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Populationsmanagement bei Pavianen

Im Februar 2024 hat sich der Tiergarten Nürnberg mit dem Thema “Populationsmanagement bei Pavianen” an die Öffentlichkeit gewandt. Aktuelle Informationen und Hintergründe dazu finden Sie hier.

Zum aktuellen Stand

Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat am Dienstag, 29. Juli 2025, die Gruppe seiner Guinea-Paviane um zwölf Tiere verkleinert. Diesem letzten verbleibenden Schritt der Tötung gingen viele Jahre intensiven Abwägens und der Suche nach Alternativen voraus. Er fand in Abstimmung mit den zuständigen Aufsichtsbehörden, dem Veterinär- und dem Umweltamt sowie den Koordinatoren des Erhaltungszuchtprogramms des Europäischen Zooverbandes EAZA statt. Die Verkleinerung der Gruppe war unumgänglich, weil die Zahl der Gruppe mit 43 Tieren die Anzahl von 25 Tieren weit übertroffen hatte, für welche die Paviananlage im Tiergarten ausgelegt ist.

Der Tiergarten ist sich bewusst, dass diese Entscheidung für viele Menschen schwer zu verstehen ist, dass sie dadurch irritiert, betroffen oder wütend sind. Für den Tiergarten selbst, seine Mitarbeitenden und alle an der Entscheidungsfindung Beteiligten stellt sie den schwierigsten Weg dar. Sie geht ausnahmslos allen sehr nahe.

Die Fachleute im Tiergarten haben diesen Schritt über viele Jahre hinweg mit Biologen, Tierärztinnen, Tierpflegern, Zoologinnen, Juristinnen und Wissenschaftlern intensiv diskutiert und geprüft – ebenso wie alle denkbaren möglichen Alternativen.

1. Stimmt es, dass es Anfragen gab, die Paviane zu übernehmen?

Seit Veröffentlichung des Themas "Populationsmanagement bei Pavianen" haben den Tiergarten Übernahmeangebote aus vier Ländern erreicht. Selbstverständlich haben wir alle Angebote sorgfältig geprüft. Unsere Nürnberger Paviangruppe ist Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EAZA ex-Situ Programme, EEP), das normalerweise den Transfer von Tieren empfiehlt. Für eine Entscheidung benötigen wir grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen in der potenziellen Aufnahmeeinrichtung: zum Beispiel zu der Größe der Innen- und Außenanlage, zum Temperaturmanagement oder zur Sachkunde der Einrichtung für die Haltung von Guinea-Pavianen. Auch die Information, ob die Tiere in einem funktionierenden Sozialverband gehalten werden, ist für unsere Entscheidung essenziell. Aus keinem der Angebote hat sich eine konkrete Übernahmemöglichkeit für unsere Guinea-Paviane ergeben. Hier die Angebote und Gründe im Einzelnen, Stand Juli 2025:

 

1. Deutschland/Großbritannien: 

Berichte, dass dem Tiergarten ein konkretes Angebot des Great Ape Projects (GAP) bzw. des Wales Ape and Monkey Sanctuary (WAMS) in Großbritannien vorläge, sind nicht korrekt. Der Tiergarten Nürnberg hat den Direktor des WAMS, Graham Garen, im Juli 2025 nochmals direkt kontaktiert. Auf dieses persönliche Schreiben hat der Direktor geantwortet, aber keine Angaben gemacht, ob oder wie viele Tiere das WAMS aufnehmen könnte oder wollte.

Die Fragen zu den Haltungsbedingungen (z.B. wie viele Tiere sollten auf welcher Fläche innen und außen und bei welchen Temperaturen gehalten werden, zu der geplanten Gruppenzusammensetzung der Tiere oder zur Haltungskapazität der Einrichtung) hat er als entsetzlich und beleidigend betitelt und damit auch eine Beantwortung nicht mehr erwarten lassen.

Zum Verlauf:

Die erste Anfrage des GAP ging am 12. Februar 2024 via Dr. Colin Goldner ein. Am 20. Februar 2024 übersendete der Tiergarten den Fragebogen an Dr. Goldner, am 14. März erneut zusätzlich auch an das WAMS mit der Beantwortungsfrist zum 12. April. Zu dieser E-Mail erhielt der Tiergarten zwar die Übermittlungsbestätigungen, allerdings keine Antworten auf die Fragen. Am 17. Mai 2025 erhielt der Tiergarten eine erneute Anfrage zur Aufnahme der Paviane von Dr. Goldner "namens und im Auftrag" des WAMS. Auf die Antwort des Tiergarten hin wurde um "erneute Übersendung" des Fragebogens gebeten, dieser Bitte kamen wir nach. Die Frist, diesen bis zum 31. Mai 2025 vollständig ausgefüllt an den Tiergarten zurückzusenden, ließ das GAP unkommentiert verstreichen. Weder GAP noch WAMS haben seither wieder Kontakt mit dem Tiergarten aufgenommen. Im Juli 2025 hat der Tiergarten Nürnberg hat den Direktor des WAMS, Graham Garen, nochmals direkt kontaktiert. Auf dieses persönliche Schreiben hat Graham Garen geantwortet, aber keine Angaben gemacht, ob oder wie viele Tiere das WAMS aufnehmen könnte oder wollte. Der Fragebogen ist bis heute unbeantwortet.  

Der Tiergarten selbst hat sich auch an eine große Auffangstation für Primaten gewandt, die allerdings keine Tiere übernehmen konnte. Der Stand ist deswegen unverändert: Aktuell besteht keine Übernahmemöglichkeit für Guinea-Paviane aus dem Tiergarten – selbst wenn engagierte Influencer anbieten, den Transport zu übernehmen.

 

2. Indien: 

Das Angebot eines indischen Zoos konnten der Tiergarten Nürnberg und die Kollegen des Europäischen Zooverbandes EAZA intensiver prüfen. Aktuell besteht von indischer Seite aus offenbar kein konkretes Interesse an einer Übernahme einer Gruppe Nürnberger Guinea-Paviane mehr - grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen fehlen.

 

3. Slowenien: 

Das Angebot eines slowenischen Zoos wurde vom Expertenteam der EAZA als für Guinea-Paviane nicht geeignet kategorisiert.

 

4. Österreich: 

Ein österreichisches Tierheim hat die grundlegenden Informationen zu den Haltungsbedingungen nicht geliefert.

 

2. Warum gab der Tiergarten seine Guinea-Paviane nicht an das Wales Great Ape and Monkey Sanctuary ab?

Bis zuletzt lagen uns keine der Informationen, die wir zwingend benötigen, um über die Abgabe unserer Tiere zu entscheiden, vor. Dazu zählen u.A. die Größe und Ausstattung der Innen- und Außengehege, die maximale Gruppengröße, welche übernommen werden könnte sowie die Sachkundenachweise und Haltungsgenehmigung der Einrichtung: 

Weder das Great Ape Project (GAP) noch das Wales Great Ape and Monkey Sanctuary (WAMS) haben seit dem Frühjahr 2024 entsprechende Informationen bereitgestellt. 

Der Tiergarten Nürnberg hat den Direktor des WAMS, Graham Garen, im Juli 2025 per E-Mail nochmals direkt kontaktiert. Auf dieses persönliche Schreiben hat der Direktor geantwortet, aber keine Angaben gemacht, ob oder wie viele Tiere das WAMS aufnehmen könnte oder wollte. Die Fragen zu den Haltungsbedingungen (z.B. wie viele Tiere sollten auf welcher Fläche  innen und außen und bei welchen Temperaturen gehalten werden, zu der geplanten Gruppenzusammensetzung der Tiere oder zur Haltungskapazität der Einrichtung) hat er als entsetzlich und beleidigend betitelt und damit auch eine Beantwortung nicht mehr erwarten lassen.

Daher war es uns nicht möglich zu beurteilen, ob eine Abgabe von Pavianen an das WAMS in Betracht kommt. Nur mit diesen Informationen hätte das EEP eine Entscheidung über die potentielle Abgabe der Tiere treffen können.

3. Stimmt es, dass der Tiergarten keine Paviane an das Wales Ape and Monkey Sanctuary gab, weil dieses nicht mit den Tieren züchten möchte?

Es entspricht nicht der Wahrheit, dass der Tiergarten eine weitere Zucht mit seinen Guinea-Pavianen und eine Beteiligung am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm des Europäischen Zooverbandes EAZA zur Bedingung einer Übernahme einzelner Tiere gemacht hat. 

Wir respektieren, dass sich das Wales Ape and Monkey Sanctuary sich möglicherweise nicht am Erhaltungszuchtprogramm beteiligen möchte. Auch wenn wir der festen Überzeugung sind, dass die Fortpflanzung ein biologisches Grundbedürfnis ist und Tiere in menschlicher Obhut so gehalten werden sollten, dass sie möglichst viele solcher Bedürfnisse auch ausleben können. Doch ohne grundlegende Informationen wie zum Beispiel die Größe und Ausstattung der Innen- und Außengehege, die maximale Gruppengröße, welche übernommen werden könnte sowie die Sachkundenachweise und Haltungsgenehmigung der Einrichtung kann das EEP keine Entscheidung über die potentielle Abgabe der Tiere treffen.

Zwingende Voraussetzung ist für uns zum Beispiel, dass die Tiere in einem funktionierenden Sozialverband gehalten werden. Das Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat aus dem Jahr 2014 hat dies explizit als Voraussetzung einer guten Primatenhaltung erklärt: „[Es] gilt generell: Bei der Auswahl von Tieren, die im gleichen Gehege leben sollen, kommt es nicht nur auf die Anzahl artgleicher Tiere an, sondern vor allem darauf, dass diese eine sozial intakte Gruppe bilden. Gute und ausgewogene Sozialbeziehungen sind die Basis für jede Primatenhaltung.“

4. Ist die Beteiligung an einem Zuchtprogramm Voraussetzung für den Informationsaustausch mit dem Tiergarten?

Das Ausfüllen des Fragebogens, mit dem der Tiergarten bei allen potenziellen Aufnahmeeinrichtungen grundlegende Informationen zu den Haltungsbedingungen abfragt, ist auch ohne Einwilligung zur weiteren Zucht problemlos möglich. Alle nationalen und internationalen Institutionen, mit denen der Tiergarten Nürnberg täglich zusammenarbeitet, liefern auf Nachfrage diese Informationen.

Dabei geht es auch darum, den Transport der Tiere zu organisieren, der aufgrund veterinärmedizinischer Anforderungen, gesetzlicher Vorgaben zu Tiertransporten im Allgemeinen und in diesem Fall weiterer Auflagen aufgrund der Lage des vermeintlichen Zielortes außerhalb der Europäischen Union komplex ist.

5. Warum reagierte der Tiergarten nicht auf externe Angebote, die Tiere zu transportieren?

Der Tiergarten Nürnberg verhandelt wie üblich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Europäischen Zooverbandes EAZA direkt mit einer potenziellen Aufnahmeeinrichtung. Die Einbindung externer Dritter hat sich in diesem Fall nicht bewährt und wurde nicht weiter verfolgt.

6. Warum hält der Tiergarten Guinea-Paviane?

Der Tiergarten Nürnberg ist aktuell der einzige Zoo in Deutschland, der Guinea-Paviane hält. Insgesamt leben 278 Tiere der Art in Zoos des Europäischen Zooverbandes (EAZA). Mittelfristig sind EAZA-Zoos angehalten, die Haltungsmöglichkeiten für Guinea-Paviane zu erhöhen – denn die Art gerät in der Natur zunehmend unter Druck.

Die Weltnaturschutzunion IUCN, zu der auch der Tiergarten Nürnberg gehört, stuft Guinea-Paviane als potentiell gefährdet ein. In den vergangenen 30 Jahren hat der Bestand wahrscheinlich bereits um 20 Prozent abgenommen. Gründe für den Rückgang sind der Verlust des Lebensraums und die Nachstellung durch den Menschen.

Der Tiergarten Nürnberg möchte an der Haltung festhalten. Es dient dem Überleben der Art, dass in menschlicher Obhut eine Population erhalten wird, die die Basis für Auswilderungen bilden kann, wenn es irgendwann geschützte und dafür geeignete Räume gibt.

7. Seit wann hält der Tiergarten Guinea-Paviane?

Der Tiergarten hält seit 1942 Guinea-Paviane.

8. Wie viele Guinea-Paviane gibt es in Zoos?

Aktuell leben insgesamt 278 Tiere in nur zehn Zoos des Europäischen Zooverbandes (EAZA), darunter 43 Tiere in Nürnberg. Der Tiergarten Nürnberg ist aktuell der einzige Zoo in Deutschland, der Guinea-Paviane hält. Er will die Haltung in Zusammenarbeit mit der EAZA fortführen, um einen Beitrag zum Erhalt der Art zu leisten.

9. Warum musste der Tiergarten Nürnberg seine Paviangruppe verkleinern?

Der Tiergarten Nürnberg züchtet seine Paviane im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes (EAZA ex-Situ Programme, EEP). Die Zucht der EEP-Arten wird auf Basis wissenschaftlicher Kriterien von einem Koordinator zentral geleitet. Das Ziel besteht darin, genetisch möglichst vielfältige Bestände zu erhalten.

Zu diesem Zweck tauschen die teilnehmenden Einrichtungen Tiere auf Empfehlung des Koordinators, sie züchten Jungtiere oder pausieren die Zucht. Wurfgrößen und Geschlechterverhältnisse der Jungtiere lassen sich bei vielen Arten nicht vorhersagen – dass Jungtiere geboren werden, die nicht für die Zucht eingesetzt werden können, lässt sich nicht vermeiden.

Im Tiergarten Nürnberg hat die Paviangruppe eine Größe erreicht, für die die im Jahr 2009 bereits erweiterte Anlage nicht ausgelegt ist. Begleiterscheinung der Überpopulation sind gehäufte Konflikte mit entsprechenden Verletzungen der Tiere. Die Konflikte innerhalb der Paviangruppe äußern sich zum Beispiel durch Bissverletzungen.

Diese Konflikte sind für Paviane grundsätzlich nicht ungewöhnlich und kommen auch in der Natur vor, aber nicht derart gehäuft wie in der Gruppe im Tiergarten.

10. Welche Möglichkeiten gibt es grundsätzlich, die Gruppe zu verkleinern?

Seit 2011 werden im Rahmen einer fächerübergreifenden Tierschutzkommission alle Möglichkeiten geprüft und Maßnahmen ergriffen, welche die Gruppengröße und das Wachstum der Gruppe reduzieren.

Folgende sechs Alternativen, die zum Teil keinen Erfolg zeigten und zum Teil noch nicht angewendet wurden, wurden hierbei betrachtet:

• Abgabe in andere Zoos
• Internationale Tiervermittler
• Auswilderung 
• Gnadenunterkünfte/Sanctuaries 
• Verhütung/reversible Unfruchtbarkeit 
• Sterilisation und Kastration/irreversible Unfruchtbarkeit
• Das tierschutzkonforme Töten überzähliger Paviane

11. Konnte der Tiergarten Tiere nicht an andere Zoos abgeben?

Tiere, die innerhalb eines EEPs gemanagt werden, werden primär durch die Koordinatorin oder den Koordinator und nach deren Empfehlungen vermittelt. Wenn das EEP nicht helfen kann oder die Tiere nicht zu einem EEP gehören, bietet der Tiergarten seine überzähligen Tiere allen Einrichtungen an, die Zugang zur Zootierdatenbank ZIMS/Species360 haben.

Bei diesen ca. 1.300 Institutionen handelt es sich überwiegend um die akkreditierten Zoos des VdZ (Verband der Zoologischen Gärten), der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) der EARAZA (Eurasischer Zooverband) oder der WAZA (World Association of Zoos and Aquariums).

Zusätzlich versendet der Tiergarten seine Abgabe- und Suchlisten direkt an rund 200 Partner-Zoos in Europa inklusive für gut befundene Zoos, die keinem der genannten Verbände angehören. Im Falle der Paviane haben seit 2011 nur zwei Zoos 16 Tiere in ihren Bestand übernommen. Weitere Abgabemöglichkeiten ergaben sich in den vergangenen Jahren trotz verschiedener Versuche nicht.

12. Welche Abgabemöglichkeiten außer Zoos hat der Tiergarten Nürnberg geprüft?

Einige (z. B. arabische und chinesische) Einrichtungen sind über die Verbände und Datenbanken nicht erreichbar, von denen der Tiergarten Nürnberg ein Teil ist. Um auch diese Optionen zu prüfen, werden internationale Tiervermittler und -transporteure angefragt, ob sie die Tiere vermitteln können.

Wird von Zoos Interesse bekundet, die in keinem Verband organisiert sind, muss erst geklärt werden, ob die Haltungsbedingungen und die betrieblichen Strukturen geeignet sind. Entsprechen die Einrichtungen nicht den Mindeststandards, die das Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Landwirtschaft einfordert, werden die Tiere nicht dorthin abgegeben.

13. Warum gab der Tiergarten die Paviane nicht an eine Gnadenunterkunft/ ein Sanctuary?

Für den Tiergarten kommen nur Einrichtungen in Frage, in denen die Tiere eingebunden in eine soziale Gruppe leben können. Die einzige große Tierschutzeinrichtung in Europa, die Primaten aufnimmt, bis sie an einen anderen Halter vermittelt werden können, kämpft zurzeit mit einer „Warteliste“ von Dutzenden konfiszierten Tieren. Der Tiergarten hat auch dort angefragt.

14. Können die Guinea-Paviane nicht ausgewildert werden?

Das Haltungsziel für alle vom Aussterben bedrohten Tierarten in Zoos ist die Rückführung in geeignete Habitate. Auswilderungen sind strengen Regeln unterworfen, die von der IUCN erarbeitet wurden. Als Mitglied der IUCN hält sich der Tiergarten an diese Regeln bei seinen Auswilderungen (Steinböcke, Luchse, Ziesel, Habichtskäuze, Waldrappe, Bartgeier, Sumpfschildkröten etc.).

Eine Auswilderung der Guinea-Paviane kommt momentan nicht in Betracht, da es in den Herkunftsgebieten keine geeigneten Areale gibt, auf denen man sie ansiedeln könnte und wo sie sicher leben könnten. Die Weltnaturschutzunion IUCN beobachtet seit Jahrzehnten einen Rückgang der Bestände in der Natur.

Sie leben in einem Gebiet, das sich über den Senegal, Guinea-Bissau, Guinea, Sierra Leone und Mali erstreckt. Ihre Lebensräume geraten zunehmend unter Druck. Doch es gibt auch ermutigende Nachrichten: Den senegalesischen Niokolo-Koba Nationalpark - eines der letzen Verbreitungsgebiete der Art - der seit 2007 auf der Liste des gefährdeten UNESCO-Welterbes stand, hat die UNESCO Mitte 2024 von der Liste genommen und damit die Bemühungen Senegals, diesen wertvollen Lebensraum zu erhalten, gewürdigt.

Auswilderungsprojekte müssen zeitintensiv vorbereitet werden, anschließend muss das Projekt über viele Jahre koordiniert und wissenschaftlich begleitet werden. Ein Auswilderungsprojekt für Guinea-Paviane existiert derzeit nicht und ist aus oben genannten Gründen auch nicht geplant, deshalb kann der Tiergarten momentan keine Paviane auswildern.

15. Wenn man Guinea-Paviane aktuell nicht auswildern kann, warum werden sie dann überhaupt gehalten?

Eine Population, die in menschlicher Obhut gehalten wird, kann die Basis für Auswilderungen bilden, wenn es irgendwann geschützte und dafür geeignete Räume gibt. Somit dient die Haltung der Sicherung und dem Überleben der Art.

16. Kann man die Gruppengröße nicht durch Verhütung stabil halten?

Versuche, die Gruppenstruktur und -größe durch die zeitweise Verhütung von Weibchen stabil zu halten und gleichzeitig die Gruppenwachstumsrate zu reduzieren, haben nicht den gewünschten Effekt gebracht. Denn die Weibchen blieben dauerhaft unfruchtbar. Der Tiergarten hat daher seit 2018 keines der Guinea-Pavian-Weibchen mehr verhütet.

Eine Verhütung der Männchen, was nur über Sterilisation möglich wäre, macht keinen Sinn, da nur ein fruchtbares Männchen alle Weibchen decken könnte.

Dass die Tiere sich fortpflanzen können, ist aber nicht nur aus genetischen und gesundheitlichen Gründen wichtig: Partnerwahl, Paarung, Geburten und Aufzuchten spielen eine entscheidende Rolle für das Sozialleben der Tiere. Der Tiergarten möchte seinen Guinea-Pavianen all diese Aspekte ermöglichen und sieht sich in der Verantwortung, eine sozial funktionierende, gesunde, vielfältige und fortpflanzungsfähige Gruppe zu halten.

17. Warum sterilisiert der Tiergarten nicht alle Tiere?

Irreversible Unfruchtbarkeit der Tiere ist auf Dauer nur dann erwägbar, wenn die Population aussterben soll. Da der Bestand der Guinea-Paviane in der Natur seit Jahrzehnten abnimmt und Zoologische Gärten auf Empfehlung der EAZA angehalten sind, eine Reservepopulation aufzubauen, verbietet sich das in diesem Fall.

18. Warum beendet der Tiergarten die Zucht der Guinea-Paviane nicht?

Zoos sind gesetzlich verpflichtet, Arten zu schützen und zum Erhalt der Biodiversität beizutragen. Zu ihren Aufgaben gehört es, stabile und gesunde Bestände verschiedener Arten zu erhalten. Der Tiergarten Nürnberg ist aktuell der einzige Zoo in Deutschland, der Guinea-Paviane hält.

Insgesamt leben 278 Tiere der Art in Zoos des Europäischen Zooverbandes (EAZA). Mittelfristig sind EAZA-Zoos angehalten, die Haltungsmöglichkeiten für Guinea-Paviane zu erhöhen – denn die Art gerät in der Natur zunehmend unter Druck.

In den vergangenen 30 Jahren hat der Bestand wahrscheinlich bereits um 20 Prozent abgenommen. Der Tiergarten Nürnberg möchte an der Haltung festhalten. Es dient dem Überleben der Art, dass in menschlicher Obhut eine Population erhalten wird, die die Basis für Auswilderungen bilden kann, wenn es irgendwann geschützte und dafür geeignete Räume gibt.

19. Kann das Gehege nicht vergrößert werden?

Die Paviananlage mit dem dazugehörigen Innengehege wurde bereits 2009 deutlich erweitert und umgestaltet, damit wurden auch die Haltungsbedingungen verbessert. Eine nochmalige Erweiterung der Anlage ist weder möglich noch sinnvoll. Sie würde die Frage nach dem Umgang mit dem begrenzten Platz nur vertagen.

20. Warum hat der Tiergarten überhaupt eine so große Paviangruppe zugelassen?

Seit 2011 werden im Rahmen einer fächerübergreifenden Tierschutzkommission alle Möglichkeiten geprüft und Maßnahmen ergriffen, die die Gruppengröße und das Wachstum der Gruppe reduzieren.

Versuche, die Gruppenstruktur und -größe durch die zeitweise Verhütung von Weibchen stabil zu halten und gleichzeitig die Gruppenwachstumsrate zu reduzieren, haben nicht den gewünschten Effekt gebracht. Denn die Weibchen blieben dauerhaft unfruchtbar.

Eine Verhütung der Männchen, was nur über Sterilisation möglich wäre, macht keinen Sinn, da nur ein fruchtbares Männchen alle Weibchen decken könnte. Abgabemöglichkeiten an andere geeignete Einrichtungen ergaben sich nur wenige, sodass die Gruppe nicht deutlich reduziert werden konnte.

Dass die Tiere sich fortpflanzen können, ist sowohl aus genetischen und gesundheitlichen Gründen wichtig als auch für das Sozialleben der Tiere. Der Tiergarten sieht sich in der Verantwortung, eine sozial funktionierende, gesunde, vielfältige und fortpflanzungsfähige Gruppe zu halten.

21. Wie viele Tiere wurden getötet?

Insgesamt wurden drei erwachsene Männchen und neun erwachsene Weibchen getötet, um die Gruppe auf eine Anzahl von 26 erwachsenen Tieren und fünf Jungtieren zu bringen.

22. Wann wurden die Paviane getötet?

Am 29. Juli 2025.

23. Wie wurden die Paviane getötet?

Für jedes Tier und für die gesamte Gruppe haben Tiergartenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zusammen mit externen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den vergangenen Monaten sogenannte Entscheidungsbäume erarbeitet, anhand derer sich die Entnahme von einzelnen Individuen entschied. Anhaltspunkte für die Entscheidungen waren unter anderem die Altersstruktur innerhalb der Gruppe, das Geschlechterverhältnis, der Trainingszustand des Tieres und eine Trächtigkeit beziehungsweise das Säugen eines Jungtiers.

Jedes Weibchen, für das eine Entnahme in Frage kam, wurde untersucht, um auszuschließen, dass es trächtig ist. Bis zu dem Moment, in dem die Tiere jeweils einzeln nach der Identifizierung tierschutzkonform per Kugelschuss in einer Transportkiste getötet wurden, unterschied sich die Situation nicht von einem Transport an einen anderen Ort. Zwei Tiere sind während der Inhalationsnarkose gestorben. Die pathologischen Befunde liegen inzwischen vor: Beide Tiere hatten einen vorgeschädigten Herzmuskel, der zu einer geringeren Narkosetoleranz führt. Insgesamt wurden drei erwachsene Männchen und neun erwachsene Weibchen getötet, um die Gruppe auf eine Anzahl von 26 erwachsenen Tieren und fünf Jungtieren zu bringen. Die verbleibende Gruppe setzt sich in einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis aus älteren, erfahrenen Tieren, jüngeren, geschlechtsreifen Tieren und Jungtieren zusammen.

24. Wurden die Paviane an andere Zootiere verfüttert?

Wie bei allen Tieren hat der Tiergarten auch hier die Körper der Tiere soweit wie möglich einer sinnvollen Verwendung zugeführt. Zum einen hat er verschiedenen Forschungseinrichtungen unterschiedliche Proben zur Verfügung gestellt. Manche davon, wie Gewebeproben, etwa von Milz oder Leber, können von wildlebenden Tieren nicht gewonnen werden, sie sind aber für wissenschaftliche Zwecke sehr wertvoll. Auch Knochen und Skelette werden für Forschungszwecke präpariert. Das Muskelfleisch wird an die Raubtiere im Tiergarten verfüttert.

Mit der Verfütterung der Paviane an unsere Raubtiere wurde am Donnerstag, 31. Juli, begonnen. Unter anderem wurden sie als hochwertiges Futter an unsere Asiatischen Löwen, Sibirischen Tiger und Buntmarder verfüttert. Löwen, Tiger und auch die Marder jagen, töten und fressen in der Natur regelmäßig Primaten. Guinea-Paviane werden beispielsweise im Niokolo-Koba Nationalpark im Senegal regelmäßig zur Beute von Westafrikanischen Löwen, Leoparden und Tüpfelhyänen. Wir verfüttern bei uns getötete Tiere mit Fell und Knochen an unsere Raubtiere. Dies dient unter anderem auch der Beschäftigung, hat aber auch positive Effekte auf die Gesundheit der Raubtiere. So werden sie mit verschiedenen Nährstoffen versorgt und es dient auch der Zahngesundheit. Außerdem sind wir auch hier transparent: Unsere Besuchenden sehen, was unsere Tiere fressen.

25. Was hat es mit den Forschungszwecken auf sich, von denen berichtet wird?

Wie bei allen Tieren hat der Tiergarten auch hier die Körper der Tiere soweit wie möglich einer sinnvollen Verwendung zugeführt. Zum einen hat er verschiedenen Forschungseinrichtungen unterschiedliche Proben zur Verfügung gestellt. Manche davon, wie Gewebeproben, etwa von Milz oder Leber, können von wildlebenden Tieren nicht gewonnen werden, sie sind aber für wissenschaftliche Zwecke sehr wertvoll. Auch Knochen und Skelette werden für Forschungszwecke präpariert.

26. Wie wurde entschieden, welche Tiere getötet werden (müssen)?

Für jedes Tier und für die gesamte Gruppe haben Tiergartenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zusammen mit externen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den vergangenen Monaten sogenannte Entscheidungsbäume erarbeitet, anhand derer sich die Entnahme von einzelnen Individuen entschied. Anhaltspunkte für die Entscheidungen waren unter anderem die Altersstruktur innerhalb der Gruppe, das Geschlechterverhältnis, der Trainingszustand des Tieres und eine Trächtigkeit beziehungsweise das Säugen eines Jungtiers.

27. Wie geht der Tiergarten künftig mit überzähligen Pavianen um?

Wir versuchen immer, überzählige Tiere in geeignete Haltungen abzugeben. Gelingt dies nicht, bleibt die Tötung einzelner Individuen eine Option. Dies gilt grundsätzlich. Im Tiergarten getötete Tiere werden an die Raubtiere verfüttert, der Zoo kommuniziert das seit Jahrzehnten transparent. 

28. Wieso wurden weniger Tiere entnommen als zunächst vorgesehen?

Die verbleibende Gruppe setzt sich in einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis aus älteren, erfahrenen Tieren, jüngeren, geschlechtsreifen Tieren und Jungtieren zusammen. Aufgrund des Sozialgefüges und der Alterststruktur der bestehenden Gruppe haben wir beschlossen, keine weitere Tiere zu töten.

29. Warum wurden die Paviane durch Kugelschuss getötet?

Wie bei allen Tieren war es dem Tiergarten wichtig, die Körper der Tiere soweit wie möglich einer sinnvollen Verwendung zuzuführen. Zum einen hat er verschiedenen Forschungseinrichtungen unterschiedliche Proben zur Verfügung gestellt. Manche davon, wie Gewebeproben, etwa von Milz oder Leber, sind für wissenschaftliche Zwecke sehr wertvoll. Sie können jedoch von wildlebenden Tieren nicht gewonnen werden, allein schon aus logistischen Gründen, da diese zum Teil sehr schnell auf -80°C heruntergekühlt oder weiterverarbeitet werden müssen. Auch Knochen und Skelette werden für Forschungszwecke präpariert. Das Muskelfleisch wird an die Raubtiere im Tiergarten verfüttert. Eine Verfütterung wäre nach einer Einschläferung nicht möglich gewesen, da Medikamente im Körper der Tiere verbleiben und für andere Tiere gefährlich sein können. Jedes Weibchen, für das eine Entnahme in Frage kam, wurde untersucht, um auszuschließen, dass es trächtig ist. Hierfür wurde eine Inhalationsnarkose verwendet, die keine Rückstände im Körper hinterlässt. 

Die Tiere wissen nicht, was ein Gewehr ist, sie erkannten die Gefahr nicht, die von der schießenden Person ausging. Die Kugel ist schneller als der Schall und ein vielfache schneller als die Nervenleitgeschwindigkeit, d.h. der Tod trat unmittelbar und schnellstmöglich ein. Alle Tiere waren in sehr geräumigen Transportkisten untergebracht. Diese waren an zwei Seiten vergittert, so dass die Tiere diese Strukturen zum Klettern und sich festhalten nutzen konnten und sich mit ihrer neuen Umgebung vertraut machten. Kein Tier zeigte Angst- oder gar panikverhalten in der Kiste – im Gegenteil, sie zeigten Erkundungsverhalten. Der Schuss aus der Ferne war für die Tiere unvorhersehbar und alle Tiere wurden schnell und tierschutzgerecht getötet. Bis zur Tötung stellte sich die Situation für die Tiere so dar, wie bei einer Abgabe in eine andere Einrichtung. 

30. Wie verhält sich die verbleibende Gruppe nach der Tötung?

Insgesamt ist die Gruppe ruhiger geworden, die Entnahme der zwölf Tiere hat zu einer deutlichen Entlastung geführt. Dies wird vor allem im Winter zum Tragen kommen, wenn die Tiere witterungsbedingt im Stall sind. Grundsätzlich sind Paviane sehr aktive Tiere, bei denen auch kleine lautstarke Streitereien und Konflikte zum normalen Verhalten gehören. Durch die jetzt veränderte Gruppenstruktur, zu der es auch bei der Abgabe der zwölf Tiere in eine andere Haltung gekommen wäre, sortieren die Paviane ihr Sozialgefüge neu, insbesondere die Männchen schließen sich jetzt neu zusammen, die Weibchen schließen sich ihnen an. Guinea-Paviane leben in sog. Fission-Fusion-Systemen: größere Gruppen setzten sich ständig unterschiedlich aus Kleingruppen zusammen. Zusätzlich wechseln Weibchen zwischen Männchen, in der Natur wandern Tiere ab oder zu, Jungtiere werden geboren, andere von Raubtieren gefressen. Für die Paviane sind regelmäßige Änderungen im Sozialgefüge also völlig natürlich.

31. Engagiert sich der Tiergarten auch im natürlichen Verbreitungsgebiet der Guinea-Paviane?

Im Rahmen einer Kooperation mit dem Deutschen Primatenzentrum (DPZ) unterstützt der Tiergarten die Forschungsarbeit vor Ort im Niokolo-Koba-Nationalpark im Senegal. Dort unterhält das DPZ eine Feldstation, wo die Mitarbeiter und externe Wissenschaftler das Verhalten der Guinea-Paviane erforschen. Der Tiergarten unterstützt sie hier unter anderem dabei, Paviane mit GPS-Halsbändern auszustatten.

32. Hält der Tiergarten die Paviane, um damit Besucher anzulocken und Geld zu verdienen?

Der Tiergarten ist gemeinnützig. Die Einnahmen decken die laufenden Kosten zu durchschnittlich 70%. Die Subventionen durch den Stadthaushalt (30%) rechtfertigen sich durch die dem Gemeinwohl dienenden Leistungen des Tiergartens in den Bereichen Arterhalt, Bildung und Forschung.

Die Auswahlkriterien, nach denen der Tiergarten seinen Tierbestand auswählt, sind sehr vielfältig. Zu den Kriterien gehören beispielsweise Bedrohungsstatus, ob es sich um eine Art aus einem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EAZA ex-Situ Programme) handelt, oder, ob die Art beispielsweise für die Zoopädagogik von besonderer Relevanz ist. Auch die Attraktivität für Besuchende ist eines der Kriterien.

Dass die Tiere sich fortpflanzen können, ist sowohl aus genetischen und gesundheitlichen Gründen wichtig: Partnerwahl, Paarung, Geburten und Aufzuchten spielen eine entscheidende Rolle für das Sozialleben der Tiere. Der Tiergarten möchte seinen Guinea-Pavianen all diese Aspekte ermöglichen und sieht sich in der Verantwortung, eine sozial funktionierende, gesunde, vielfältige und fortpflanzungsfähige Gruppe zu halten.

33. Warum investiert der Tiergarten das Geld, das er für Pavianhaltung ausgibt, nicht in den Schutz der natürlichen Lebensräume der Tiere?

Arten- und Naturschutz ist eine Mammutaufgabe, an der sehr viele Menschen und Einrichtungen mit unterschiedlichen Fachkenntnissen und Ausrichtungen beteiligt sind. Niemand kann es alleine schaffen.

Die Aufgabe der Zoos besteht darin, sogenannten ex-Situ- Artenschutz zu betreiben. Das heißt unter anderem, Tiere zu halten, zu züchten und mit ihrem Wissen um die Bedürfnisse der Tiere die Naturschützer vor Ort zu unterstützen. Wenn niemand Tiere züchtet, gibt es auch keine Tiere, die ausgewildert werden können.

34. Warum ist der Tiergarten mit dem Thema überhaupt an die Öffentlichkeit gegangen?

Wir sehen es als unsere Verantwortung, auch schwierige und emotional herausfordernde Themen wie das Töten von Tieren für den Arterhalt zu erklären und sich den gesellschaftlichen Diskussionen zu stellen. Deshalb sind wir mit dem Thema im Februar 2024 aktiv an die Öffentlichkeit gegangen und haben das faktische Dilemma und dessen Hintergründe erläutert. 

Zoos spielen eine sehr spezifische Rolle in einem ausgedehnten Netzwerk von Artenschutzorganisationen. Sie können Tierarten, die man gut in menschlicher Obhut halten und vermehren kann, über Generationen als Population gesund erhalten. Dies gibt den Artenschutzorganisationen vor Ort Zeit, Habitate wiederherzustellen oder effektiv unter Schutz zu stellen. Zoos stellen dann die Tiere für Auswilderungen aus ihren Beständen. Aktuell sind Zoos stark gefordert, bei sogenannten Last-Rescue-Maßnahmen (Notrettungsmaßnahmen), bei denen die letzten bekannten Individuen oder Populationen aus der Wildbahn entnommen werden, um deren Ausrottung dort zu vermeiden. Damit wird die Verantwortung der Zoos, Platz und Expertise für die letzte Rettung von Arten zur Verfügung zu stellen erdrückend schwer. Vor diesem Hintergrund ist die Grundsatzdebatte um das Töten für den Arterhalt von grundlegender Bedeutung.

35. Hat der Tiergarten sich zu der Entscheidung mit den zuständigen Behörden abgestimmt?

Der Tiergarten hat die Entscheidung mit den zuständigen Behörden abgestimmt. Das Veterinäramt war in die Entscheidungsfindung mit eingebunden und hat diese mitgetragen. Das Amt war am 29.7.2025 auch vor Ort, um das gesamte Vorgehen tierschutzrechtlich zu begleiten. Zudem stimmte der Tiergarten die Entscheidung im Vorfeld mit dem Umweltamt sowie den Kolleginnen und Kollegen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP des Europäischen Zooverbandes EAZA ab.

36. Ist die Tötung durch das Tierschutzgesetz gedeckt?

Nach § 1 TierSchG darf niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Nach § 17 Nr. 1 TierSchG ist es verboten, ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund zu töten. Der vernünftige Grund für das Töten von Tieren ist ein unbestimmter Rechtsbegriff, der sich mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und rechtlichen Entscheidungen entwickelt und verändert. Entscheidend für die Anerkennung von Gründen, aus denen man Tiere tötet, ist nicht, dass die Gründe subjektiv moralisch gut, sondern objektiv vernünftig sein müssen. Der Tiergarten Nürnberg hat mit dem Umweltamt (zuständig für Artenschutzrecht) und dem Ordnungsamt/Veterinäramt (zuständig für Tierschutzrecht) sowie externen Fachleuten und Wissenschaftlern (Juristen, Tierärzten, Biologen, Zoologen, Tierpfleger) intensiv diskutiert und geprüft, ob das Populationsmanagement ein vernünftiger Grund im rechtlichen Sinn ist. Aufgrund der bestehenden Rechtsprechung, Fachliteratur und der eingeholten Expertenbewertungen sind alle beteiligten Dienststellen zu dem Ergebnis gekommen, dass unter Berücksichtigung der Alternativen ein vernünftiger Grund gegeben und die Tötung zulässig ist. Wir haben das ethische Dilemma und die rechtliche Bewertung am 21.02.2024 dem Umweltausschuss des Nürnberger Stadtrats dargestellt. Die Einhaltung der rechtlichen Anforderungen für eine Tötung wurde durch das Veterinäramt überwacht. Inwieweit dieser stadtpolitische und behördliche Konsens die „Biologische Indikation“ grundsätzlich als vernünftigen Grund qualifizieren kann, werden etwaige Ermittlungsverfahren und eventuell anschließende Gerichtsverfahren zu entscheiden haben. Der Fall zeigt nicht nur ein ethisches Dilemma auf, sondern auch die Erfordernis einer intensiven juristischen Auseinandersetzung mit einem solchen unbestimmten Rechtsbegriff.

37. Stimmt es, dass bereits 2011 ein Pavian im Tiergarten getötet wurde?

Ja, das stimmt. Der Hintergrund war allerdings ein anderer: Das Pavianmännchen hat Jungtiere, die noch auf Muttermilch angewiesen waren ihren Müttern weggenommen und bis zum Tod nicht zurückgegeben. Dabei handelt es sich um ein absolut untypisches Verhalten. Es wurde entschieden, das Tier zu töten, um Ruhe in die Gruppe zu bringen und die Überlebenschancen für die Jungtiere wieder zu erhöhen. Aufgrund seines Verhaltens war es keine Option, das Tier anderen Haltern anzubieten. Man hätte das Tier theoretisch in eine reine Männergruppe oder in eine Gruppe abgeben können, die nicht mehr züchtet. In der akuten Situation stand diese Option aber nicht zur Verfügung. Der Pavian in 2011 wurde nicht aus Platzmangel, sondern aufgrund atypischen sozialen Verhaltens getötet, das dichteunabhängig war. Die Tötung der Paviane 2025 war nötig, da die Gruppe für das auf 25 erwachsene Tiere ausgelegte Gehege zu groß geworden war.

38. Löscht der Tiergarten auf seinen Social-Media-Kanälen Kommentare?

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