Advent im Tiergarten und auf Gut Mittelbüg
Vorweihnachtliche Stimmung im Tiergarten Nürnberg: Am zweiten Adventswochenende vom 6. bis 8. Dezember 2024, bietet der Tiergarten zwei besonderen...
Der Tiergarten hat am Mittwoch, 31. August 2022, auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogramms EEP (EAZA Ex-situ Programm) einen neuen männlichen Asiatischen Löwen (Panthera leo persica) vom Zoo Frankfurt übernommen. Kater Kiron wurde am 14. April 2018 in Frankfurt geboren und ist der Letzte aus einem Wurf von drei Löwenjungtieren, der den Frankfurter Zoo verlässt. Gemeinsam mit der Löwin Aarany soll Kiron nun im Tiergarten für Nachwuchs sorgen und damit zum Erhalt dieser stark gefährdeten Tiere beitragen.
Genau wie Tigerkater Manu, der vergangene Woche in den Tiergarten kam, darf sich auch Kiron nach der Ankunft in Nürnberg zunächst eingewöhnen. Das Raubtierhaus bleibt während dieser Phase geschlossen. Sobald er gut in der neuen Umgebung zurechtkommt, wird er auch für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein. Löwin Aarany und Tigerin Katinka sind trotz der vorübergehenden Hausschließung in den Außenanlagen zu sehen.
Löwe Kiron folgt im Tiergarten auf Subali, der im August letzten Jahres im Alter von 15 Jahren aus tiermedizinischen Gründen eingeschläfert werden musste. Subali kam 2018 im Rahmen des EEP in den Tiergarten, weil er mit der Löwin Aarany für Nachwuchs sorgen sollte. Die genetische Kombination der beiden wäre für das Zuchtprogramm sehr wertvoll gewesen. Nachdem Subali gestorben war, hat sich der Tiergarten mit der zuständigen EEP-Koordinatorin in Verbindung gesetzt und darum gebeten, für den Tiergarten einen neuen Partner für Aarany zu bestimmen.
Aarany und Kiron sollen für Löwen-Nachwuchs sorgen
Die Entscheidung, welche Tiere in welchen Zoos für Zuchtvorhaben in Frage kommen, trifft das EEP auf Basis wissenschaftlicher Kriterien. "Wir standen mit der EEP-Koordinatorin seit Subalis Tod in engem Austausch, um möglichst bald ein passendes Männchen für Aarany aus einem anderen Zoo übernehmen zu können", sagt Diana Koch, Kuratorin im Tiergarten Nürnberg. "Löwen sind soziale Großkatzen. Deshalb freuen wir uns jetzt, dass Aarany wieder Gesellschaft bekommt. Wir hoffen, dass die beiden gut harmonieren und bestenfalls bald für Nachwuchs sorgen." Löwin Aarany wurde am 4. Mai 2016 im Zoo Aalborg in Dänemark geboren und kam 2018 in den Tiergarten.
Zoopopulation entscheidend fürs Überleben der Asiatischen Löwen
Löwen gehören zu den Großraubtieren und erfüllen als solche wichtige Funktionen in der Natur. Oft fungieren sie als sogenannte Schlussstein-Arten, die für die Stabilität ganzer Ökosysteme sorgen. Fehlen diese Arten, kann es zu Kaskadeneffekten kommen, die das komplette System destabilisieren.
Die Unterart des Asiatischen Löwen, auch Indischer Löwe genannt, gilt laut Weltnaturschutzunion (IUCN) als "stark gefährdet". Aktuell gibt es nur eine einzige Population im Gir-Nationalpark in Indien und angrenzenden Gebieten, wo nach einer Schätzung im Jahr 2017 rund 630 Tiere lebten. Der Bestand ist relativ stabil, allerdings kann er weder wachsen noch sein Areal vergrößern, da die Kapazitätsgrenze des Nationalparks erreicht ist. Aufgrund des räumlich sehr begrenzten Verbreitungsgebiets bedrohen unvorhersehbare Ereignisse wie zum Beispiel Krankheiten oder Waldbrände die gesamte Population. Stabile Populationen in Zoos sind deshalb für das Überleben dieser Unterart essentiell.
Die Zucht der Asiatischen Löwen wird im Europäischen Zuchtprogramm EEP koordiniert, an dem sich auch der Tiergarten beteiligt. Erhaltungszuchtprogramme bedrohter Tierarten, von denen es im europäischen Zooverband mehr als 400 gibt, dienen dem Artenschutz. Sie versuchen Arten und Unterarten für künftige Generationen zu bewahren. Zoos züchten in diesem Rahmen koordiniert Tierarten, um stabile Populationen außerhalb ihres natürlichen Lebensraums aufrechtzuerhalten. EEPs haben das Ziel, über einen Zeitraum von 100 Jahren 95 Prozent der genetischen Information seiner Gründertiere zu erhalten und möglichst alle Gene gleichmäßig in der Population zu verteilen. Die genetische Vielfalt ist für die Gesundheit und Überlebensfähigkeit einer Population ausgesprochen wichtig.