Ökologischer Wert von Aas: Tiergarten beteiligt sich mit totem Wisent an Forschungsprojekt
Tote Tiere, die voller Leben stecken: Kadaver von Wildtieren sind wahre Hotspots der Biodiversität. Um auf diesem Gebiet weiterführende Erkenntnisse...
Der Tiergarten Nürnberg zählt zu den schönsten zoologischen Gärten Europas. Die weitläufige Waldparkanlage präsentiert sich mit zerklüfteten Felsformationen aus rotem Sandstein, jahrhundertealten Bäumen sowie idyllischen Auen- und Weiherlandschaften. Ein einzigartiges Zusammenspiel von Landschaft und Tierwelt bietet echte Erlebnisse und richtige Erholung für kleine und große Besucher.
Der Tiergarten Nürnberg ist landschaftlich geprägt durch ehemalige Sandsteinbrüche und die Mischkultur des früheren Reichswalds. Steinböcke, Löwen, Tiger und Eisbären leben vor bzw. in beeindruckenden Felskulissen, in denen bei genauem Hinsehen teilweise noch die angeschlagenen Quaderblöcke aus den Zeiten der aktiven Steinbrüche zu erkennen sind. Große Freiflächen mit Grasbewuchs durchziehen das Gelände und verwandeln sich im Frühjahr zu einer herrlichen Blütenpracht. Ein wahrer Schatz ist der Standort des Märzenbechers unter einer mächtigen Eiche an den Raubtierwiesen.
Bäume und Wälder bestimmen durch die natürliche Topographie des Parks einen Waldtierbestand von Franken bis Französisch Guayana. Der Tiergarten Nürnberg beherbergt als Teil des über 20.000 ha großen Reichswalds mehr als 150 heimische Vogelarten und über 50 heimische Säugetiere. Mit seiner Spezialisierung auf Tiere der tropischen Regenwälder schlägt der Tiergarten die Brücke zu anderen Wäldern der Welt: Schabrackentapire, Prinz-Alfred-Hirsche und Panzernashörner stammen aus den asiatischen Wäldern und aus südamerikanischen Wäldern kommen Flachlandtapire, Totenkopfaffen, Aras, Harpyien wie auch die Seekühe (Manatis). Mit deren Manatihaus ist der Regenwald im Sommer 2011 nach Franken gekommen. Für Afrikas Regenwälder stehen im Tiergarten Nürnberg Gorillas und Gelbrückenducker.
Bei der Gründung des Tiergartens 1939 am jetzigen Standortwurden große Weiher geschaffen, die heute einen natürlichen Lebensraum für viele heimische Wasservögel und Fische darstellen. Die Thematik reicht vom einheimischen Süßwasser, über tropische Flussläufe und Küstengebiete bis ins offene Meer. Ausgehend von diesem aus der Landschaftsgestaltung hervorgegangenen Schwerpunkt wurde der Tierbestand entsprechend ausgewählt: vom südeuropäischen Krauskopfpelikan bis zum südamerikanischen Chile-Flamingo, vom Eisbär bis zum Pinguin, vom Otter bis zum Delphin. In der Delphinlagune schwimmen Delphine und Seelöwen gemeinsam in einer Wasserlandschaft im Freien. Auch im Aquapark tummeln sich Seelöwen, Eisbären und Pinguine in von unten einsehbaren Wasserbecken.
Eine in mitteleuropäischen Breiten eher unerwartete Landschaft ist die Wüste. Doch im Tiergarten Nürnberg nehmen Wüsten, Halbwüsten und Steppen einen breiten Raum ein und werden als hochempfindlicher Lebensräume thematisiert. Kaum ein anderer Zoo hat so viele und so auserlesene Tierarten aus den Trockengebieten der Welt. Vom Grevy-Zebra über den Somali-Wildesel bis zur asiatischen Kropfgazelle, vom Guanako bis zum Asiatischen Löwen und Gepard.
Charakteristische Bäume im Tiergarten sind mächtige Eichen und Föhren. Besonders anmutig vermittelt sich dies im Gehege der Dybowskihirsche. Beide Baumarten halten sich im Reichswald fast die Waage. Der Mischwald ist zudem durchsetzt von Buchen, Hainbuchen, Linden, Birken und Erlen. Da das Spektrum der Bodentypen auf dem Gelände des Tiergartens von trockenen Sand- und Sandsteinböden bis zu feuchten bis staunassen Böden reicht, finden diese verschiedenen Baumarten ihren Standort. Die Vielfalt gipfelt in rein sandigen Trockenstandorten, wo außer der Föhre nichts wächst. Das freut die Dünensandlaufkäfer. Populationen des Mittelspechts und des "Eremiten" (ein Käfer, der nur im Mulm alter Eichen vorkommt) haben dazu geführt, dass der Tiergarten als europäisches FFH-Gebiet ausgewiesen wurde, d. h. ein besonders zu schützender Lebensraum für bedrohte heimische Tiere ist.
Größte Sorgfalt wird daher dem Ziel gewidmet, den Charakter des Reichswalds und seiner Vegetation durch die punktuelle Verwendung fremdländischer Pflanzen nicht zu beeinträchtigen. Aber auch fremde Eindringliche setzen sich im Reichswald durch. So ist die Robinie allerorten zu finden. Auch als Scheinakazie bekannt, lässt sie sich hervorragend als Giraffenfutter nutzen. Denn Giraffen sind auf Akazien, die es bei uns nicht gibt, als Hauptnahrung angewiesen. Die Ähnlichkeit zwischen der Akazie und der Scheinakazie macht man sich auch tiergärtnerisch zunutze, indem Robinien hauptsächlich in und an den Gehegen der afrikanischen Huftiere gepflanzt werden. So kann deren Lebensraum besser charakterisiert werden.
Generell sollen Tiere in lebensraumähnlichen Gehegen gehalten werden. Viele Lebensräume werden durch Pflanzen geprägt. Deshalb wird durch die Bepflanzung um und in den Gehegen der Tiere der Eindruck der natürlichen Vegetation der Heimat der Tiere vermittelt. In manchen Fällen werden Originalpflanzen gewählt, wenn sie klimatisch in unseren Breiten überleben. Das gilt beispielsweise für die Anlagen asiatischer Steppentiere. Steppenkerzen, turkmenische Tulpen, Ölweiden, Perücken-, Salz- und Erbsensträucher, Steppengräser und Steppenahorn gedeihen auch bei uns.