Ökologischer Wert von Aas: Tiergarten beteiligt sich mit totem Wisent an Forschungsprojekt
Tote Tiere, die voller Leben stecken: Kadaver von Wildtieren sind wahre Hotspots der Biodiversität. Um auf diesem Gebiet weiterführende Erkenntnisse...
Bei den Totenkopfäffchen (Saimiri boliviensis) im Tiergarten gibt es Nachwuchs: In den vergangenen drei Wochen sind insgesamt fünf Jungtiere geboren. Aufmerksame Besucherinnen und Besucher haben gute Chancen, sie auf der Anlage neben dem Giraffenhaus zu sehen. Sie halten sich entweder im Innenbereich oder auf der Außenanlage auf. Noch krallen sich die kleinen Äffchen im Fell ihrer Mütter fest und lassen sich von ihnen herumtragen. In einigen Monaten werden sie dann die ersten Erkundungen alleine wagen. Bei den Totenkopfäffchen gab es im Tiergarten zuletzt 2018 Nachwuchs.
Koordination über Europäisches Zuchtprogramm EEP
Die Zucht der Totenkopfäffchen wird im Europäischen Zuchtprogramm EEP (EAZA ex situ-Programm) koordiniert, an dem sich auch der Tiergarten beteiligt. In diesen Programmen züchten Zoos koordiniert Tierarten, um stabile Populationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums aufrechtzuerhalten. So soll auch das Aussterben von stark gefährdeten Arten verhindert werden.
Vater der fünf neugeborenen Äffchen ist ein Männchen, das Anfang März dieses Jahres im Rahmen des EEP aus dem Zoo Les Sables in Frankreich zur Zucht in den Tiergarten gekommen ist. "Das Männchen kam während der Paarungszeit zu uns. Das war natürlich ein guter Zeitpunkt, wir mussten aber behutsam vorgehen und konnten es nicht direkt zur großen Gruppe lassen. Nach der Ankunft durfte das Männchen erstmal einen Tag zur Ruhe kommen und sich eingewöhnen. Über zwei Wochen hinweg haben wir dann immer mehr Weibchen zu ihm gelassen und ihn so schrittweise an die Gruppe gewöhnt", sagt Dagmar Fröhlich, Tierpflegerin und stellvertretende Revierleiterin.
Totenkopfaffen haben eine besondere Sozialstruktur: Die Weibchen bilden eine Gruppe mit fester Rangordnung und die männlichen Tiere halten sich – außerhalb der Paarungszeit – am Rand der Gruppe auf. "Auch unser Männchen musste sich nach der Paarungszeit häufig vor den Weibchen zurückziehen, die ihm gegenüber dann aggressiver waren. Inzwischen hat er aber viel dazugelernt und konnte sich sehr gut in die Gruppe einfügen. Dass wir im ersten Jahr gleich so viele Jungtiere haben, ist ein großer Erfolg."
Die Tragzeit bei den Totenkopfäffchen dauert in der Regel 150 bis 170 Tage. Im Tiergarten leben derzeit elf Weibchen, ein Männchen und die fünf Jungtiere.
Botschafter für den Schutz der südamerikanischen Tropen
Totenkopfäffchen leben in tropischen Gebieten Südamerikas und kommen in Teilen Boliviens, Brasiliens und Perus vor. "Wegen ihrer markanten Kopfzeichnung und ihres Verhaltens sind Totenkopfäffchen bei den meisten Zoobesuchern sehr beliebt. Sie eignen sie deshalb gut als Botschafter für den Schutz des südamerikanischen Tropenwalds", sagt Diana Koch, Kuratorin im Tiergarten Nürnberg. "Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft die Art derzeit noch als 'nicht gefährdet' ein, die Bestände nehmen allerdings ab. Die koordinierte und gezielte Zucht in menschlicher Obhut wird deshalb auch für diese Tierart immer wichtiger."
Im Verhältnis zu ihrem Gesamtgewicht haben Totenkopfäffchen von allen Primaten das größte Gehirn. Das heißt nicht, dass sie viel schlauer sind als andere Affen, sie können aber schnelle Bewegungen besonders gut wahrnehmen und sind sogar in der Lage, kleine Vögel aus dem Flug zu fangen. Totenkopfäffchen ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Früchten. In den ersten Monaten werden sie von den Müttern gesäugt.