nürnberger Tiergarten hat mit Blick auf Auswilderungsprojekte entscheidende Vorteile: Sie umfasst eine Fläche von rund 1.850 Quadratmetern, ist reich strukturiert und bewaldet. Damit bietet sie den Tieren viele Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten. Das Gehege, in dem früher Wölfe lebten, wurde 2014 mit finanzieller Unterstützung des Vereins der Tiergartenfreunde Nürnberg e. V. und mehrerer Tierpaten neu angelegt. Für das Projekt hatte der Tiergarten auch eine Spende der Nürnberger Heinrich-Gröschel-Stiftung erhalten. Im Zuge des Umbaus ist damals auch eine Aussichtskanzel im oberen Bereich entstanden.

Ausgestorben und wiederangesiedelt

Wegen seiner weiten Verbreitung, die sich bis nach Nordostasien erstreckt, stuft die Weltnaturschutzunion (IUCN) den Eurasischen Luchs (Lynx lynx) aktuell als global "nicht gefährdet" ein. Er gilt allerdings in weiten Teilen Europas als ausgestorben und konnte nur lokal wiederangesiedelt werden. In Deutschland und der Schweiz wird der Luchs deshalb auf der nationalen Roten Liste als „stark gefährdet“ beziehungsweise als „vom Aussterben bedroht“ aufgeführt.

In Deutschland galt er bis ins späte 20. Jahrhundert hinein als ausgestorben. Ende 2020 gab es laut Bundesamt für Naturschutz wieder rund 190 wildlebende Eurasische Luchse in Deutschland. Das größte Vorkommen liegt im Harz und erstreckt sich bis Nordhessen. Die Population geht auf eine Auswilderung von 24 Luchsen aus Zoos und Wildparks Anfang der 2000er-Jahre zurück. Ein zweites Vorkommen befindet sich im Bayerischen Wald. Die dortigen Tiere sind aus dem Šumava-Gebirge in Tschechien zugewandert. Im Pfälzerwald hat sich aus einem 2016 gestarteten Wiederansiedlungsprojekt ein drittes Vorkommen entwickelt. Hier wurden Luchse aus der Schweiz und aus der Slowakei angesiedelt.

Der Luchs ist die größte Katze Europas und zählt mit dem Wolf und dem Bären zu den drei großen, landlebenden Beutegreifern der mitteleuropäischen Tierwelt. Luchse leben hauptsächlich in Wäldern und sind dämmerungs-und nachtaktiv. Charakteristisch sind die Haarpinsel an den spitzen Ohren und der kurze Schwanz.