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Veranstaltungen im Tiergarten Nürnberg

Artenschutzsonntag: Wie Forschung im Tiergarten Arten in der Natur hilft

Der Tiergarten Nürnberg ist Erholungsort, aber ebenso eine Bildungs- und Forschungseinrichtung. Am Sonntag, 11. Mai 2025, berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Tiergartens und von Partnerorganisationen in spannenden Kurzvorträgen über ihre Forschungsprojekte. Unter anderem erfahren Gäste, wie der Tiergarten daran mitarbeitet, gefährdete Franciscana-Delfine vor dem Tod in Fischernetzen zu bewahren und wie er sich im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest engagiert. Die Kurzvorträge mit Fragerunde finden zwischen 11 Uhr und 16.30 Uhr an verschiedenen Stationen im Tiergarten statt, die Teilnahme ist kostenlos.

Bei den Forschungsprojekten stehen nicht nur konkrete Artenschutzmaßnahmen im Vordergrund, sondern auch die Grundlagenforschung - etwa zu Verhalten und Kognition der Tiere. Denn mit einem vertieften Verständnis der Lebensweisen und Fähigkeiten von Tieren können langfristig wirksame Schutzstrategien entwickelt werden.

Beispiele hierfür gibt Dr. Lorenzo von Fersen, Kurator für Artenschutz und Forschung im Tiergarten sowie Gründer und Vorsitzender der Artenschutzgesellschaft Yaqu Pacha e.V. Er berichtet, wie Wissenschaft, Technik und lokale Partnerschaften zusammenwirken, um den vom Aussterben bedrohten Franciscana-Delfin in Südamerika zu schützen. Unter anderem zeigt er den Besucherinnen und Besuchern technische Lösungen zur Reduzierung des Beifangs - wie den Einsatz luftgefüllter Plastikflaschen.  Insbesondere die Einbindung von Fischergemeinden in konkrete Schutzstrategien ist zudem ein zentraler Bestandteil der Arbeit Yaqu Pachas und seiner Partner vor Ort. Die Station bietet Einblicke in ein Praxisbeispiel für integrativen Artenschutz, der lokale Akteure zu zentralen Partnern macht.

Darüber, wie Paviane Informationen verarbeiten und auf welcher Grundlage sie Entscheidungen treffen, wird die Biologin Judit Stolla vom Deutschen Primaten Zentrum (DPZ) berichten. Mithilfe kognitionswissenschaftlicher Tests geht sie dieser Fragestellung bei ihrem Forschungsprojekt im Tiergarten auf den Grund. An ihrer Mitmachaktion können Gäste die Spiele selbst ausprobieren, die auch die Paviane im Rahmen der Forschung spielen.

Fasziniert von Fledermäusen, nimmt der Kurator für Forschung des Tiergartens, Dr. Ralph Simon, Gäste mit in die Welt der nachtaktiven Säugetiere und erläutert ihre beeindruckenden Fähigkeiten, die auch im Tiergarten Nürnberg Grundlage verschiedener Forschungsprojekte sind. Sie nutzen Sonar, auch Echoortung genannt, um im Dunkeln akustisch zu navigieren und gezielt Insekten zu jagen, ihr außergewöhnlich gutes Flugvermögen ermöglicht ihnen dabei präzise Manöver. In vielen Ökosystemen spielen Fledermäuse außerdem eine entscheidende Rolle.

Automatisierte Verhaltensanalyse an Eisbären mittels künstlicher Intelligenz: Darüber berichtet die Biologin Dr. Ingrid Brehm, die an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg arbeitet. Durch die Klimaerwärmung verändern sich der natürliche Lebensraum und die Lebensweise der Eisbären, wodurch die Populationen schrumpfen. Die Haltung in menschlicher Obhut ermöglicht hier Grundlagenforschung zur automatisierten Erkennung einzelner Tiere und ihres Verhaltens. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz können große Datenmengen ausgewertet werden. Dadurch können Forscher sowohl die Haltungsbedingungen in menschlicher Obhut bewerten und verbessern als auch, bei Übertragung auf das Freiland, den Zustand natürlicher Populationen dokumentieren.

Um den Schutz bedrohter Schweinearten, aber auch heimischer Wild- und Hausschweine, geht es in den Kurzvorträgen des biologischen Leiters und stellvertretenden Direktors des Tiergartens, Jörg Beckmann.
Denn das Afrikanische Schweinepest-Virus droht den Großteil aller Schweinearten der Welt auszurotten, nachdem es vom Menschen von Afrika bis nach Asien verbreitet wurde. Der Tiergarten und seine Partnerorganisationen arbeiten unter Hochdruck daran, mit verschiedenen Methoden möglichst viele Arten zu retten.

Ohne Artenvielfalt verlieren wir unsere Lebensgrundlage – und die Bionik verliert ihre Quelle der Inspiration. Dass die Natur voller genialer Lösungen steckt – von der Aerodynamik der Vogelflügel bis zur Haftkraft der Gecko-Füße, erfahren Gäste im Bionicum im Tiergarten. Effektiver Artenschutz ist der Schlüssel zu nachhaltigen Innovationen, denn ohne Biodiversität bleibt die Bionik auf der Strecke.

Die Kurzvorträge und Veranstaltungsorte im Überblick:

  • Judit Stolla: "Wie und was denken Paviane?", Paviananlage, jeweils um 11, 13 und 15 Uhr
  • Dr. Ingrid Brehm: KI und Verhalten bei Eisbären, Eisbärenanlage jeweils um 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr
  • Jörg Beckmann: Das geht viral! Afrikanische Schweinepest (ASP) und Artenschutz, obere Panzernashornanlage gegenüber den Roten Pandas, jeweils 12, 14 und 16 Uhr
  • Dr. Ralph Simon: Superkräfte der Nacht – Was Fledermäuse so besonders macht, Blauer Salon, jeweils 11.30, 13.30 und 15.30 Uhr
  • Dr. Lorenzo von Fersen: Yaqu Pacha: Forschung und Artenschutz in Lateinamerika, vor dem Delfinarium, jeweils 11.30, 12.30 und 14.30 Uhr
  • Elvire Frank: Die Natur als Vorbild – Warum Bionik ohne Artenschutz nicht funktioniert. Bionicum im Tiergarten, jeweils 12.30 und 14.30 Uhr