Neuzugang bei den Fischkatzen im Tiergarten
Die Fischkatzen im Tiergarten Nürnberg sind wieder zu zweit: Vergangene Woche ist mit Kumi ein Weibchen aus dem Zoo Duisburg in den Tiergarten...
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg beteiligt sich an der weltweiten Koalition #UnitedforBiodiversity, Gemeinsam für Biodiversität, die auf Initiative der Europäischen Kommission gegründet wurde. Die globale Koalition verfolgt das Ziel, auf gesellschaftlich engagierte Menschen und auch auf politische Entscheidungsträger einzuwirken. Diese sollen verbindlich den Schutz der Biodiversität voranbringen und dabei stets auf Nachhaltigkeit geprüfte Entscheidungen treffen.
Setzen wir Menschen unser politisches, wirtschaftliches und ökologisches Verhalten fort, werden wir auf der Erde in den nächsten Jahren eine Million Tier- und Pflanzenarten für immer verlieren, so der Bericht des Internationalen Biodiversitätsrates (IPBES). Es ist dasselbe Verhalten, das nach Berechnungen des World Wildlife Fund (WWF) zu einem Verlust von über 60 Prozent aller wildlebenden Tiere geführt hat. Beide Zahlen stehen für unterschiedliche Phänomene, mit denen der menschlichen Existenz zunehmend die Lebensgrundlage entzogen wird. Für Dr. Dag Encke, Tiergartendirektor in Nürnberg, ist „die Biodiversität das Immunsystem unseres Planeten. Ohne dieses kann der Mensch nicht dauerhaft überleben.“
Zoos unterstützen die globale Koalition #UnitedforBiodiversity, um die Welt auf gemeinsame Ziele zum Schutz der Biodiversität einzuschwören. Es ist auch ein Bekenntnis zur Tatsache, dass alle Kräfte gemeinsam mit ihren jeweils spezifischen Möglichkeiten am großen Ziel arbeiten müssen. Denn nur so kann eine Trendwende beim Artensterben erreicht werden. Der Tiergarten Nürnberg zeigt das Zusammenspiel intakter ökologischer Lebensräume zum Beispiel im „fränkischen Amazonas“ im Manatihaus.
Die Artenvielfalt ermöglicht Ökosystemen, sich auf verändernde
Bedingungen einzustellen. Angesichts der Folgen des Klimawandels ist eine Selbstregulierung von Naturräumen nur noch dort zu erwarten, wo durch eine ausreichende Vielfalt an Lebewesen eine flexible und lebenserhaltende Reaktion möglich ist. Dies zeigen bei uns beispielsweise die Auswirkungen der letzten Sommer auf den Wald: In artenreichen Mischwäldern sind nur Teile des Waldes abgestorben. Denn immer haben ein paar Baumarten überlebt. Monokulturen, zum Beispiel aus Fichten, sind zum Teil vollständig abgestorben. Bei genauerer Betrachtung steht der Verlust von einer Million Arten für den Verlust der Anpassungsfähigkeit der Natur an die durch den Menschen verursachten Veränderungen der Rahmenbedingungen.
Der Verlust an Tieren in der Natur steht für eine massive Veränderung wie auch fatale Störung natürlicher Kreisläufe in der Natur. Die Biomasse der Nutztiere für die Fleisch- und Milchproduktion hat mittlerweile ein Vielfaches der Biomasse aller Wildtiere des Planeten erreicht. Darin spiegelt sich der weltweit durch Menschen veränderte Stoffkreislauf, der die natürlichen Systeme zunehmend überfordert.
Für beide Phänomene zeigt der Tiergarten Beispiele:
Im Manatihaus wird das komplexe Zusammenspiel vieler Tierarten innerhalb eines Systems gezeigt. Vor allem das System gegenseitiger Abhängigkeit von Pflanzen und Tieren wird an Beispielen verständlich gemacht:
Der Kalebassenbaum kann sich ohne Blütenfledermäuse nicht vermehren.
Denn diese nachtaktiven Nektarfresser bestäuben die Blüten des Baums. Ebenfalls am Kalebassenbaum zeigt sich, dass die Natur der genetischen Vielfalt große Bedeutung beimisst. Dessen Blüten können nur von genetisch unverwandten Pollen bestäubt werden. Die den Pollen aufnehmenden Pistillen der Blüten stoßen genetisch zu ähnliche Pollen ab, lassen sich also nur von genetisch fremden Pollen befruchten. Dies garantiert die genetische Vielfalt innerhalb dieser Art. Es bedeutet aber auch ihr Verderben, wenn durch eine stark dezimierte Anzahl der Individuen dieser Art die genetische Ähnlichkeit der einzelnen verbliebenen Pflanzen sehr groß wird. Dann führt keine Bestäubung mehr zur Befruchtung.
Die afrikanische Weide mit Zebras, Elenantilopen und Straußen versinnbildlicht die Bedeutung, die eine große Anzahl von Tieren in bestimmten Lebensräumen hat. Die Klimaprognosen für Afrika berücksichtigen zwei unterschiedliche Szenarien. Eine moderate Erwärmung mit Baumsavannen nördlich des Äquators oder eine starke Erwärmung mit lebensfeindlichen Wüsten. Der Unterschied beider Modelle liegt in der Annahme, dass es zum einen künftig weiterhin große
Huftierherden in den großen Steppen des Kontinents geben wird, oder dass zum anderen diese Herden ebenfalls dem Biodiversitätsschwund zum Opfer fallen. Fehlen die vielen Millionen Huftiere in den Steppen, fehlen auch die Grasfresser und es häuft sich leicht brennbares Pflanzenmaterial an. Dadurch steigt das Risiko von großflächigen Bränden deutlich, wodurch zusätzliches CO2 in die Atmosphäre gelangen würde.
Es reicht also nicht, von vielen Arten kleine Populationen wie Museumsstücke zu erhalten. Es spielt eine ebenso wichtige Rolle, für wie viele Tierindividuen am Ende genug Platz bewahrt wird, damit sich selbstregulierende stabile Lebensräume erhalten können. Deshalb müssen alle Anstrengungen außerhalb des Lebensraums der Tiere mit Konzepten innerhalb des Lebensraums zum sogenannten One Plan Approach zusammengeführt werden. Das haben sich die europäischen Zoos der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA) zum Ziel gesetzt und alle ihre über 400 Zuchtprogramme seit 2018 darauf
ausgerichtet.