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Przewalski-Pferd im Tennenloher Beweidungsprojekt aus der Herde genommen

Der dreijährige Przewalski-Hengst „Henning“ aus dem Tierpark Cottbus gehörte seit August 2018 zur Herde der vierbeinigen Landschaftspfleger, die im Tennenloher Forst für den Erhalt der sandigen Offenflächen sorgen.

Der Hengst zeigte seit seiner Ankunft in Tennenlohe Verhaltensauffälligkeiten und hat immer wieder die unbedingt notwendige Distanz gegenüber den Pferdebetreuern unterschritten. Auch dem Leithengst und ranghöheren Tieren in der Junggesellengruppe gegenüber ordnete sich „Henning“ nicht in dem Maße unter, wie es für die Tiere die Regel ist. „Przewalski-Pferde verhalten sich von Natur aus dem Mensch gegenüber distanziert. Die bisher „eingewöhnten“ Junghengste in Tennenlohe haben sich am Leithengst orientiert und sich ihm artgemäß untergeordnet“, bemerkt die erfahrene Gebietsbetreuerin Wiebkea Bromisch.

Um dem Verhalten des auffälligen Junghengstes entgegenzuwirken, haben die Gebietsbetreuerinnen noch 2018 zusammen mit einer renommierten Verhaltenstrainerin mit regelmäßigem Tiertraining begonnen. Auch dabei zeigte sich, dass der Hengst nur wenig bis gar nicht zugänglich für Training mit dem Ziel einer Verhaltensänderung war. Leider häuften sich 2019 die negativen Begegnungen mit dem Junghengst. Obwohl bei den täglichen Kontrollen der Tiere grundsätzlich ein großer Sicherheitsabstand zu “Henning” eingehalten wurde, unterschritt er diesen mehrfach, was für die Betreuer zu gefährlichen Situationen führte. Bisher war es nicht zu schweren Verletzungen gekommen, das Risiko stieg jedoch mit zunehmendem Alter des Hengstes auf ein nicht mehr vertretbares Maß. 

Bei einer weiteren Beurteilung des Junghengstes im Winter 2020 durch die Verhaltenstrainerin, Tierärzte und Biologen des Tiergarten Nürnbergs wurde das Gefahrenpotenzial, das von dem Junghengst ausgeht, als zu hoch für das Management des Beweidungsprojekts eingeschätzt. „Daher haben wir uns dafür entschieden, den Hengst möglichst schnell aus der Herde zu nehmen“, erklärte die behandelnde Tierärztin Dr. Katrin Baumgartner.

„Auch wenn alle Beteiligten den Tod von „Henning“ bedauern, sind wir überzeugt davon, grundsätzlich im Sinne des Tierwohls entschieden zu haben. Eine Abgabe in eine Haltung ohne direkten Kontakt zu Menschen, aber mit Kontakt zu Artgenossen war nicht möglich, da kein geeigneter Platz zur Verfügung stand. Deswegen wurde „Henning“ tierschutzkonform angst- und schmerzfrei per Kugelschuss getötet und als hochwertiges Fleisch im Tiergarten an Raubtiere verfüttert“ versichert Dr. Dag Encke, leitender Direktor des Tiergartens Nürnberg.

Aus der Hengstherde des Tennenloher Beweidungsprojektes wurden schon mehrfach Tiere als neue Zuchthengste erfolgreich in verschiedene Zoos abgegeben, so zum Beispiel 2018 an den Tiergarten Nürnberg. Przewalski-Pferde werden im Rahmen eines Erhaltungszuchtprogrammes (EEP) des europäischen Zooverbands gezüchtet. Je nach Bedarf werden Nachzuchten zu neuen Zucht- oder Junggesellengruppen zusammengestellt, einige Tiere können auch ausgewildert werden. Um langfristig eine gesunde Population erhalten zu können, müssen gelegentlich genetisch weniger wichtige Tiere getötet und verfüttert werden. Laut Weltnaturschutzunion IUCN galten Przewalski-Pferde noch 1996 als „in der Natur ausgestorben“. Durch die Auswilderung von in Zoos geborenen Tieren konnte der Bedrohungsstaus der Art mittlerweile von zunächst „vom Aussterben bedroht“ (2008) auf „stark gefährdet“ (2011) herabgestuft werden. Derzeit leben wilde Przewalski-Pferde wieder in der Mongolei und China.  
 
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