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Aktuelles aus dem Tiergarten

Pressekonferenz zur Delphinhaltung

Der Tod des 6. Delphinkalbes in Reihe hat die Öffentlichkeit stark bewegt und führt selbstverständlich zu kritischen Fragen an uns, den Tiergarten. Insbesondere unsere Besucher haben ein Interesse an Aufklärung und ein Recht auf Informationen. Deshalb möchten wir Ihnen die aktuellen Schlussfolgerungen der Tiergarten-Leitung in Form dieser kurzen Zusammenfassung mitteilen.

I) Die Tiere:
Um die Ursachen für das Sterben der Kälber einengen zu können, haben wir verschiedene Aspekte sortiert:

• Das Verhalten der Mütter:
Als Ursache für den Tod der Kälber können wir ein Fehlverhalten der Mütter prinzipiell ausschließen. Die Mütter Eva, Emy, Anke und Sunny haben keinerlei Verhalten gezeigt, das in irgendeiner Weise der Gesundheit der Kälber hätte schaden können.
Die einzigen Fälle, in denen das Verhalten der Mutter als Ursache für den Tod der Kälber genannt werden kann, ist Nynke (2004 mit der Handaufzucht als Folge aggressiven Verhaltens der Mutter und 2006 - das Kalb starb in einem Konflikt zwischen Nynke und Anke, die das Kalb als Amme angenommen und geführt hatte).

• Verhalten der Kälber:
Sowohl bei Eva als auch bei Sunny haben sich die Kälber normal verhalten. Bereits nach 12 Stunden zeigten die Kälber normales Trinkverhalten, ebenso konnte nach wenigen Stunden beobachtet werden, dass die Kälber sich problemlos von der Mutter trennten und selbständiger wurden.

• Die Mutter-Kind-Beziehungen:
Eva, Emy, Anke und Sunny haben sich vorbildlich um die Jungtiere gekümmert. Die Bindung war sofort hergestellt und das Verhalten der Mütter ohne erkennbare Abweichungen von intakten Mutter-Kind-Beziehungen.

• Individualverhalten der Tiere während der Trächtigkeit:
Die Trächtigkeiten verliefen alle komplikationslos. Wir hatten keine Hinweise, dass die Mütter z. B. unter Stress zu leiden hatten.


II) Das Management:
Auch das Management haben wir in unterschiedliche Kategorien sortiert.

• Die Medizinische Versorgung:
Es lassen sich keine Anhaltspunkte finden, die auf eine Lücke in der medizinischen Versorgung hindeuten. Der Bestand erfreut sich bester Gesundheit.

• Die medizinische Vorsorge und Überwachung während der Trächtigkeiten:
Durch regelmäßige Ultraschall- und Blutuntersuchungen konnten die Trächtigkeiten genau verfolgt werden. Während der Trächtigkeiten gab es keine Auffälligkeiten.

• Die Pathologie: Alle Todesfälle wurden pathologisch untersucht.
Von allen Tieren wurden ausführliche Autopsieberichte durch die LGL in Erlangen erstellt. Die Autopsieberichte haben kein einheitliches Muster der Todesfälle erkennen lassen. Deshalb ging die Tiergarten-Leitung immer von einem statistischen Phänomen aus. Der erneute Todesfall stellt uns vor Fragen, die wir durch eine Studie zu lösen versuchen.

• Das Handling der Tiere:
In keinem der Todesfälle können wir einen Zusammenhang zwischen dem Handling der Tiere und Sterben der Kälber erkennen. Das zuverlässige Handling der Tiere erlaubte die kontinuierliche Überwachung der Trächtigkeiten, eine für die Tiere stressfreie Behandlung und Untersuchung zu jeder Zeit.
Das Team der Tierpfleger und Tierärzte hat in jeder Situation angemessen, hoch professionell und sehr gut koordiniert gearbeitet. Wir können keinen „Kunstfehler“ entdecken. Sowohl die Einschätzungen als auch die praktischen Entscheidungen haben sich im Nachhinein als richtig herausgestellt. Sie konnten aber die Kälber nicht retten.


Vorläufige Schlussfolgerungen für unser weiteres Vorgehen:

• Wir können keine Zusammenhänge zwischen Verhaltensparametern und Sterbefällen erkennen.

• Wir können keine Zusammenhänge zwischen Management und Sterbefällen erkennen.

• Wir können keine Zusammenhänge zwischen der medizinischen Versorgung und den Sterbefällen erkennen.

• Wir können anhand der Autopsieberichte keine Systematik der Sterbefälle erkennen.

• Wir glauben allerdings ein zeitliches Muster zu sehen: alle Kälber starben zwischen den Tagen 0 und 10. (Ausnahme: die Handaufzucht 2004) Wir haben keine Erkenntnisse darüber, warum in den 80er und 90er Jahren 6 Jungtiere weit über 10 Tage hinaus gelebt haben, von denen 5 problemlos heranwuchsen, von denen heute noch 4 leben.

• Die Analyse der individuellen Fälle führt uns nicht zum Ziel. Deshalb lassen wir eine wissenschaftliche Studie durchführen, die das Problem in drei Aspekten auf Populationsebene bearbeiten wird:
a) Analyse unserer Datenbanken
b) Analyse der Gewebe- und Blutproben unserer Delphine
c) Analyse von Referenzproben von Delphinen aus freier Wildbahn – soweit erhältlich

• Folgende Fragestellungen sollen schrittweise bearbeitet werden:
a) Liegt die Neugeborenen-Sterblichkeit außerhalb der statistischen Norm?
b) Lassen sich Korrelationen zwischen Mortalitäten und Haltungsparametern finden?
c) Lassen sich konkrete gemeinsame gesundheitliche Ursachen für die unterschiedlichen Sterbefälle nachweisen?

Die Dauer der Studie ist nicht festgelegt. Erste Ergebnisse sind realistischerweise nicht vor Ablauf eines Jahres zu erwarten. Die Studie wird durchgeführt vom Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin.

• Das Projekt Lagune wird weiter forciert, um die angestrebten Verbesserungen unserer Delphinhaltung endlich realisieren zu können.


Die nächsten Schritte:

• Alle weiblichen Delphine werden auf Trächtigkeit untersucht.

• Für jedes nichtträchtige Weibchen werden wir entsprechend seiner Vorgeschichte und jetzigen Situation eine individuelle Entscheidung treffen, wie wir bis zur Fertigstellung der Lagune weiter verfahren.

• Trächtige Weibchen werden gehalten wie bisher, in der Hoffnung, dass wir verwertbare Erkenntnisse noch während der Trächtigkeit gewinnen können.

• Die Geburt von Jenny wird mit eingeschränkter Hoffnung erwartet.